Rechenschaftsbericht zur Jahresversammlung 2014

… Gustl Mollath war und ist das erfreulichste Thema des letzten Jahres, weil es ihm die Frei­heit zu­rück­brachte und – ich darf’s mal sagen – auch unsere Be­mü­hun­gen mit Erfolg be­lohn­te. Seine Re­habilitierung ist gewiß das vornehmsteNahziel unser aller. Nie­man­dem ist es „viel zu bescheiden“ (Dr. Stra­te in einer mail vom 31.12.13). Es zu er­reichen ist gewiß die erste und einzige Aufgabe seines Verteidigers. Es möge aber auch niemand den Widerstand ge­­gen den Psy­chia­trie­miß­brauch all­ge­mein da­mit hintertreiben. Des­sen Opfer wurden neben Mollath auch viele an­dere und viele dro­hen es weiter zu wer­­­den.

 Dem Protest vieler Menschen, die sein Schicksal berührte, wie der Arbeit einiger weniger, die seinen Fall gründlich durchleuchteten, muß­ten sich das System, die „politische Klasse“, so lan­g es auch dauerte, beugen. Sie mußten Mollath freilassen.[1] Er hat jetzt noch schwe­re Prü­fun­gen vor sich. Am 7.7.2014 beginnt das Wie­der­auf­nahme­ver­fah­ren am Landgericht Regens­burg.

 Dieses wirft psychiatrische Schatten wieder voraus. Das Gericht will partout eine neue Be­gut­ach­tung Mollaths und als Gutachter Prof. Nedopil haben, was eine Zu­mu­tung ist. Die Psychiatrie kam nur durch einen von seiner Ex-Frau ver­an­laß­ten ärztlichen Kunstfehler ins Spiel, das Attest der Erlanger BKH-Ärztin Dr. Krach. Eine neue Be­gut­ach­tung spielte den Damen erneut zu. Das letzte Gut­ach­ten, meines, hat, von bayerischen Gerichten verrissen, vom Bundes­ver­fas­sungs­gericht aber aner­kannt, Mollath für gesund und unge­fähr­lich befun­den. Das ganze Land hat ihn am Fernsehen so wiederholt auch erlebt. An der exzessiven La­dung Ne­do­pils zu allen 17 Ver­­hand­lungstagen ist bei der erneuten Nicht-Beach­tung meines Gut­achtens jetzt durch das Landgericht Regensburg Geruch. Die Generalstaatsanwaltschaft München hat Mitte April Ermittlungen ge­gen bishe­rige Verfahrenbeteiligte abge­lehnt. Ist da ein faires Verfahren überhaupt noch zu erwaren? Die be­obachtende Teilnahme des Psy­ch­iaters Dr. Lippert bei der Verhand­lung am Amts­­­ge­richt Nürnberg am 24.2. 04 hatte bereits vor­ver­ur­teilende Wirkung. Was soll ein neu­er Gut­achter jetzt und sei es ein „re­nom­mier­ter“? Zwei von der Sor­te, die Professoren Krö­ber und Pfäff­lin, wa­ren an Mol­lath schon dran, brachten ihn mit ihren Fehleinschätzungen weiter ins Verderben, das Fach da­zu in Mißkredit.

 Wir nahmen primär immer die psychiatrische Seite des Mollath-Skandals ins Visier. Prof. Dieck­höfer ging im März den Präsidenten der DGPPN in nicht mehr zu über­bie­tender Schärfe an (s. Anhang). Da die Herren Leipziger, Kröber, Pfäfflin und Co. von der Fachvertretung, diese aber von mächtigen Politikern und von den Medien gedeckt werden, auch von solchen, die von besagten Herren (Leipziger etc.) noch ab­rückten, konnten und können sie vereint die Kri­tik an psychia­tri­schen Fehlhandlungen übergehen. Seit 40 Jahren – wir zeigten damals solche Mißbräuche in der Sowjetunion an – machen sie’s so. Psychiatrie und Psychologie bieten Politikern halt zu patente Mittel, Unliebsame auszuschal­ten.

Inzwischen ist Mollath mit anderen zusammen gegen Übergriffe in der Psychiatrie hierzu­lande selbst aktiv gewor­den, u.a. gegen eine 60-tägige (!) Fixierung[2] im Bezirkskran­ken­haus Tauf­kirchen. Zwangs­un­ter­brin­gun­gen, Fixierungen, Isolie­rungen, Zwangs­­me­dikation sind, auch wenn kurz­­fristig an­ge­wandt, immer von Übel, mitunter aber leider unum­gäng­lich. So skandalös auch Mollath als Gesun­dem eine Zwangs­me­di­ka­tion drohte: Vie­­le tät­liche Über­grif­fe durch Mit­insassen in der Foren­sik in Strau­bing und Bay­reuth, eben durch schwer­kran­ke, ge­fähr­liche, sind wohl auch ihm durch sol­che Me­dikation er­spart ge­blie­ben. Das The­­ma „Zwang in der Psy­ch­ia­trie“ ist immer ernst, für Effekthascherei aber zu kom­­plex. Ein Abstellen allein auf Zwangsmaßnahmen, auf Mißstände in der Psychiatrie greift einfach zu kurz, ist gar gefährlich, weil da­mit die Umstände außen vor bleiben, durch die ihre Mißbräu­che zustande, ge­sunde Men­schen zu Unrecht in ihre Fänge kommen. Viele Antipsychiater konzen­trier­­ten sich auf solche Mißstände. Ihre Klagen griffen die Macht­ha­ber, Regierung und Opposition, in den 1970ern gerne auf und veran­stalteten damit und mit viel Tamtam die Psych­ia­trie-En­quête und –Re­form, die autoritäre Staats­­­psy­chiat­rie noch verstärkte und sie Po­­li­tiker/inne/n vom Schlag der Ministerin Merk (CSU) oder des Land­tags-Rechts­aus­schuß-Vor­sit­zen­den Schindler (SPD) wei­ter aus­lie­ferte (RB2/12,2). Unsere Antipsychiater waren über die Jahre so vielfach der Psychiatriemißbräuche beste Helfershelfer. 

Daß wir diese Umstände, die Mißbräuche begünstigenden, ja erst ermöglichenden Strukturen der Psychiatrie als Kern des Übels angriffen, das brachte uns über Jahrzehnte den Unwillen, ja den Haß der „politischen Klasse“ und ihrer Mitläufer, zuerst freilich un­serer Fachvertretung ein, stärkte aber auch unsere Un­ab­hän­gig­keit. Diese aber war die Vor­aus­set­­zung meines Gut­ach­tens, das die Kam­pagne für Mollath ermög­lich­te und, auch wenn’s noch­­mals zwei Jahre dau­erte, schließ­lich mit seine Frei­las­sung bewirkte. Es ist nun einmal so: Ohne GEP, in der wir den Wi­der­stand gegen diese Miß­bräu­che des Fachs über 40 Jahre hinweg aufbauten, wäre es nie zu einem solchen Gut­achten ge­­kom­men. Ge­gen die „Koryphäen“ Kröber und Pfäfflin wäre im ganzen Land kein ande­rer Psych­iater für Mollath eingetreten.[3] Ohne solch psychiatrisches Zeugnis aber hätte kein Unterstützerkreis für Mollath die Stimme erheben können, wäre vor allem kein Journalist angesprungen, hätte niemand im Land, auch kein RA Strate ein Sterbenswörtchen von Mollath erfahren, hätte dieser wohl in der Forensik seine Tage beschlossen.

 Seinen Fall muß die „politische Klasse“ jetzt in Ordnung brin­gen. Er hängt ihr schwer genug schon am Bein. Das System des Psy­chia­triemiß­brauchs, ihr pa­tentes Macht­mittel, aus dem heraus das Vorgehen ge­gen Mollath erst möglich wurde, will sie sich offensichtlich aber er­­halten. Sie „brau­cht“ es, um „Störer“ zu er­ledigen, und gebraucht es weit häu­figer als öffentlich be­kannt wird, meist freilich in weni­ger spek­ta­kuläre Wei­se. Einen ganz all­tägli­chen Fall, den von Frau Kau­se, stellte ich in unserem letzten Rundbrief 1/13,5 vor, einen von gewiß vielen.[4] Seit 40 Jahren verfolgen wir ja über Ein­zel­fälle hin­aus das Ziel, dieser konzertiert von der inter­na­tio­na­len „politischen Klas­­se“an­gelegten Re­pres­sionsmethode beizukommen. Das ist ganz offen­sicht­lich der Grund, war­um die Me­dien – glaube an ihre Unabhängigkeit, wer will – auch im Fall Mollath die Psy­chia­trie selbst von jeder Kri­­­tik ausnah­men und uns, die ein­zigen im Land, die ihrem Mißbrauch weh­ren, tot­schwie­gen oder wie Frau La­kotta vom SPIE­GEL herunter­rissen. Daß besagte Klasse auf „unte­ren“ Eta­gen ge­nü­gend Mit- und Nach­schwät­­­zer fin­det, kluge Leu­te da­bei, aber auch ande­re, wundert nie­manden. „Obe­re“ Ansichten und Pa­rolen tropfen im­mer nach unten ab.

 Gewiß setzten sich die meisten Unterstützer Mollaths ehrlichen Herzens für ihn ein. Einer der frü­hesten und tatkräftigsten sitzt hier unter uns. Es gibt aber auch ande­re, meist nach­träg­lich auf­ges­prun­ge­ne, die Mollaths Fall als Einzelfall  behandeln und ihn be­nüt­zen, um mit ihm den Wi­der­stand gegen Psy­ch­iatrie­­miß­bräu­che all­ge­mein und uns, die wir ihn nun einmal als ein­zi­ge im Land seit 40 Jahren lei­sten, zu dis­­kre­ditieren, sie de facto Unter­stüt­zer vor allem des Miß­­­­brauchs­­sy­stems und seiner politischen Ver­­­an­­stal­­ter.[5] Die Her­ausgeber des „Un­­ter­stüt­zer­buchs“ STAATS­­­­­VER­SA­GEN AUF HÖCH­­­­­STER EBE­NE, die So­zio­lo­gen Pomm­­­ren­ke und Klöck­ner brachten an uns vorbei zwei Psy­ch­ia­ter zu Wort, die Mollath noch nach seiner Freilassung (!) er­neut un­ter Kran­ke, ja kran­ke Straf­täter stellten, die Dres. Torhorst und Rauchfuß, bewährte Vertreter des Systems. Und Mollaths neue Un­ter­stützerin OSTAin a.D. Ga­bri­ele Wolff griff uns, Herrn Dieck­höfer und mich, auf ih­rem „Unter­stüt­zer“-Blog[6] mit be­sonderer Inkompetenz und In­famie an (RB 1/13, 7.2).[7] Gut kom­­men­­t­iert sie Juri­sti­sches. Schmä­­hungen streu­­­ten im Netz auch der manchen hier im Raum be­kannte Rai­ner Hoff­mann[8] und der gern Psych­ia­ter spielende Post­bote Postel. Dazu breiteten im Netz weitere neue „Mollath-Un­ter­stüt­­zer“ ihr Bes­ser­wissen über Psy­ch­ia­trie aus und richteten ihre vor­be­ste­hen­den, von Leip­zi­ger und Co. natürlich bestärkten Vorurteile gegen das Fach, das für viele Kranke immer noch hilfreiche, unverzichtbare, jetzt ge­gen uns, gegen Herrn Dieck­­höfer und mich, die wir Mollath aus der Psychiatrie her­ausgepaukt ha­ben. Am Funk­tio­nie­ren des Mißbrauchsystems haben höch­ste Kreise weit über die baye­rische Ex-Justiz­-, heutige Euro­pa­mi­ni­ste­­rin Merk hin­aus höchstes Interesse. Da sind sie für jedwede Unterstützung, auch die unterste, dankbar. Ganze Lager von Andersdenkenden können sie so bequem etwa als „Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker“, also auch „Wahn­­kranke“, diffamieren, elegant erledigen. Macht zieht selbst aus unverdächtigen Zonen noch Unterstützer an.

 Mit „Un­ter­stüt­zern“ wie den angeführten konnten sie die fachliche Seite auch des Mollath-Skan­dals schön ab­decken, konnte das Landgericht Re­gens­­burg bei Benennung der vor­gese­he­nen Zeu­gen im Wiederaufnahmeverfahren uns gut jetzt „über­sehen“.[9] Das Zu­­sam­men­­spiel von Ak­teu­ren auf un­ter­schied­lichen, auf poli­tischen, psy­chiatrischen und juri­sti­schen Ebenen zeig­te schon zu So­wjet­zeiten das Syste­ma­ti­sche am Psy­ch­ia­trie­miß­brauch an. Mit solchen „Unterstützern“ könnte es seinen jetzt west­li­chen Ver­anstaltern ge­lin­­gen, das Sy­stem des MIßbrauchs sich zu erhalten. Ich erinnere dar­an, wie um 1990, als die Sowjetunion einknickte, in un­se­rem damals in­ter­­­na­tio­na­len Dachverband IAPUP ver­lau­te­te, die ame­ri­ka­ni­schen Geld­ge­ber, u.a. die Smith-Ri­chard­son-Foundation (RB1/11, Fn12),[10] woll­­ten das Wort „Psy­chia­trie­­­miß­brauch“ nicht mehr hö­ren. Darüber kam es in IAPUP zur Spaltung. Be­­sagtes Wort ist weithin jetzt tabu. Wie die Geld-affinen IAPUPler damals könnten als Ab­­­fäl­scher jetzt freilich auch manche Mol­lath-„Un­terstützer“ noch auf der Strecke bleiben.

 Offensichtlich können im System des Rechtsstaates mafiose Subsysteme existieren, ein korruptes Psycho-System“ vielleicht gar nicht das einzige. Mit der 68er Bewegung hielt es Einzug. Ihm kam und kommt zugute, daß die Allge­mein­heit meist un­­kla­re Vor­stellun­gen von See­len­(heil­)kunde und –heil­kund­lern hat. Die Medien haben wenig getan, dem ab­zu­hel­fen. Schon die Berufs­be­zeich­nungen Psy­ch­ia­ter, Psy­­­­chologe werfen sie regelhaft durch­ein­­an­der und das Wort „Psy­ch­iatrie­miß­brauch“ meiden sie strikt.Wohl kratzten sie an den Her­­ren Leip­­­­ziger, Krö­ber, Pfäfflin, lie­ßen jedoch die sie deckenden Reprä­sen­­tanten und Struk­turen des Fachs gänzlich unbe­rührt.[11] Die Mol­lath-Ver­­an­stal­tung der Münch­­­­­ner Me­di­zin­­stu­den­­ten am 13.12.13 war die erste und bisher ein­zige, bei der die fach­lich Seite des Skan­­dals durch Referate von Prof. Dieck­­höfer, Dr. Zie­gert und mir erst­mals näher zur Spra­che kam. Die SZ, die für ihre Pu­blizi­stik in Mollaths Sache gar einen Preis erhielt, ging schön an ihr vor­bei.[12]

 Nicht weniger desin­te­res­siert die ärztlichen Me­di­en.[13] Im DEUT­SCHEN ÄRZTE­BLATT wie in den Fach­jounalen wird mehr und mehr psychiatrische Hilfe reklamiert.[14] Die ak­tu­ellen Schänd­­lich­kei­ten im Fach tauchen nicht auf. Wenn ja einmal Kritik verlautet, wie von Richtern Gut­achtern gelegentlich signalisierte Tendenzen (Prof. Gresser in DÄ 6/14 an), wird wie in DÄ 14/14 abge­wie­gelt.

 Am häufigsten begegnen uns derzeit Klagen über „psycho-justitielle Übergriffe auf familien­recht­lichem Gebiet. Hier sorgen für Verdruß Gutachten weniger von Psychiatern als von Psycho­logen. Beide Professionen hängen ja am gleichen Diagnose-System. Elternprrotest1Das ist überhaupt der Knackpunkt. Das Jugendamt ist nur vorgeschaltete Instanz (nebenstehende Aufnahmen von einem Eltern(teil)-Protest in München im Sommer 2013 – keine der Münchner Zeitungen berichtete). Wer immer Kom­pe­tenz über den Men­schen beansprucht oder innehat, ist irrtums­an­fäl­lig, mitunter korrumpierbar.[15] Durch hergeholte ICD- oder DSM-Diagnosen werden vielen Tren­nungseltern ihre Kinder geraubt. Elternprotest2Jüngst hatte ich zu A.D. (s. RB 2/12,7.1), der 2012 ihre zwei kleinen Kinder ent­zo­gen worden sind, erneut Stel­lung zu nehmen. An einem Gut­achten zu einer Mut­ter arbei­te ich ge­rade, der ebenfalls unter der Diagnose, ja nur dem Verdacht auf eine Bor­der­line-Störung [16] ihre vier Kinder, das älteste 12 Jahre alt, weggenommen worden sind. Die „Störung“ wurde 1938 von einem amerikanischen Psychoanalytiker (A. Stern) erfunden, ge­riet dann wieder in Vergessenheit, kam 1980 dennoch in der ICD-10 an, wird in psychiatrischen Lehrbüchern auch heute noch bezweifelt (Fn 23), bei Gericht aber reich­lich, vor allem von Psychologen aus­ge­spielt. Eltern wird mit Chimären von Diagnosen ihr Verfassungsrecht auf die Er­ziehung ihrer Kin­­der, diesen, nachdem jene gemeinsam schon nicht präsent sind,  der sie umsorgende, liebende Elternteil genommen. Vielen werden von Amts wegen tiefe see­li­sche Wunden ge­schla­gen. Als Siebenjäh­riger sah ich 1944 während eines fünfwöchigen Auf­ent­halts in einem Na­­zi-Kin­der­heim den Sadismus von Heimer­zie­hern, erinnere ihn schaurig jetzt mit siebenundsiebzig noch. Viel­­­leicht rührt von daher meine Unnachgiebigkeit gegenüber herrischem Macht­ein­satz und allen Kollektivismen in Erziehung und Krankenbehandlung, kom­men sie auch heil­kund­lich, kin­des­wohl-deklamierend oder schlicht bürokratisch daher.

 Im Bereich der Ar­beits­ver­wal­tung werden ebenso unter dem Motto „Hilfe für psy­chisch Kranke“ belastende Psych­iatri­sie­rungen[17] ge­setzt, werden Menschen verun­si­chert, viel­fach in psychische Krisen erst hin­einge­mobbt.In seinem Buch „DAS MOBBINGSYNDROM“ (2012) schreibt der Psychiater Bä­mayr: „Zum Nachweis der Schuld des Arbeitslosen an der Kün­di­gung wird der arbeitsamts­ärzt­liche und arbeits­psy­cho­­­­logi­sche Dienst vom Jobcenter beauf­tragt, die gesundheitlichen Folgen des Mobbing zu klä­­ren. Diese Klärung ist ohne einen er­zwun­genen ‚Seelenstriptease’ nicht vor­stellbar,,,, die Gefahr einer Verschlimmerung des ‚Mobbingsyndroms’ (dabei) hoch“. [18] 

Fassen wir nochmals zusammen, was uns in jüngerer Zeit an Psychia­trie­miß­bräu­chen be­kannt, von uns teilweise auch mit zur Lösung gebracht worden ist,

– der Fehlgriff des Münchner Psychiatrie-Ordinarius Prof. Möller im Fall von Eberhart Herrmann, dazu

– der Skandal der Möller zu Hilfe geeilten fünf psychiatrischen Ordi­narien, Chef­ärz­te, „Koryphäen“ des Faches in Nord und Süd, Ost und West des Landes, in Aachen, Dresden, Göttingen, Halle/Saale und Werneck/Schweinfurt. Alle ver­suchten gleich lausig das Fehl­ver­hal­ten ihres Münchner Kollegen glattzubügeln.

– der Skandal des Falles Horst Arnold, der infolge falscher Beschuldigungen und fal­scher psychologischer Glaub­­wür­digkeitsgutachten ab 2002 fünf Jahre Haft hinzunehmen, sie aufgrund falscher psycho­logischer und psychiatrischer Prognosebeur­teilungen voll abzu­sit­zen hat­te, danach keine Re­ha­bilitierung erfuhr und 53-jährig im Juni 2012 verstarb.

– die Fälle der vier hessischen Steuerfahnder um Rudolf Schmenger, die durch fal­sche, von einem Minister auch noch verteidigte psychiatrische Gutachten aus ihrer Be­am­­ten­stellung gekickt wurden. Schmenger hat sich, obwohl Dialyse-Patient, für Mol­lath nach­­drück­lich mit ein­ge­setzt. Die Ärztekam­mer hat sich für ihn ver­wandt, nachdem sein Fall in den Medien publik ge­wor­den war. Und Herr Nedopil hat ihn dann korrekt nach­be­gut­achtet. Die Scha­dens­regu­lie­rung ist aber weiter offen.

– als Gipfel zuletzt der Fall Mollath, zu dem ich ja gerade Aktuelles ausgebreitet habe.

 Die Täter selbst wie die Fachrepräsentanz kommen­tier­ten die Skandale, sofern über­haupt, mit Arroganz und Selbstgefälligkeit. Die indirekt mitbe­trof­fene Ärzte­schaft aber blieb stumm. Die Zustände wurden mit der Psych­ia­trie-Re­form so schlimm,[19] mit der PsychiatrieEn­quête von 1975. Sie brachte in Anlehnung an Kenne­dys CMHC-Gesetz von 1963 die Aus­weitung staat­li­cher Re­gu­lie­rung des Fa­ches (In­stituts­am­bu­lanzen, Dia­gnostik-Manua­le) und seine Durch­dringung durch die nun­mehr staat­lich anerkannte Psy­cho­ana­­lyse.

 Zu letzterer (s. auch RB 2/07,5) ein näheres Wort, weil der Psychotherapeut Schlag­mann heute bei uns ist, er ein anerkannter Freud-Forscher, Freud-Kritiker.[20] In der Psychotherapie macht die Psycho­analyse an sich nur einen Teilbereich aus. Just für diesen zeigt Schlag­mann (neben vielen an­deren in- wie aus­län­dischen Au­to­ren) in seinen Büchern ihre nie nachgewiesene therapeu­tische, wohl aber be­schä­­di­gende Wirk­samkeit auf. Da­bei geht es ihm na­tür­lich nicht ge­gen die Psycho­the­rapie,son­dern eben ge­gen die de­struk­tiven, etwa Freud’­sche Teile in ihr. So deutlich seit Sowjetzeiten hinter dem Psychia­trie­miß­brauch das Macht­in­teresse der Regierenden steht, zeigt es Schlag­mann für die Psycho­analyse auf. Mit dem Ödi­pus-Komplex schob Freud die Ursachen der hier behandelten Lei­den den Leidenden selbst zu, ihren eigenen „polymorph-perver­sen“ Trie­ben, revolutio­näres Po­ten­tial gegen ex­ter­ne Schä­diger einschließlich u.U. der „Obrig­keit“ stillend, was deren Hoch­schät­zung für Freud erklärt. So nötig hei­lsame Psycho­therapie ist, halte ich die Stüt­zung der destruk­­t­iven Freudschen Lehren und Praktiken[21] durch die „po­litische Klasse“, die Ärzte­schaft[22] für nicht minder empörend wie das, was an Mol­lath ver­bro­chen wurde.

Zurück nochmals zum Thema Kinderentziehung und hier zu der Psychoanalytiker-Diagnose Borderline-Störung. Im Lehrbuch PSYCHIATRIE von V. Faust[23] heißt es von ihr nicht von ungefähr, sie werde „bisweilen unkritisch überdehnt“. 1980 ist sie mit auf die Diagnosenliste der WHO, die ICD, gerutscht, wird hier unter F60.31 zwar aufgeführt, steht aber auch hier ohne weiteren Hinweis, an welchen Kriterien sie fest­zumachen wäre. Man sieht daraus, wie um­strit­ten sie auch bei „hochkarätigen“ Fachleuten immer noch ist.[24]

Um den vielfach erst durch flache Psycho-Diagnosen geschaffenen, vermehrten psychisch Kranken zu „helfen“, wird hierzulande jetzt die „Direkt­ausbil­dung“ von Psychotherapeuten verfolgt. Bisher mußten diese erst einmal ein normales medizinisches oder Psychologie-Studium absolvieren. Gegen die weitere Verflachung der Aus­bildung leisten die psy­chia­trischen Fachgesellschaften, Berufsverbände etc. jetzt ausnahmsweise einmal Widerstand[25]. Daß sie sich mit der Enquête der 1970er Jahre im amerikanisch-psy­cho­­analy­ti­schen Schlepptau, Humanität im Munde führend, selbst auf die schiefe Ebene begeben haben, auf der die Behandlung wie Begutachtung Kran­ker und Gesunder heillos ins Rutschen ge­raten sind, davon wollen sie jetzt natürlich nichts mehr wissen. Im­mer deutlicher zeigt sich, daß die Entwicklung mitsamt der Vermehrung un­garer Psycho-„Heils­­leh­ren“, Psycho-„Heil­be­rufe“, seichter Psycho-Diagnosen und Diagnostik-Manua­le von der politi­schen Klasse gewollt und unsere Psycho-Kory­phäen, die sie in schöne Worte gossen, ihnen als Lakaien dienten, um die Bevölkerung insgesamt weiter an ihre Leine zu legen. Mit Freud, dessen Theorien, so absurd sie sind, Allgemeingültigkeit beanspruchen, hätten die „Klasse“, die „Obrigkeit“, die Menschheit endlich „in ihrer Tasche“. 

Für den anderen, eben angesprochenen Reform-Schwerpunkt, die Aus­wei­tung staat­li­cher Re­gulie­rungen des Faches, seine „Sozialisierung“ (durch Institutsambulanzen, Dia­gno­stik-Manua­le etc.), gibt Frau Kolle­gin K. wohl ein Opfer-Beispiel ab. Sei­ner­zeit nie­der­ge­lassene Psychiaterin im hohen Norden wurde ihre berufliche Existenz vernichtet, indem man ihre Ap­pro­bation auf ruhend stellte und ihren Kassenarztsitz damit der Staats­psychia­trie zu­schob. Die Ärztevertretung spielte mit.[26] Insgesamt war die Reform von der 68er Bewegung getragen, die sich, aus Amerika kommend, links und antiauto­ri­tär gab, deutlich dabei von „bürgerlichen“ Medien (FAZ, Welt etc.) gestützt wur­de und weithin inzwischen zu verschärftem Autori­taris­mus führte.

 Etwas anderes jetzt: Vielfach begegnet uns heute, ausgehend wieder von Amerika, jetzt ein­heitlich aber von allen Par­teien, allen Medien gestützt, eine auf­dring­liche Parteinahme für Ho­mo­­sexualität, ein­hergehend mit direkter Schmä­­hung Anders­­den­ken­der als „homo­phob“, auch sie letztlich ein 68er Ausläufer.[27] Sind ethisch-po­liti­sche Ein­stel­lun­gen nun, frage ich, eine psy­chi­sche Störung? Oder ist nicht auch hier wie­der groß­flächig ein Psychia­trie­miß­brauch im Gang? [28] Einst hatte der Mißbrauch des Fachs seinen Schwerpunkt in Chruschtschows Sowjet­­union. Mit Kri­tik an den Sowjets hielten sich unsere Psychiater, Politiker, Medien damals auffallend zu­rück. Uns, die wir diesen Praktiken dort entgegentraten, hießen sie „kalte Krieger“. Heu­te, wo sich solche Mißbräu­che in verschie­denen Versionen im We­sten ab­spie­len, eifern sie, eiferten schon vor dem Umsturz in der Ukraine, gegen Putins Ruß­­land, wo „Homogamie“, Kinderadoption durch Schwule und Lesben nicht gehen.

So sehr wir uns auf das „kleine“ Psy­cho-Gebiet kon­zentrieren, stoßen wir im­mer wie­der an die „gro­ße“ internationale Poli­tik. Vielleicht liegen da auch die letzten Ursachen vieler psychi­at­ri­scher Verquerungen. Fanden sich Spitzen­vertreter der deutschen Psychiatrie auf den un­ge­schrie­be­nen Be­fehl Hitlers bereit, 200 -300.000 der ihnen zur Pflege An­ver­trauen zur Tö­­­tung anzukreuzeln, so kuschen sie heute vor ihren amerikanischen Meistern und die nieder­ge­lassenen Nervenärzte tun, als seien an ihren Rock­schö­ßen auf der im­mer­wäh­renden Siegerseite. Im MK-Ul­tra-Projekt schreck­­ten auch hoch­karä­tige ame­­ri­­ka­nische Psychiater vor Verbrechen, Menschenversuchen, nicht zu­rück. Und: Anfang der 1970er deckten die be­deu­ten­d­sten, meist amerikanisch geführten Welt­or­ga­ni­sa­tio­nen, die UN-Com­mis­sion on Human Rights, der Council of Europe und seine Men­schen­rechts­kom­mis­sion, der Coun­cil for Inter­national Organizations of Medical Sciences, die UNESCO, die World Medical As­socia­tion und vor al­lem der Weltverband für Psychiatrie, die­ser aus­drück­lich gegen von Baey­er, un­­seren Eh­ren­präsidenten, die um­­fäng­lichen Psy­ch­ia­trie­miß­bräu­che in der So­wjet­union ab und sa­bo­tierten den damals erst­mals auf­­kom­men­den Wi­­der­­stand gegen sie.[29] Mit­unter bin ich froh, daß das heutige Rußland westlicher Arroganz auch in ethi­schen (Teil­-) Be­reichen widersteht. An den russischen Grenzen[30] prallen nicht nur die Dro­hun­gen Oba­mas, Mer­kels & Co., sondern auch manch “ozeanischer“ Psycho-„Neusprech“ ab.[31]

 Im erwähnten Lehrbuch PSYCHIATRIE von Faust, zu dem Herr Dieckhöfer die Kapitel Geschichte der Psychiatrie und Ethik im nervenärztlichen Spannungsfeld beitrug, beschreibt der Herausgeber, wie die Amerikaner 1980 aus der ICD der WHO ausscher­ten und gegen sie ihre Diagnostik, ihr DSM, durchdrückten. Inzwischen deutet sich an, daß Amerika – die einzige Weltmacht (Zbigniew Brzezin­ski, 1998) geo-,  kultur- und psychopo­li­tisch doch nicht mehr ist. Auch wenn manche wie unsere DGPPN-Großköpfe vor ihr noch kuschen, könnten die Unverschämt­­heiten, die kürzlich Herr Dieck­höfer von ihrem Präsidenten (s. Anhang) und die wir über Jahre auch von manch anderen einschließlich der OSTAin a.D. Gordon-Wolff geboten be­kamen, bald aufhören.

JV2014

 (An dieser Stelle nahm Prof. Dieckhöfer das Wort u.a. zu der unten folgenden „Korrespondenz“ mit der DGPPN).  

   

 

Teilweise ähnliche, auch schärfere, weiter führende,[32] mitunter abwegige Kri­­tik äußern im Inter­net auch andere. Zu­sammenarbeit kommt nicht zu­stan­de, wo „die per­sön­li­che Che­­mie“ nicht stim­mt. Wenn neben uns, ähnlich ge­richtet, ver­nünf­tig wirkende Grup­­pie­run­gen ent­stün­­den, würde es uns freuen. Man­che da Wirkende erscheinen aber eher als verdeckte Agenten des Systems, die nur zu verwirren, Zielführendes zu konterkarieren versuchen. Manche Verbindung endete so schon in Gegnerschaft (s.o. – IAPUP). Ebenso wenden sich bis zur üb­len Nachrede einige gegen uns, wenn/weil sie mei­nen, wir hät­ten nicht genug für sie getan (Fn 8). Zaubern können wir nicht. Und erpreß­bar sind wir schon gar nicht. Andere, deren Sache wir vor­an­ge­bracht haben, lassen’s damit gut sein (Herrmann) – auch irgendwo verständlich. Mitunter entstehen Zerwürfnisse gar aus dem Nichts heraus. Die Wertschät­zung unserer Dienste ist unterschiedlich. Daß wir die ein­zige Gruppierung im Land sind, die seit 40 Jahren Mißbräuchen des Fachs kompetent Widerstand leistet, läßt viele kalt. Sie verkennen, welche Brisanz unsere Arbeit für die Betroffenen wie die Allgemeinheit hat.

Von unserer Webseite werden jetzt monatlich 3 bis 4 Mio. KByte abgerufen, aus Deutschland zu­meist, sonst fast gleichermaßen aus den USA (die NSA läßt grü­ßen), aus Großbritannien, Frankreich, Rußland, der Ukraine, aus China, aus allen Ländern der Welt, wahrscheinlich eher von gegnerischen Seite, die nur informiert sein will.

 Was an Verbesserungen ansteht? Ziemlich still ist’s darum geworden. Bayerische Politiker versprachen (laut NN vom 17.2.14) „mehr Kontrolle“ in den BKHs, eine Reform des „Maß­re­gel­voll­zugs für psy­chisch kranke Straftäter in Bayern“, „unabhängige Beiräte für die Kontrol­le der einzelnen Einrichtungen“, insgesamt „mehr Rechtssicherheit und Transparenz“. Herr Dieckhöfer erinnerte in seinem Referat bei den Münchner Medizinstudenten, wie Klagen über die Entrechtung psy­chiatrisch Internierter schon 1892 (!) erhoben wurden und Moos darüber wuchs.

 Zusammenfassung: Seit rund 40 Jahren kämpfen wir bei größten, nicht nur deutschen Wi­derständen gegen Realität und Gefahren von Psychiatriemißbräu­chen. Erfolge waren nur in Ein­zelfällen erreichbar da­durch, daß wir in Lücken stießen, wie sie in jedem System vorkommen. Das war den Einsatz wert. Ansonsten erwies sich der Psychiatriemißbrauch im politischen System als raffiniert ab­gesichert.

 Wie es mit der GEP weitergeht? Vom Vorstand sind gerade noch 3 Mitglieder präsent, diese gesundheitlich aber noch leidlich fit. Zwei jüngere Mitglieder werde ich Ihnen im internen Teil der Versammlung zur Nachwahl zum Vorstand vorschlagen. Packen wir’s also zusammen mit gutem Mut weiter an.

 Enndnoten:

[1] Das BVerG hat den Beschluß der OLG Bamberg von 9.6.2011 aufgehoben und zu neuer Entscheidung zu­rück­ver­wiesen. Am 24.3.2013 erklärte das OLG die Sache mit der Freilassung Mollaths für erledigt. Es drückte sich so um die Feststellung, „ab wann eine Fortdauer der Unterbringung nicht mehr rechtmäßig war“, so Strate. Dieser erhob am 26.4.14 jetzt Verfassungsbeschwerde gegen den Bamberger OLG-Beschluß, auf die Feststellung drängend, daß Mollaths Unterbringung über den 11.5.2011 hinaus rechtswidrig war. Strate hebt auf den Prüftermin im Mai 2011 ab, bei dem mein Gutachten Mollath als gesund ausgewiesen hatte. Nicht darauf bezieht sich Strate freilich, sondern auf den Widerspruch Pfäffins, der im Gutachten weitere Gefährlichkeit für möglich, in der mündlichen Verhandlung aber ohne nähere Begründung für sie auf einmal eine „sehr hohe Wahrscheinlichkeit“ sah.

[2] Ich hielt selbst solches anfangs für gar nicht möglich. Laut NN vom 19.4 14 ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Landshut wegen Verdachts auf Freiheitsberaubung. Krankenunterlagen wurden beschlag­nahmt.

[3] Als 1940 Spitzenvertreter des Fachs zum Krankenmord nach Berlin zur „T4-Aktion“ gerufen wurden, war es unter 13 ein einziger, Prof. Ewald, Göttingen, der sich verweigerte und den Kreis der „Kreuzlschreiber“ verlies.

[4] Die Pu­blika­tion des Falles der ehem. Nürn­­berger Lehrerin im Rund­brief hat ihr zumindest den Rüc­ken gestärkt. Von Psychiatrisierungen auf arbeits­recht­licher Schiene war schon in RB 2/12,7.2 die Rede.

[5] Am 20.5.14 an der Charité Berlin die „Vortragsreihe Menschenrechte in der Psychiatrie Ethische und recht­liche Aspekte im Betreuungsrecht, mitgetragen u.a. von angesehenen, staatsnahen Verbänden, u.a. der UOKG (Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft), nach der es auch in der DDR keinen psychiatrischen Miß­brauch gab (RB 2/09,2.1). Ehrlich berichtet über diese DDR-Praxis heute eher das alte FDJ-Blatt junge Welt (etwa vom 15.6.13)

[6] Auf ihrem Blog wurde dafür einer hochgelobt: „Michael von Cranach, der ehemalige lang­jäh­rige Leiter des Be­zirks­­kran­ken­hauses Kaufbeuren. Bei einem Vortrag … sagte er mal: ‚Ich konnte in den 26 Jahren als Chef machen, was ich wollte; eine effektive Kontrolle gab es nicht.’ Gottseidank hat er seinen Job auch ohne externe Kontrolle sehr gut gemacht. Er gehört zu den kritischsten und selbst­kri­tisch­sten Köpfen der deutschen Psychia­trie“, was wieder schöne Irreführung ist. Der „kritischste und selbst­kritischste“ ehem. Direk­tor des BKH, Dienst­­­­wagen mit Chauffeur inbegriffen, hat langjährig das krumme ’68er Staatsun­ter­­nehmen der Psychia­trie-Re­form unterstützt und um­gesetzt, dabei gewiß immer unkontrolliert. Über Psy­ch­­ia­trie­miß­­­bräu­che seiner­zeit in der UdSSR, jetzt im Fall Mollath hat er nie ein kritisches Wort verloren – u.a. darin ein wohl an­ge­paßter Ver­treter des Systems wie o.g. Psychiater Torhorst und Rauchfuß auch.

[7] Wie auch sollte „das „System“ nicht längst seine Agenten in die Blogger-Szene ein­geschleust haben, um nach alter Stasi-Manier die Reputation seiner Kritiker zu beschädigen und weiter Ver­wirrung zu stiften?

[8] Daß er der Psychiatrisierung bis heute entkam, verdankt er ein wenig auch uns (u.a. RB 2/12,5.4). Das war dann sein Dank! Derartiges erleben wir halt auch. Von Hoffmann, einem IT-Freak, stammt ein erhellendes Vi­deo zu Umgangs­weisen hoher Politiker mit der Psychiatrie, das wir auf unserer Site stehen ließen.

[9] Es scheint mir zu verübeln, daß ich als „Gehilfe des Gerichts“ schon in meinem Gut­ach­ten vom 30.4.2011 auf ein Wiederaufnahmeverfahren zu sprechen kam, wie es jetzt ansteht.

[10] Von solchen Etagen wird bestimmt, welche Worte in unseren Medien, manchen unserer Blogs stehen oder nicht stehen, aus politischen Mikrophonen und von psychiatrischen Kathedern quellen oder nicht quellen.

[11] Bei allem rühmlichen Einsatz der NÜRNBERGER NACHRICHTEN, der SÜDDEUT­SCHEN oder von REPORT MAINZ nicht vergessen die plumpen Verrisse von „Leitmedien“ wie des SPIE­GELs, der ZEIT oder Otto Lapps NORDBAYERISCHEm KURIER, Bayreuth. Dieser hätte, wie eine Jury des medium magazins zur Preisverleihung “Journalist des Jahres 2013“ meinte, „wesentlich zur Aufklärung des Falles Mol­lath beigetragen“. Die Rea­lität stellen doch viele preisgekrönte Medien auf den Kopf.

[12] Auch die gustl-fo-help-Seite brachte von der Veranstaltung nichts.

[13] Im Deut­­schen Ärzte­blatt 6/2014 erschien der Name Mollath einmal beiläufig in einem kritischen Bericht von Frau Prof. Gresser über Gerichts­gut­­ach­ten. Danach geben Richter in erschre­cken­dem Umfang die Richtung vor, in der sie gut­ach­terliche Schluß­­­­folgerungen erwarten. Gut­ach­tensaufträge bekommen gern Gutachter, die von sol­chen Auf­trä­gen existentiell abhängig sind. Gressers Beitrag mündete in einem Appell an den Gesetzgeber, hier eine Ände­rung zu schaffen.

[14] Derzeit wird lautes Geschrei besonders über die Unterversorgung von Depressionen laut, die gewiß oft ernste Krankheiten darstellen, jedoch weiche Randzonen haben – jedermann, -frau hat de­pres­sive „Stö­run­gen“ schon durchgemacht. Schier unendlicher Behandlungsbedarf kann so konstruiert werden. Erst durch Psycho-Be­hand­lung bekommen viele Men­schen das Stigma psychischer Krankheit ab, das Psycho-Fachge­sell­schaf­­ten vorge­ben zu bekämpfen. Jederzeit kann es gegen diese Menschen später einmal ausgespielt werden.

[15] Am 1.4.14 war dazu gar eine Anhörung im EU-Parlament an­ge­setzt, die von deutscher Seite freilich blo­ckie­rt wurde.

[16] DieICD spricht von „Borderline Persönlichkeit(sstörung)“. Was im amerikanischen DSM (und von dort in die ICD übernommen) „Persönlichkeitsstörungen“ sind, nannte die klassische (einst führende) deutsche Psychiatrie „Psychopathien“. Von diesen aber lehrte Kurt Schneider (zitiert im Lehrbuch von J. Weitbrecht, PSY­CH­IATRIE IM GRUNDRISS, Springer 1963, S. 63), „daß Psychopathien keine Krankheitsdiagnosen sind“. Schneiders KLINISCHE PSYCHOPATHOLOGIE erschien 2007 in 15. Auflage, was die Gültigkeit seiner Fest­stellung bis heute unterstreicht. Nicht durch irgendeine neue wissenschaftliche Erkenntnis, sondern durch schlichte Umbenennung, Um-Interpre­ta­tion sind aus Persönlichkeitsstörungen auf einmal doch „Diagnosen“ geworden, die schlimme Ver­heerungen unter Erwachsenen und Kindern anrichten. Deutsche Psychiater bringen es, amerikanische Füße schleckend, heute fertig, Feuer und Wasser, Stern und Schneider zu vereinen.

[17] „Staatsorgane“ wie das Deutsche Ärzteblatt (6 & 12/14), die „Zeitschrift der Ärzte­schaft“, nehmen tödliche Kindsvernachlässigungen (etwa den Bremer Fall Kevin) zum Anlaß, zu lückenloser jugendamtlicher Kontrolle der Familien zu blasen. Im EU-Parlament wird in „Betreuungspflichten (der El­tern) eines der größten Hindernisse für (Vollzeit-)Berufstätigkeit“ gesehen (i-DAF, Bericht aus Brüssel) und von daher wie einst in der Sowjetunion auf vermehrte Fremdbetreuung der Kinder hingewirkt.

[18] Wie Arbeit in der „Kultur des neuen Kapitalismus“ (Sennett) Befindlichkeitsstörungen bis hin zur Krankheit produziert, zeigt Joachim Bauer in seinem neuen Buch ARBEIT (2013).

[19] Nach meiner Erfahrung war das in diesen Berei­chen nicht im­mer so. Als ich Mitte der 1960er als Assistent an einer Berliner Landesner­venklinik in den Beruf einstieg, hatte ich dort als Stationsarzt einen hoch geachteten Chef (Prof. Bredemann), einen ebenso unprä­ten­tiösen, angenehmen Oberarzt (Dr. Becker), dazu großen­teils sym­pathische Kol­le­gen und ebensolche Schwestern und Pfleger an der Seite. Erst nach mei­nem Wech­sel zwei Jahre später an die Münchner Uni­ver­si­täts-Nerven­klinik begegneten mir Ende des Jahrzehnts entsprechend der politischen Ent­wick­lung abgehobene Phantasten und engstirnige Rechthaber. In besagten Anfangsjahren er­lebte ich die Psychiatrie als therapeutisch – im Rahmen des Möglichen – effektiv und menschlich.

[20] Vgl. seine Ausführungen u.a. in seinem Buch OEDIPUS KOMPLEX BETRACHTET (2005). Kritisch äußern sich manche Psychologen über die Psychoanalyse, oft in dem Sinn, daß sie das eine oder andere Sprengstück als überwunden er­klären, andere dafür als unverändert gültig und sie denen anderer Gurus an die Seite stellen. Aus sol­chem Sammelsurium zaubern sie dann das Phantom einer neuen „Integrativen Psychotherapie“ hervor, das von den „Erkennt­nis­sen“ der vereinigten „See­lenheiler“ des Jahrhunderts getragen und damit garantiert heil­sam und unschädlich sein soll (vgl. A. Leitner & H.G. Petzold, SIGMUND FREUD HEUTE (2009). Schlagmann einer der weni­gen, der in seinen Büchern die volle Problematik des Freudschen Ansatzes ausweist. Bei aller Brüchigkeit ihrer Theorien und Limitierung ihrer Effizienz ist Psychotherapie gleichwohl notwendig.

[21] Unerklärt ist bis jetzt, wie viele der scharfen Freud-Kritiker in eng­lisch­­spra­chi­gen Län­dern angesichts der zumindest in Teilen der Welt fortschreitenden „Freudianisierung“ – ins­besondere hierzu­lande feuern die (ärztlichen) Medien unentwegt dazu an (DÄ 11/14 C 364-366) – untätig bleiben.

[22] „Frühzeitig psychosomatisch (zu) denken“, fordert das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT die Kol­legen alle Nasenlängen auf (DÄ 15/14).

[23] V. Faust erwähnt in seinem Lehrbuch PSYCHIATRIE (1995) das „Borderline“ nur im Glossar und hier nur mit obigem kritischen Schlenker. Im Haupttext kommt es gar nicht vor. Man sieht an dem kritischen Ton die­ses Lehrbuchautors, wie unwohl es ihm und ge­wiß manch anderen Fachleuten bei dieser Diagnose ist. Keiner aber hat den Schneid, der Phantasterei amerikanischer Psychiater-Psychoana­lytiker entgegenzutreten. Lieber lassen sie auf ihre Hilfe angewiesene Frauen, Männer, Kinder über die Klinge springen. Inzwischen beugen sich die deutschen Psycho-Größen auch dem DSM-5 (RB 1/13,2.5-7).

[24] Mit der ICD der WHO, vorausgehend dem DSM der Amerikaner wurden auch manch andere Diagnosen, etwa die Depressionen unbestimmt und so mißbrauchbar. Auch in den Fall der Mutter von vier Kin­dern (s.o.) wurde mißdeutend Depressives eingeflochten.

[25] Die geplante Direktausbildung – ein Irrweg! NEUROTRANSMITTER 4/14. Mit noch mehr, noch billiger, noch seichter ausgebildeten „Psycho-Experten“ haben es die Herrscher noch leichter, die Menschen „verrückt“ zu machen und zu manipulieren.

[26] Auf allen Ebenen liegt sie de facto in Händen von Staats­funk­tio­nä­ren. Auch Psychiater sind so vor ge­türkter Psychiatrisierung nicht sicher. Vor dieser Entwicklung habe ich vor 40 Jah­ren schon gewarnt, darob von der Ärzte­schaft, zuerst meinem Berufs­ver­band angegif­tet. Auf allen Ebenen erlebte ich während meiner 35-jährigen Tätig­keit als frei prak­tizierender Nervenarzt in Starnberg die Wahlen zu den ärzt­li­chen Kör­per­schaften, Ärz­te­kam­mern etc. als Farce, die „ge­wähl­ten“ Ärz­te­­ver­treter als (po­li­tisch) vor-aus­ge­wählte Hand­langer des Systems.

[27] Das Euro­pa-Parlament nahm Anfang Februar mit einer 2/3 Mehr­heit die Lunacek-Vorlage, den „EU-Fahr­plan gegen Ho­mo­phobie“ an. Merkel er­klärte im Koa­litionsvertrag breit, sie werde “gegen Ho­mo­phobie vorgehen “.

Gegen Psychiatriemißbräuche haben selbst in diesem Fall auch Katholiken, die den Homotamtam ja noch ablehnen, nichts einzuwenden. Sie glauben jezt an Therapie und sei sie auch wie die Freudsche noch so Christ-feindlich, fordern sie, auch wenn sie die ihr Aufsitzenden „psychiatrisiert“, dis­kriminiert.

[29] Lader M., PSYCHIATRY ON TRIAL, Penguin Books, 1977, S. 162,

[30] Wieder werden wir an George Or­wells „Ro­man“ 1984 erinnert, an das Ge­gen­über­stehen ähnlich tota­li­tärer, feindlicher Macht­blö­cke, hie „Ozea­­­­ni­en“, da „Eu­ra­­sien“, wo­bei sich Neu­sprech, neue „Wer­te“, (Big Brother bei RTL2 ) und neu­er Psychia­trie­mißbrauch heute im Westen, in „Oze­a­nien“, abspielen, wo der Psycho-Experte O’Brien dem Psycho-Opfer Winston erklärt: „Soll ich Ihnen sagen, warum wir Sie hierher gebracht haben? Um Sie zu hei­len! Um Sie geistig gesund zu machen!“ Ob sich Rußland, das den sowjetischen Marxis­mus integriert und überwunden hat, jetzt vom amerikanischen Neo-Marxismus plätten läßt? 600 NGOs bereits im Land!

31] THE GUARDIAN berichtete am 26.11.2004 schon, wie von Ame­rika aus an einem Um­sturz in der Ukraine ge­arbeitet wurde. Zwei­fel am po­li­ti­schen System der „Neuen Weltordnung“, „New World Order“, „novus ordo seclorum“ äußern mitt­ler­weile auch viele Amerikaner. Ich verweise noch auf aktuelle Ausführungen von Willy Wimmer, Staatssekretär im Verteidigungsministeri­um un­ter Kohl. In einem Interview mit Ken Jebsen bezeichnete er kürzlich die Nato als Aggressionsbündnis und sprach davon, daß er in den Me­dien, seitdem er sich gegen den Jugoslawienkrieg wandte, nicht mehr zu Wort kom­­me. Und: 1989, beim Weltkongreß für Psychiatrie in Athen, hatte Dr. Semjon Glusman, der eben aus der UdSSR zum Kongreß hatte ausreisen können, von IAPUP (s.o.), also auch uns, die Anatoly-Koryagin-Medaille erhalten (RB2/89,5.28). Von Athen weg holte ihn die APA direkt in die USA, ihn zu präparieren. Rasch wurde er dann Präsident der Unabhängigen Ukraninischen Psychiater-Gesellschaft. 1977 hatten wir  eine Kampagne zu seiner Befreiung aus der sowj. Lagerhaft gestartet. 1990 kannte er uns nicht mehr und war mit Korjagin verfallen (RB 2/92,6). Psycho-Politik ist wie Geo-Politik Macht-Politik.

[32] Mit langem Atem scheint die Implementierung der Psycho-Fächer zur Herrschaft vorbereitet worden zu sein: http://mikemcclaughry.wordpress.com/2013/04/17/scientology-roots-chapter-twenty-one-3-the-first-scientologists-and-their-masters/. Deshalb ist dagegen auch so schwer aufzukommen.

Dr. F. Weinberger

 

Im Folgenden noch eine „Korrespondenz“
zwischen GEP und DGPPN:

 

(Briefkopf GEP)

 

Herrn
Prof. Dr. med. Wolfgang Maier
Präsident der DGPPN
Univ-Nervenklinik – Psychiatrie –

                                                                                             Bonn, 5. März 2014

 

Sehr geehrter Herr Kollege Maier,

dieser Tage sprach ich mit Herrn Meyer-Lindenberg anläßlich seiner Bekanntgabe einer 35-Millionen-„Spritze“ für die DGPPN durch die Bundesregierung. Nach langjähriger Koopera­tion mit seinem Vater an der Bonner Klinik dachte ich, zu einem ersprießlichen Gespräch mit ihm noch kommen zu kön­nen. Ich kam auf den Fall Mollath zu sprechen, der ja schwer genug unser Fach belastet. Was Herr Meyer-Linden­berg dazu sagte, war aber wieder von jener Hoffart getragen, mit der auch an­dere Ver­treter Ihrer Gesellschaft die traurige Angelegenheit bisher behan­delten. Herr Kollege Dr. Wein­berger hat als Vor­sitzender der GEP in ihrem Rund­brief 1/13 wiedergegeben, was Sie dazu sagten:

„… Am 26.7.2013 klagte ihr jetziger Vorsitzender Prof. Maier, Bonn, in einer Presse­erklä­rung: ‚Be­richte über an­ge­zwei­felte Gutachten und sel­tene Zwi­schen­fälle’ bestimmten ‚zu Unrecht das Bild (der Psych­iatrie) in der Öffent­lichkeit’. Die Bericht­erstattung über den Fall Mollath ‚un­ter­stellt der fo­ren­sischen Psy­ch­ia­trie, daß diese ein recht­loser Raum sei’. Just das sagte Mol­lath in einem ersten In­terview in Freiheit. ‚Fach­ärzte für Psy­ch­­ia­trie und Psy­cho­therapie’ stünden, wie schrecklich (?), ‚ak­­tuell ver­mehrt in der Kritik. Da­bei setzt die DGPPN schon seit vielen Jahren auf eine qua­litativ hoch­wertige, zertifizierte Fort­bil­dung’. Sie habe ‚maß­­­geb­lichzur Qua­­­li­täts­ver­besserung foren­sisch-psych­iatrischer Ex­pertisen’ beige­tragen, wie man an den Gut­achten der Herren Leip­­­­ziger bis Pfäfflin sieht (?). Sprüche, die uns Brechreiz verursachen, gehen solchen Fach­ver­tretern locker von den Lip­pen.“

Am Tag, nach dem Sie die zitierten beschönigenden Sätze sprachen, hat Herr Weinberger für die GEP auf einer Großkundgebung in Nürnberg am 27.7.2013 das Mollath von Psy­chiatern angetane Un­recht, dazu die unserem Fach heute so verbreitete Großspurigkeit ange­pran­gert und mit anderen zu­­sam­men Mollath nach sieben­einhalb­jähriger Internierung freigekämpft. Der ehem. bayerischen Justizministerin Dr. Merk habe ich über Ihre Falsch­gutachter-Favoriten die Augen geöffnet. Es brachte ihr zumindest eine kleine „Strafversetzung“ ein.

Und da erlaubt sich Herr Meyer-Lindenberg unsere von Walter von Baeyer mitgegründete GEP als „mar­ginale Gruppierung“ zu bezeichnen. Merken Sie an der Spitze der Fachgesellschaft nicht lang­sam, wie lächerlich diese Hochnäsigkeit angesichts dessen ist, daß einige ihrer vornehmsten Repräsen­tanten seit Jahren ob ihrer Kunst­feh­ler, ihrer Stüm­pereien durch die Medien gehen? Dabei behandelten diese die DGPPN-Psych­iatrie immer merkwürdig schonend. Der Stil, in dem Sie und Ihres­gleichen mit dem Fall Mol­lath und mit Kollegen umge­hen, die sich seiner und ähnlicher Fälle verdienstvoll an­nehmen, hat schlimmen Scha­den angerichtet und Schan­de über unser ganzes Fach und die Fachge­sell­schaft ge­bracht. Auch die 35 Millionen der Bundesregierung gleichen sie nicht aus. Für ein Gespräch Ihrer und unserer Gesellschaft ist es fast schon zu spät. Dennoch frage ich, ob Sie nicht end­lich ein solches Gespräch mit uns suchen wollen, um wenigstens die Chance einer Begrenzung weiterer Schäden auszuloten.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Dr. Klemens Dieckhöfer
2. Vorsitzender

 

Zum Lesen der Antwort des Prof. Maier von der DGPPN bitte auf das Bild klicken

brief

 

Vorstehende „Korrespondenz“, mehr ein Schlagabtausch, zwischen Prof. Dieckhöfer, GEP, und Prof. Maier, DGPPN, könnten zeigen, daß ernsthafte Gespräche heute eher zwischen Vertretern „Ozea­niens“ und „Eurasiens“ (Fn 30) möglich sind als zwischen deutschen Psychiatern und ihrer Fach­ge­sell­schaft. Unter „optimalen Behandlungen und Versorgung (von) Menschen mit psychischen Erkran­kungen – Selbstverständlichkeiten sollten sie für Nervenärzte sein – versteht die DGPPN offen­sicht­lich vor allem die Beschö­nigung von Fehl­behand­lun­gen zu Unrecht als krank Dekla­rierter, Diffamierter. Hierbei steht sie natürlich „in regem Austausch mit Vertretern von Politik, Presse und Betroffenenverbänden“, die, ähnlich an staatlicher Leine liegend,solches Vorgehen unterstützen.

In der Versammlung beklagte Prof. Dieckhöfer den allgemeinen Verfall der Moral im Land. Er verwies u.a. auf einen Ausspruch des Prof. Nedo­pil im SZ-Magazin 35/12: „Moral spielt für mich keine Rolle“. Er kam weiter auf das Buch Gum­pel­mann von K. Koehler, eines früheren Mitarbeiters der Bonner Klinik zu sprechen, das, 2004 im Antipsychiatrie-Verlag Leh­mann erschienen ist. Eingeweihte werden sofort erkennen, auf welche psychiatrische Klinik es sich bezieht. Koehler, ein Amerikaner, ist Mit-Übersetzer des DSM ins Deutsche.

Auslöser der Korrespondenz war eine Pressemitteilung der Fachgesellschaft, es flössen ab Sommer 2014 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 35 Millionen Euros „in eine neues Forschungsnetz aus neun Verbundprojekten, die von sieben universitären Standorten“ in Deutschland koordiniert würden. Gibt’s in der Psychiatrie in der Krankenbehandlung seit einem halben Jahrhundert, auch nach der 1990 ausgerufenen „Dekade des Gehirns“ außer organisatorischen Verschiebungen kaum substantielle Ver­besserungen, gibt’s de facto so nur vermehrt psychisch Kranke, so fließen staatlicherseits doch weiter Millionen ins „psy­ch­ia­trisch Blaue“ – offiziell natürlich immer zur Entwicklung „neuer Präventionsstrategien und Therapieverfahren“. So geschätzt werden „oben“ die Dienste des Faches.

Daß hier mehr Schwindel, mehr Verlogenheit herrschten als in anderen Gesellschaftsbereichen, behaupten wir nicht. Weil sie wohl allgemein verbreitet, anderswo vielleicht nur besser versteckt sind, fallen sie weithin kaum auf, kann, wem sie auffallen und wer sich ihnen entgegenstellt, hier nur leichter totgeschwiegen, wenn nicht niederkartätscht werden. Die Masse derer, die den Schwindel, die Verlogenheit noch wahrnimmt, viele selbst derer, die die Folgen am eigenen Leib schon zu spüren bekamen, verharren in Sprachlosigkeit. W

 

Ein Gedanke zu „Rechenschaftsbericht zur Jahresversammlung 2014

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