Psychoanalyse alt

2. Klaus Schlagmann

Persönliche Stile in Psychoanalysen“ –
Bemerkungen zu einem ihrer derzeit führenden Vertreter

anläßlich einer Fachtagung an der „International Psychoanalytic University“ in Berlin, Allerheiligen 2013

Zusammenfassung:

Klaus Schlagmann unterzieht den Aufsatz eines Fachmannes, der als einer der berühmtesten Psychoanalytiker der Welt gilt (Otto F. Kernberg), einer gründlichen Analyse. In dem Aufsatz wird z.B. der Fall einer Frau besprochen, die an Depressionen leidet. Sie hatte als Grundschülerin von (unkonkret) „unter 10 Jahren“ sexualisierte Gewalt von Seiten ihres Vaters erlebt. Kernberg unterstellt ihr, sie habe diese Situation „in typischer Weise … als einen sexuell erregenden Triumph über ihre Mutter“ erlebt und sie müsse „ihre Schuld tolerieren“. Dieses (berechtigte) Schuldgefühl sei der Ursprung ihrer Depression. Diesem Gewaltopfern wird in Kernbergs „Therapie“ sogar zugemutet, dass sie lernen müsse, sich mit der sexuellen Erregung des sadistischen Vaters zu „identifizieren“.

 Diese Art von Therapie läuft auf eine glatte Opferbeschuldigung hinaus und muss geradezu bei den Betroffenen Schaden anrichten! Schlagmann kennt aus der Literatur, aus Darstellungen im Internet oder auch aus eigener Praxis Fälle, in denen es zu schädlichen Entwicklungen nach entsprechenden Opferbeschuldigungen gekommen ist. Er fordert deshalb von verantwortlichen PolitikerInnen die Einrichtung eines „Runden Tisch Psychotherapie-„Opfer“.

                                                                                        (hier weiter lesen)

 

Zu obigem Beitrag stellte Klaus Schlagmann am 30.12.2014 aus aktuellem Anlaß noch eine weiter Ergänzung hinzu, weiter verbreiteten Unfug zurückweisend unter dem Titel :

Alter Mist, frisch gequirlt.

eine Rezension eines kleinen Bändchens von Siegfried Zepf, Florian Daniel Zepf, Burkhard Ullrich & Dietmar Seel: Ödipus und der Ödipuskomplex. Eine Revision

Ein Werk von vier saarländischen Autoren (Siegfried Zepf, Florian Daniel Zepf, Burkhard Ullrich und Dietmar Seel): „Ödipus und der Ödipuskomplex. Eine Revision“ hat mich zur Rezension herausgefordert Das kleine Bändchen gliedert sich in 12 Kapitel, umfasst 109 Seiten Text und 12 Seiten Literaturangaben, ist im Psychosozial-Verlag, Gießen, erschienen (07/2014) und kostet 16,90 €.

Zur Erinnerung: Ödipus war als Säugling mit durchstochenen Fersen in der Wildnis ausgesetzt, auf diese Weise seinen Eltern nachhaltig entfremdet worden. Die frühkindliche Verletzung/Traumatisierung gibt ihm seinen Namen: Ödipus = Schwellfuß. Als junger Mann erschlägt er – unwissend – seinen Vater und heiratet – unwissend – seine Mutter. Er selbst ist es, der mit grandioser Klugheit selbstlos die Zusammenhänge erforscht und am Ende die Wahrheit ans Licht bringt

Der Schwellfuß ist einem erigierten Penis vergleichbar“ – so die Weisheit der vier Autoren (75). Und sie stimmen Freud zu, wonach „der Ödipuskomplex immer einzweifacher […] ein positiver und ein negativer‘ (1923b, S.261) ist“: Jedes Kind zeige sowohl heterosexuelle Impulse („positiver Ödipuskomplex“) als auch homosexuelle Impulse („negativer Ödipuskomplex“) gegenüber Vater und Mutter und entwickle deshalb Rivalität gegenüber dem jeweils anderen Elternteil. Aus der Verdrängung dieser perversen Impulse entstünden psychische und psychosomatische Symptome. Neu an den Überlegungen der Autoren, dass diese „positiven“ und „negativen“ ödipalen Impulse nicht von Ödipus selbst, sondern von seinen Eltern verursacht würden (ebd.): „In Richtung sowohl des positiven als auch des negativen Ödipuskomplex weist möglicherweise auch, dass Ödipus nicht nur einen Schwellfuß, sondern zwei Schwellfüße hat. Beide könnten symbolisieren, dass Ödipus Objekt sowohl hetero- wie auch homosexueller Aktivitäten [seiner Eltern; K.S.] ist, und aufzeigen, dass beide einen erigierten Penis voraussetzen.

Und nur weil den (angeblichen) Impulsen beider Eltern, ihr Kind kastrieren zu wollen, gleichzeitig der ebenso perverse Impuls entgegenstehe, mit ihrem Kind Sex haben zu wollen, komme es nicht zu einer Massenkastration von Säuglingen: Der „kastrierenden Tendenz [der Eltern; K.S.] … stehen die Bestrebungen entgegen, die dem mütterlichen positiven und dem väterlichen negativen Ödipuskomplex entstammen, nämlich dafür zu sorgen, dass das Genitale ihres Sohne unbeschädigt bleibt. Möglicherweise ist es genau diese Intention, welche die Eltern letztlich hindert, die Kastration ihres Sohnes durchzuführen“ (89 f)!

Ein derartig irrsinniges Gedankengebäude – aus dem Jahr 2014!

Freuds Dogma vom „Ödipuskomplex“ ist nicht aufrechtzuerhalten. Anders, als Freud uns glauben machen wollte, führen nicht triebhafte Verirrungen von Kindern gegenüber ihren Eltern, sondern triebhafte Impulse von Erwachsenen gegenüber Kindern bei diesen immer wieder zu psychosomatischen Problemen. Offenbar ist das Ziel der Autoren, diesen Fundamentalirrtum der Freudschen Psychoanalyse zu bemänteln: Es seien die leiblichen Eltern, Laios und Iokaste, die aus ihrem eigenen „Ödipuskomplex“ heraus den „positiven“ und den „negativen Ödipuskomplex“ bei ihrem Sohn verursachten. Ungeklärt, warum dann nicht von „laiotischem“ oder „iokastischem“ Komplex die Rede ist. Noch dazu das Problem, dass in der Zeit seiner angeblichen „ödipalen“ Entwicklung der namensgebende Sprössling überhaupt keinen Kontakt zu seinen Eltern hatte, diese also gar nichts bei ihm verursachen konnten. Ungelöst, was genau dann bei den Eltern deren eigenen „Ödipuskomplex“ verursacht haben sollte. Unhinterfragt, dass unser aller Geschick vom „Ödipuskomplex“ bestimmt sei. Immerhin geraten die Kinder nur noch indirekt an den Pranger: Sie haben bloß darin versagt, ein Sich-Identifizieren mit den auf sie „projizierten“ ödipalen Impulsen der Eltern zu vermeiden.

Verständnislosigkeit, Unsinn und mangelnde Psycho-Logik werden – zum Schaden aller, die je damit in der Patientenrolle konfrontiert werden sollten – in diesem Buch in einem Ausmaß angehäuft, das nicht in wenige Worte zu fassen ist. Auf meiner Webseite habe ich eine ausführliche Rezension bereitgestellt: http://www.oedipus-online.de/Oedipus_Zepf.html

Im Mitteilungsblatt der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes (FORUM 55; 10/2014, S. 24ff) wird dieses Buch jüngst ausführlich rezensiert, und zwar von Dr. Petra Schuhler, leitende Psychologin in der Klinik Münchwies, laut Webseite in Verhaltenstherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie ausgebildet. Warum „der Stellenwert der ödipalen Frage für die klinische Arbeit kaum hoch genug einzuschätzen“ sei, weshalb dieser neu aufgequirlte alte Mist „in seiner klinischen Umsetzung reiche Früchte tragen dürfte“, wieso zu begrüßen sei, dass durch das Buch von Zepf u.a. „dem Ödipuskomplex … die psychosexuelle Dimension zurück[gegeben]“ werde, das bleibt das Geheimnis dieser Rezensentin.

 

3.1 Stefan Finke

Der Hass der Psychoanalyse auf die Literatur – und deren Verteidigung gegen die Psychoanalyse

Die Psychoanalyse, die der Hochliteratur von Sophokles über Shakespeare bis zu den Zeitgenossen Freuds doch so viel verdankt, hat eine Reihe von Interpretationen und Verdikten hervorgebracht, die sich in der psychoanalytischen Theorie und in der psychoanalytischen Praxis stark unterscheiden. Während in der Theorie die Literatur herablassend geduldet, wenn schon nicht geachtet wird, dabei aber in der Regel beschämend unterkomplex allein auf ihre Perversionen und die unbewussten Konflikte der Schriftsteller hinuntergebrochen wird, so wird in der real existierenden psychoanalytischen Praxis literarisches Vermögen und Talent der Patienten bewusst dekonstruiert – Anweisungen dazu finden sich in finsteren Psa.-Lehrbüchern und Anleitungen, wie die verbale und intellektuelle Kapazität der Schriftstellerpatienten zerstört werden könne. Das ist historisch zwar obsolet, und in liberaleren psychoanalytischen Praxen abnehmend häufig gebrauchte Methode, aber in der Realität schert dies viele, vor allem schlechtere Analytiker wenig.
Es wird Zeit für eine Verteidigung der Literatur gegen die Psychoanalyse, einen Vergleich ihrer Eigenschaften – und eine Klärung, was die Literatur leistet, das die Psychoanalyse nicht leisten kann. Ein Bericht aus der eigenen Betroffenheit heraus.

(Beitrag eingereicht am 17.06.2014 Veröffentlicht hat Stefan Finke mit zahlreichen Nominierungen, Preisen und Stipendien ausgezeichnete Hörspiele, kurze Prosa und Theatertexte.)

                                                                                                          (hier weiter lesen)

3.2 Stefan Finke

Wider den Wildwuchs der Psychoanalyse

Wie in 3.1. gezeigt, bestehen in der real existierenden Psychoanalyse reale Defizite, die gern auf Kosten der Patienten ausgelebt werden – was bis zum seelischen oder auch körperlichen Missbrauch gehen kann. Berichte von traumatisierten Betroffenen zeigen immer wieder, wo diese Defizite liegen, und wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. 

                                                                                                       (Hier weiter lesen)

 4.  Ein unbekannt Gebliebener

Erfahrung mit einer pschoanalyti­schen Behandlung

Folgender Bericht steht bereits im GEP-Rundbrief 2/2007. Wir stellen ihn auch in dieser Rubrik vor, weil er den häufigen Fall des Ausgangs psychoanalytischer Behandlungen darstellt, heute sicher nicht anders als vordem. Sie gehen so aus, weil sie letztlich auf wissenschaftlich ganz ungesicherten Glaubenslehren fußen, auf staatlich gedeckten, politisch of­fensichtlich gewollten und ärztlich gebilligten Schwindellehren. So verbreitet die Kritik an ihnen international auch ist, hält die merkwürdige politische Unterstützung dieser Lehren – ihre Motive bis heute ungeklärt – sie weiter am Leben. Cui bono?

 

auch ich „durfte“ eine mehrjährige (5 1/2 Jahre) Erfahrung mit einer pschoanalyti­schen Behandlung machen. Das Leid und die Trostlosigkeit während dieser Zeit kann und möchte ich nicht mehr im Detail beschreiben. Seither sind 12 Jahre ver­gangen, daß ich mich mit diesem Irrweg menschlicher Hilfe auseinandergesetzt habe, in der Hoffnung, diese destruktive Erfahrung doch noch gänzlich zu über-

win­den. Geholfen hat mir dabei sehr das Buch von Dörte v. Drigalski „Blumen auf Granit“, da sie mir mit ihrer eigenen Biographie endlich die Möglichkeit gab, Distanz zu gewinnen, die ich in meinem Abhängigkeitsverhältnis zum Psychoanalytiker

F. v. Th. (N. b. München) fast vollständig verloren hatte. Distanz ist hier für mich enorm wichtig, da ich sonst glauben muß, ich sei nach gescheiterter Therapie eben ein hoffnungsloser Fall und Seelenkrüppel, mit verspielter Option, jemals in seinem

Leben glücklich werden zu können. Dabei hat o.a. Therapeut mir noch eine Er­folgs­garantie gegeben, daß ich mit Sicherheit geheilt aus der Therapie gehen werde.

 Anlaß dafür war mein Druck, daß ich nach 2 Jahren der Behandlung endlich Fort­schritte sehen wollte. Ein Jahr später durfte ich aber schon von gleicher Person erfahren, daß er, so wörtlich, „an mir verzweifeln könne“. Nach „schlappen“ 5 1/2 Jahren Therapie hatte ich mein Bankkonto bis zum Minus-Anschlag überzogen, meine Beihilfeversicherung zahlte nicht mehr. Eigentlich mein Glück, ich konnte endlich raus aus diesem gigantischen und subtilsten, suchtähnlichem Abhängigkeits-verhältnis…

Ich halte diese Therapieform mittlerweile für regelrecht gemein-gefährlich, da die damit verbundene Ideologie bananenrepublikartig alle wichtige Fragen in Standes­vertretungen und Lobbies (u.a. PTK, Kassenvertreter, Gutachter usw.) verhüllt, wie z.B. die Frage der Therapieschäden bzw. Nebenwirkungen, die Beteiligung der Klienten (Klientenbefragung, QM, Behandlungsplan und und, und). Dieses Dogma von Freud in seinen unterschiedlichsten Schulen zieht Leute an, die gehäuft ein deutlich signifikantes Geltungsbedürfnis haben. Damit schließt sich der Teufelskreis meiner Meinung nach. Ich kenne mittlerweile ein ganzes Rudel von Psychoanalyti­ker/innen, privat und auch im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit als Sozialpäda­goge, und konnte mir mein Bild so nicht nur von der Klientenseite her machen. Unglaublich, was diese Methode anrichten kann, ich „beschäftige“ mich schon insgesamt 20 Jahre direkt und indirekt damit, vor allem auch mit den Neben­wir­kungen…

Ich möchte Ihre Aufklärungsarbeit in diesem Zusammenhang moralisch und konkret mit meiner Lebenserfahrung unterstützen.

 Mit freundlichen Grüßen G.R.

Name bekannt, Adresse unbekannt. Anonym zu bleiben, ist für viele Betroffene eine Existenzfrage. Mit Freud-Gläubigen hat er es als Sozialpädagoge ja beruflich auf Schritt und Tritt zu tun. Wir haben von dem Briefschreiber später nichts mehr gehört. W.

 

5.  Klaus Schlagmann

Gustl Mollath ist kein Einzelfall.

Wenn in Deutschland Psychiater und Psychotherapeuten irrtümlich oder leichtfertig Fehleinschätzungen, ja Fehldiagnosen erstellen und Menschen dadurch großen Schaden zufügen, bleiben die Beurteilenden allerdings meist im Verborgenen. Die Verantwortlichen sind kaum zur Rechenschaft zu ziehen. Selbst dann nicht, wenn Patienten durch grobe Fehler des Therapeuten dazu getrieben werden, sich das Leben zu nehmen. Die Experten vermögen ihre Schuld durch fragwürdige fachliche Konstruktionen zu verschleiern. Schlimmer noch: Auf Fachtagungen werden die Opfer mitunter gar verhöhnt. So geschehen im Fall einer Patientin, die als junges Mädchen vom Vater vergewaltigt, als erwachsene Frau von ihrem Psychotherapeuten für eine sexuelle Affäre benutzt worden war. Als der Therapeut sie fallen ließ, nahm sie sich das Leben. Auf der größten Psychotherapie-Fortbildung im deutschsprachigen Raum, in Lindau, trug ein Experte den Fall einem Publikum von mehr als 1.000 Fachleuten so vor, dass die Versammlung wiederholt in Gelächter ausbrach. Von kritischem Hinterfragen des Therapeuten-Verhaltens keine Spur. Zwei andere Experten griffen dieses Beispiel in einer Schweizer Fachzeitschrift auf und setzten die Diffamierung des Suizid-Opfers fort. Ihre Diagnose: „destruktiver Narzissmus“. Wohlgemerkt: Nicht auf Seiten des Therapeuten, sondern auf Seiten des Opfers dieser verpfuschten „Therapie“.

Einer dieser Spezialisten tritt nun am 12. September 2014 als Eröffnungsredner einer großen Fachtagung zum Thema „Narzissmus“ in Hamburg auf. Die Ärztekammer Hamburg vergibt dafür sechs Fortbildungspunkte.

Weiterlesen unter   http://www.oedipus-online.de/Dammann.htm

 

6.  Roland R. Ropers*

Sigismund Schlomo Freud

Hinrichtung des Ungeistes – Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 Opernplatz in Berlin

  „Gegen die seelenzerstörende Überschätzung des Sexuallebens – und für den Adel der menschlichen Seele – übergebe ich den Flammen die Schriften eines gewissen Sigmund Freud!“

Nach der Antrittsvorlesung Alfred Baeumlers, der als Professor für Philo-sophie und politische Pädagogik in die Reichshauptstadt berufen worden war, formierte sich der Fackelzug auf dem Hegelplatz hinter der Universität und zog dann entlang der Museumsinsel zum Studentenhaus in der Oranienburger Straße, wo Lastwagen warteten, auf denen etwa 25.000 Bücher verladen waren. Von Tausenden Schaulustigen gesäumt, gelangte der Zug der NS-Studenten, Korporationsstudenten Professoren in Talaren, Verbände der SA und SS und der Hitler-Jugend, eskortiert von berittener Polizei, durchs BrandenburgerTor über den Linden-Boulevard zum Opernplatz (heute: Bebelplatz) neben der Staatsoper. SA- und SS-Kapellen spielten vaterländische Weisen und Marschlieder, der ganze Opernplatz war mit Scheinwerfern der Wochenschau erhellt. Da der Scheiterhaufen wegen des strömenden Regens nicht entzündet werden konnte, half die Feuerwehr mit Benzinkanistern nach. Etwa 70.000 Menschen nahmen an dieser Aktion teil. Gegen Mitternacht erschien Propagandaminister Joseph Goebbels, promo-vierter Germanist, und hielt seine Rede, an deren Ende von den Büchern nur mehr ein rauchender Aschenhaufen übrig geblieben war. Mit dem Absingen des Horst-Wessel-Liedes endete das Fanal.

 Vier Tage nach seinem 77. Geburtstag hatte man in Berlin die Bücher des österreichischen Neurologen und Begründers der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856 – 1939) öffentlich verbrannt und die Verbreitung seiner Schriften verboten.

Sigmund Freud war der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Wollhändlers, dessen florierendes Geschäft im Zuge der Wirtschaftskrise im Jahr 1857 bankrott ging. Sigmunds Mutter Amalia Nathanson (1835 – 1930) ist die dritte Ehefrau seines Vaters, die nach seiner Geburt noch weitere sieben Kinder zur Welt bringt. Drei von den fünf Schwestern wurden zwischen 1942 und 1943 in Konzentrationslagern umgebracht.

 Am 13. September 1886 heiratet der 30-jährige Sigmund Freud in Hamburg Martha Bernays (1861 – 1951), die Tochter eines jüdischen Gelehrten. Aus dieser Ehe stammen drei Töchter und drei Söhne. Die jüngste Tochter Anna (1895 – 1982) wurde ebenfalls Psychoanalytikerin und übernahm das Erbe des Vaters.

 Im Jahre 1886 richtet sich Sigmund Freud eine kleine Praxis in der Rathausstraße, ab 1891 in der Berggasse in Wien ein. Er wird Facharzt für Nervenleiden. Mit 39 Jahren analysiert Freud zum ersten Mal einen eigenen Traum: „Irmas Injektion“. 1895, als seine jüngste Tochter geboren wird, ist demnach das Jahr der ersten Traumdeutung. Seine schriftliche Abhandlung darüber erscheint aber erst 1899 in einer Auflage von nur 600 Exemplaren.

 Seit 1907 hat Freud einen regen Gedankenaustausch mit dem Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung. Dieser Kontakt endet abrupt im Jahre 1913. 1924 erhält Freud den Ehrentitel: „Bürger der Stadt Wien“. 1932 beginnt die Massenemigration von Psychoanalytikern aus Deutschland. Ein Jahr später erfolgt die Bücherverbrennung in Berlin. Mit 79 Jahren wird Freud zum Ehrenmitglied der „Royal Society of Medicine“ gewählt und geht 1938 nach England. Er stirbt am 23. September 1939 in London infolge einer Morphiuminjektion. Ernest Jones hält die Grabrede und Stefan Zweig die Trauerrede für Sigmund Freud. Sigmund Freud wurde 83 Jahre alt.

 Als Ende 1926 Stefan Zweigs Novellenband „Verwirrung der Gefühle“ erschien, widmete der Autor dem verehrten Psychoanalytiker ein Exemplar mit den Worten: „Professor Siegmund Freud, in alter inniger Verehrung, Stefan Zweig“. Eine „künstlerische Hochleistung“ nannte Freud das Buch in seiner Antwort, den Autor „einen Schöpfer ersten Ranges“.

Verwirrend ist in der Tat vieles, was sich da zwischen dem Dichter und dem Psychoanalytiker abspielte. Da schreibt ein Schriftsteller unter dem Einfluss der Freud’schen Psychoanalyse Novellen, die von Freud psychoanalytisch gedeutet und bewertet werden. Bei der Deutung unterstellt der Analytiker dem Dichter, vom „geheimen Sinn“ zumindest einer seiner Novellen nichts zu wissen, beansprucht also, den Sinn des vom Autor Geschriebenen besser zu verstehen als dieser selbst. Zugleich haben wir es bei dem Autor mit jemandem zu tun, der von sich, im selben Brief, schreibt: „Mir ist Psychologie (Sie verstehen dies wie kein zweiter) heute eigentlich die Passion meines Lebens“. Seine Novellen wiederum werden gelesen von einem Wissen-schaftler mit der gleichen Passion. „In Ihre Gedanken finde ich mich leicht hinein als wären es meine guten Bekannten“, schrieb Freud 1908 an Zweig. Freud bewunderte in ihm sein eigenes Spiegelbild im Bereich der psychologischen Literatur. Zweig wiederum verehrte in Freud sein Spiegelbild im Bereich der wissenschaftlichen Psychologie.

Wie Arthur Schnitzler war Stefan Zweig für Sigmund Freud eine Art Doppelgänger. Die Beziehung zwischen Zweig und Freud war jedoch schon deshalb anders geartet, weil der Altersunterschied zwischen ihnen ein anderer war. Freud wurde 1856 geboren, Schnitzler sechs Jahre später. Er hätte sein jüngerer Bruder sein können. Zweig hingegen, 1881 geboren, ist fünfundzwanzig Jahre jünger als Freud, er hätte also sein Sohn sein können.

Respektvoll fragte der bereits berühmte Dichter 1924 bei Freud an, ob er ihm sein neues Werk widmen dürfe. Es ging um das Buch „Kampf dem Dämon“ über Hölderlin, Kleist und Nietzsche. Als das Buch vorlag, bekannte Zweig: „manche Capitel wie ‚Die Pathologie des Gefühls‘ bei Kleist oder die ‚Apologie der Krankheit‘ im Nietzsche hätten nicht geschrieben werden können ohne Sie. Ich meine damit nicht, dass sie Resultate psycho-analytischer Methode wären – aber Sie haben uns den Mut gelehrt, an die Dinge heranzugehen, furchtlos und ohne jede falsche Schamhaftigkeit“.

Zweig schuf sich ein Bild von Freud, das ein Ideal-Bild war, das Bild eines Mannes, der er selbst zu sein wünschte und der er selbst zu sein glaubte, zumindest zeitweilig. Leitmotiv von Zweigs Freud-Verehrung ist „Mut“. „Mut ist notwendig für die Wahrhaftigkeit – das bezeugt Ihr Werk wie kaum eines unserer Zeit.“ (Brief vom 15. April 1925) Der Psychoanalytiker Johannes Cremerius, dem eine der ersten Studien zur Beziehung zwischen Zweig und Freud zu verdanken ist, nachgedruckt in seiner unlängst neu aufgelegten Aufsatzsammlung „Freud und die Dichter„, stellte dem Autor die Diagnose: „heroische Identifizierung„.

Für Stefan Zweig war die Psychoanalyse eine Revolution und „Sigmund“ Freud ihr siegreicher Held. In den 1944, nach Zweigs Tod, erschienenen Erin-nerungen „Die Welt von Gestern“ erklärte er: „Noch lange ehe ich selbst des ganzen Ausmaßes der geistigen Revolution gewahr wurde, die sich langsam aus den ersten grundlegenden Arbeiten Freuds vorbereitete, hatte mich die starke, moralisch unerschütterliche Haltung dieses außergewöhnlichen Mannes ihm bereits gewonnen. […] Man konnte sich keinen geistig unerschrockeneren Menschen denken.“

Alles, was Zweig an und über Freud schrieb, zeigt: Er bewunderte Freuds Psychoanalyse, aber weit mehr noch Freud als Persönlichkeit. Ob Zweig wirklich, wie gelegentlich behauptet wurde, die Psychoanalyse auch in Freuds Sprechstunden kennen lernte, lässt sich nicht sicher belegen. Und wie fundiert Zweigs Psychoanalysekenntnisse waren, ist unklar. Cremerius hat dazu ein vernichtendes Urteil gefällt. Zweigs gut gemeinten, doch unqualifizierten Lobreden auf Freud hätten der Psychoanalyse geschadet. In seinen Briefen nimmt Zweig zu den Theorien Freuds nur selten Stellung. Seine Urteile über Freuds Werke haben neben den persönlichen Achtungsbekundungen eher ästhetischen Charakter. Am 30. Dezember 1932 schrieb Zweig in einem Neujahrsgruß: „Am vorletzten Tag des Jahres lese ich mit wirklich geistigem Genuss Ihre wunderbaren Vorlesungen.“ Gemeint sind die „Neuen Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“. Auf sachliche Einzelheiten geht Zweig auch hier nicht ein – als habe er Angst, sich vor Freud intellektuell bloßzustellen.

Dazu hatte ihm Freud zwei Jahre vorher einigen Anlass gegeben. Ende der 1920-er Jahre begann Zweig mit einem, was die Beziehung zu Freud angeht, heiklen Unternehmen: mit der Arbeit an einem biografischen Freud-Porträt. Am 6. Dezember 1929 kündigte er ihm einen Essay mit dem Titel „Die Heilung durch den Geist“ an. Das Buch erschien 1931 und porträtierte Franz Anton Mesmer, den in Wien ausgebildeten Arzt und Begründer der Lehre vom „animalischen Magnetismus“, Mary Baker Eddy, die Gründerin der Sekte „Christian Science„, und schließlich Sigmund Freud. Auch hier stilisierte Zweig den Psychoanalytiker zur heroischen Figur in finsteren Zeiten, zu einem singulären Genie im revolutionären Kampf gegen lebensfeindliche und verlogene Traditionen:

„Durch die ungeahnten Fortschritte seiner Wissenschaft war das neunzehnte Jahrhundert in eine Art Vernunftrausch geraten. […] Eine ungeheure Armee von Wächtern, uniformiert als Lehrer, Erzieher, Pastoren, Zensoren und Gouvernanten, wird aufgestellt, um eine Jugend von ihrer Unbefangenheit und Körperfreude abzuzäunen. […] Konsequenz dieses hundert Jahre beharrlich fortgesetzten Sichverbergens und Sichnichtaussprechens aller gegen alle: ein beispielloser Tiefstand der Psychologie inmitten einer geistig überragenden Kultur. […] Ein ganzes, ein entsetzlich langes Jahrhundert beherrscht diese feige Verschwörung des ’sittlichen‘ Schweigens Europa. Da plötzlich durchbricht es eine einzelne Stimme. Ohne jede umstürzlerische Absicht erhebt sich eines Tages ein junger Arzt im Kreise seiner Kollegen und spricht, ausgehend von seinen Untersuchungen über das Wesen der Hysterie, von den Störungen und Stauungen der Triebwelt und ihrer möglichen Freilegung. Er gebraucht keine großen pathetischen Gesten, er verkündet nicht aufgeregt, es sei Zeit, die Moralanschauung auf eine neue Grundlage zu stellen, die Geschlechtsfrage frei zu erörtern, – nein, dieser junge, strengsachliche Arzt spielt keineswegs den Kulturprediger im akademischen Kreise. Er hält ausschließlich einen diagnostischen Vortrag über Psychosen und ihre Ursächlichkeiten. Aber gerade die unbefangene Selbstverständlichkeit, mit der er feststellt, dass viele, ja sogar eigentlich alle Neurosen von Unterdrückungen sexuellen Begehrens ihren Ausgang nehmen, erregt aschgraues Entsetzen im Kreise der Kollegen. […] Schon das erste öffentliche Auftreten Sigmund Freuds – die Szene hat sich tatsächlich ereignet – wirkt im Kreise seiner Fakultätskollegen wie ein Pistolenschuss in der Kirche. […] Aber Freud ist es nicht um Anstand zu tun, sondern um Aufrichtigkeit. […] Mit jener hartnäckigen Uner-schrockenheit, mit jenem menschlichen Mut und jener intuitiven Kraft, die zusammen sein Genie bilden, lässt er nicht ab, gerade an der allerempfindlichsten Stelle fester und fester zuzudrücken, bis endlich das Geschwür dieses Schweigens platzt, bis die Wunde freigelegt ist und man die Heilung beginnen kann. […] Nicht wie Freud an diese Sphäre, sondern dass er überhaupt an sie rührt und zu rühren wagt, bedeutet schon Kampfansage zu einer Entscheidungsschlacht.“

Auf solche überschwängliche Passagen folgt allerdings geradezu Unglaubliches: Kritik an der Psychoanalyse. Sie wendet sich gegen die Laienanalyse, die den Dilettantismus einer dem Anspruch nach wissenschaftlichen Methode befördert habe. Außerdem erschien Zweig die Psychoanalyse zu begrenzt auf eine Individualpsychologie zu sein. „Ausschließlich Wissenschaft vom Individuum, weiß sie nichts und will sie nichts von einem gemeinschaftlichem Sinn oder einer metaphysischen Sendung wissen: darum erlichtet sie nur die seelischen Tatsachen, aber die erwärmt nicht die menschliche Seele.“ Distanz zeigt Zweig auch zum „Ödipus-Komplex„. Er sei ein Stützpfeiler „der nach vollendetem Bau ohne Gefahr entfernt werden kann.“

Schon in der Entstehungsphase dieses Porträts war Freud auf Zweig nicht gut zu sprechen. Als der Essay vorlag, kritisierte Freud ihn höflich, aber vehement. Am 17. Februar 1931 schrieb er an Stefan Zweig: „Daß einem das eigene Portrait nicht gefällt oder daß man sich in ihm nicht erkennt, ist eine gemeine und allbekannte Tatsache. Darum eile ich meiner Befriedigung Ausdruck zu geben, daß Sie das Wichtigste an meinem Fall richtig erkannt haben. Nämlich daß soweit Leistung in Betracht kommt, diese nicht so sehr Sache des Intellekts als des Charakters war. Das ist der Kern Ihrer Auffassung u das glaube ich auch selbst. Sonst könnte ich es beanstanden, daß Sie das kleinbürgerlich korrekte Element an mir allzu ausschließlich betonen, der Kerl ist doch etwas komplizierter; zu Ihrer Schilderung stimmt nicht, daß ich doch meine Kopfschmerzen und Müdigkeiten gehabt habe wie ein anderer, daß ich leidenschaftlicher Raucher war, (ich wollt‘ ich wär es noch) der der Zigarre den größten Anteil an seiner Selbstbeherrschung und Ausdauer bei der Arbeit zugestand, daß ich bei aller gerühmten Anspruchslosigkeit viel Opfer für meine Sammlung griechischer, römischer und ägyptischer Antiquitäten gebracht und eigentlich mehr Archäologie als Psychologie gelesen habe, daß ich bis zum Krieg einmal nachher wenigstens einmal im Jahr Für Tage oder Wochen in Rom sein mußte udgl. Ich weiß von der Kleinkunst her, daß das Format den Künstler zu Vereinfachungen und Weglassungen nötigt, aber dann entsteht leicht ein falsches Bild.“

Geradezu beleidigend sind dann die folgenden Sätze, hatte Stefan Zweig doch ein Jahr vorher Freud gegenüber seine Kompetenz in Sachen Psychoanalyse beteuert: „Ich bin schließlich durch Jahre auf diese Arbeit vorbereitet.“ Jetzt bekam er von Freud das Gegenteil zu hören: „Ich gehe wahrscheinlich nicht irre in der Annahme, daß Ihnen der Inhalt der psa. Lehre bis zur Abfassung des Buches fremd war. Umso mehr Anerkennung verdient es, daß Sie sich seither soviel zu eigen gemacht haben. An zwei Stellen kann man Sie kritisieren. Sie erwähnen fast gar nicht die Technik der freien Association, die Vielen als die bedeutsamste Neuerung der PsA erscheint, der methodische Schlüssel zu den Ergebnissen der Analyse ist, und Sie lassen mich das Verständnis der Träume vom Kindertraum her gewinnen, was historisch nicht zutrifft, nur in didaktischer Absicht so dargestellt wird.“

Zweig blieb trotz solcher Kritik ein wohlgefälliger Sohn. Noch in seinen letzten Worten an Freud zeigt er sich als solcher. Er sprach sie zu einem Toten – im September 1939 in London am Sarg Sigmund Freuds: „Er hatte sein Werk vollendet und sich innerlich selbst vollendet. Meister selbst über den Urfeind des Lebens, über den physischen Schmerz durch Festigkeit des Geistes, durch Duldsamkeit der Seele, Meister nicht minder im Kampf gegen das eigene Leiden, wie er es zeitlebens im Kampf gegen das fremde gewesen, und somit vorbildlich als Arzt, als Philosoph, als Selbsterkenner bis zum letzten bitteren Augenblick. Dank für ein solches Vorbild, geliebter, verehrter Freund, und Dank für Dein großes schöpferisches Leben, Dank für jede Deiner Taten und Werke, Dank für das, was Du gewesen und was Du von Dir in unsere eigenen Seelen gesenkt – Dank für die Welten, die Du uns erschlossen und die wir jetzt allein ohne Führung durchwandeln, immer Dir treu, immer Deiner in Ehrfurcht gedenkend, Du kostbarster Freund, Du geliebtester Meister, Sigmund Freud.“

Allein ohne Führung“ blieb Stefan Zweig allerdings keine drei Jahre. Am 23. Februar 1942 nahm er sich in Petropolis/Brasilien das Leben. Er wurde 60 Jahre alt.

 

Ergänzende Bemerkungen (F. Weinberger)

Was die Bücherverbrennung der Nazis 1935 betrifft, eines der schändlichsten Er­eignisse in der deutschen Wissenschaftsgeschichte, so ist zu erin­nern, daß auch Viktor von Weizsäcker, nach ’45 der wirkmächtigste Pro­mo­to­r der psy­cho­analytischen Psychosomatik, heute eines ärztlichen Fachgebiets, ein Buch Freuds ins Nazi-Feuer warf.

Und was Zweigs lebenslängliche Verehrung für Freud betrifft, den Auftakt quasi zu dessen lang währender Glorifizierung,  so zeigt sie, daß auch wahrhaft große Menschen vor Irrtum nicht gefeit sind.

* Roland R. Ropers, geb. 1945, Religionsphilosoph, Begründer der Etymosophie , Buchautor und Publizist, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit, Kolumnist von The EPOCH TIMES Deutschland und KIRCHE IN, Wien.

7. Wolfgang Paul, 30.12.2014

Psychoanalyse hat mit Naturwissenschaft nichts zu tun und damit auch nichts mit der Medizin. Von einem Glauben wie dem Buddhismus unterscheidet sie sich nur durch die Verwendung von Worten aus der Naturwissenschaft, nicht die einzige „Ideologie“, die das missbräuchlich macht. Naturwissenschaft definiert sich als unpersönliche und objektive „Beobachtung“ von „Natur“ und ihre Sprache ist die kontextfreie Logik und Mathematik.Bekanntlich gibt es auch Hypothesen in der Naturwissenschaft. Nur dürfen sie nur dann „wissenschaftlich“, wenn sie prinzipiell empirisch überprüfbar sind (Popper).

Diese Grenze hat Freud und die Psychoanalyse längst überschritten. Da ist nichts überprüfbar! Was möchte man bitte objektiv „beobachten“ aus einer vergangenen Kindheit, an die man sich selbst nicht mehr erinnern kann???Eigentümlich für den Mensch ist sein großes „Kausalitätsbedürfnis“, die berühmte „warum“-Frage, bei der ein echter Naturwissenschaftler immer sehr bescheiden ist, frei nach Sokrates: ich weis dass ich nichts weis. Der Psychoanalytiker nutzt, oder missbraucht diesen Wunsch, er weis alles.Gelegentlich äußert er sich auch ungefragt, wie das Glaubensverkünder so an sich haben.Das Wort „Heilung“ ist daher ganz besonders mit Vorsicht zu verwenden.Wenn ich einem Patient erkläre, dass sich in ihm ein tödlicher Krebs gebildet hat, erkläre ich ihm gleichzeitig, weil die Frage immer kommt, dass er daran ganz sicher „unschuldig“ ist, das ist wichtig. Gelingt dann eine Entfernung dieses Gewebes (Routineeingriff), geht er in aller Regel gestärkt in sein weiteres Leben. Realitätsnähe ist langfristig immer ein Vorteil. Menschliches Leben ist NICHT naturwissenschaftlich berechenbar; was viele nicht verstehen, nicht aus Mangel an Wissen.Es gibt nur Wahrscheinlichkeiten.Ich bin nicht der einzige, der Psychoanalyse NICHT anerkennt, aber „gefühlt“ in einer noch abnehmenden Minderheit.

 

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