Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden
Thematische Schwerpunkte:
– Der Fall Mollath
– Weitere Fälle mit ihren Besonderheiten und Einschränkungen
– Zu Psychiatriemißbräuchen beitragende fachinterne Faktoren
– Beiträge der (Tiefen-)Psychologie
– Das Falschspiel der Medien-
– Falschspiel auch in anderen Gesellschaftsbereichen, u.a. famlienrechtlichen
– Es kommt von weit (oben) her
Aus Zeitgründen wurde von der Textvorlage nur das Großgedruckte vorgetragen.
Begrüßung der Mitglieder und geladenen Gäste, die aus Nah und Fern, von der Nordsee bis zum Alpenkamm, zur Versammlung gekommen sind. Feststellung ihrer Beschlußfähigkeit. Angekündigt wird ein späterer interner Versammlungsteil, bei dem unsere Gäste die Mitglieder allein lassen mögen.
Der Fall Mollath
… Wie seit 36 Jahren stehen unserer Gesellschaft zähe Widerstände entgegen, stehen aber auch alte und kommen neue Unterstützer zu uns, kommen neu vor allem Hilfesuchende, die die Notwendigkeit unserer Arbeit neu unterstreichen. Viel öffentliche Aufmerksamkeit hat es in letzter Zeit für den Fall von Gustl Mollath gegeben. Die Diskussion psychiatrischer Probleme, die da berührt und die unser besonderes Thema sind, hielt sich dagegen weiter in Grenzen.[1] Soweit die öffentliche Diskussion Psychiater berührte, erwähnten die Medien die „systemtreuen“ Dres. Leipziger, Kröber, Pfäfflin. Psychiatrische Interna, die neueren, von den Herren vertretenen Entwicklungen der „Psycho-Fächer“, etwa die mit der Enquête von 1975 eröffnete „Reformpsychiatrie“[2], fanden keine Aufmerksamkeit. Uns, die wir diese Entwicklungen über die Jahre kritisch kommentieren, schweigen die Medien über die Jahrzehnte tot, auch wenn sie im Einzelfall Mollath einmal „auf unser Ufer kommen“.
Der jährliche Prüftermin bezüglich Mollaths weiterer Unterbringung oder Freilassung wurde vom Landgericht Bayreuth auf den 18.4.2013 vorgezogen. Die Entscheidung noch unbekannt.[3] Meine Expertise vom April 2011, de facto das jüngste Sachverständigengutachten, das Krankheit wie Gefährlichkeit Mollaths verneinte (RB 1/11,4), behandelte Vollstreckungsrichter Kahler, BGH-Entscheidungen (RB 1/12,2.4.1) mißachtend, als existierte es nicht. Es hat trotzdem gewirkt. Mit ihm wurden nach den dreifach niederstreckenden Schlechtachten Leipzigers sowie der Professoren Kröber und Pfäfflin der in Nürnberg zentrierte Unterstützerkreis Mollaths erst artikulationsfähig, wurde Publicity für ihn erst möglich. Sie brachte die publizistische Aktivität für den Entrechteten, Entehrten in Gang und weckte letztlich auch das heute lebhafte Interesse an Steueroasen, Steuerhinterziehungen bis hin zur Selbstanzeige von Uli Hoeneß.
Erstmals kritisch gründlich gemustert hat Mollaths Sache 2009 der Münchner Ex-Finanzministeriale Dr. Schlötterer. Entscheidend vorangekommen ist sie ab November 2012 durch den Hamburger Rechtsanwalt Dr. Strate. Anfang Januar 2013 stellte er Strafantrag gegen den zu Beginn des Verfahrens amtierenden Nürnberger Richter Eberl und den Bayreuther Chefarzt Leipziger. Am 19.2.13 reichte Strate das Wiederaufnahmegesuch beim Landgericht Regensburg ein, 140 inhaltsschwere Seiten. Die dortige Staatsanwaltschaft folge am 18. März, gründlich auch sie. Der Bayerische Landtag setzte am 16.4. einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß ein, der gestern seine Arbeit aufnahm. Der Antrag hierzu erwähnte die Stellungnahmen von Braun und Dieckhöfer zur „Schlüssigkeit der Gutachten“ Leipzigers und Pfäfflins, unterschlug aber mein Gegengutachten erneut.[4] Dieckhöfer hat übrigens Klage gegen die Justizministerin Merk ob ihrer haltlosen Beleidigungen bei ihren Ausführungen im März 2012 vor dem Rechtsausschuß (RB 2/12, 2.1) eingereicht. Das Wiederaufnahmeverfahren bleibt in dem ganzen Vorgang das Entscheidende.
Mollaths Sache vorangebracht haben vorher die Medien – in einem ersten Anlauf im Herbst 2011 die NÜRNBERGER NACHRICHTEN, dann REPORT MAINZ, ab November 2012 die SZ kontinuierlich.[5] Die Webseite des Unterstützerkreises Gustl-for-help hielt die Entwicklung chronologisch fest. Im Netz, verlinkt auch auf unserer Site unter „Aktuelles“, wird der Fall von fachlich, etwa juristisch wie von menschlich Berührten lebhaft diskutiert.[6] In den ärztlichen[7] Medien verlautete dagegen kein Pieps. Und die Hintergründe des Falles ließen, wie die Mollath ebenfalls vertretende RAin Lorenz-Löblein kürzlich klagte, auch die allgemeinen Medien außen vor. Sie wie viele Blog-Autoren (Fn 6) übten Kritik an der Justiz, ließen aber[8] die mit- oder gar hauptverantwortliche (Reform)-Psychiatrie seltsam unberührt. Daß die Vorgehensweisen der vornehmen Reform-Psychiater Leipziger, Kröber, Pfäfflin kein Ausrutscher einzelner, an ihnen vielmehr Systematisches ist, ja „Standard“ des heutigen Fachs aufscheint (RB 2/12, 5.6), dafür gibt’s wie bei den Medien auch in Mollaths Unterstützerkreis[9], ja selbst bei den meisten Blog-Autoren merkwürdigerweise kein Interesse. Nur einer von ihnen verweist darauf, RA M.K.Veits.[10]
Weitere Fälle mit ihren Besonderheiten und Einschränkungen
Zunächst aber erst einmal weitere Fälle: Rainer Hoffmann verlor am 13.11.12 über seinen jahrelangen „psycho-justiziellen“ Auseinandersetzungen – der Psychiatrisierung entging er knapp (RB 2/12, 5.4) – sein Haus in Recklinghausen. Es wurde zwangsgeräumt, zwangsversteigert. Seine alte, dort gepflegte Tante starb Tage später. Seine ebenfalls im Haus lebende Mutter überlebte nach der Räumung einen Selbstmordversuch. Unter falsche, inzwischen aufgehobene Anklage geraten, entkam Hoffmann den polizeilichen Häschern, die das Haus umstellt hatten. Er steuerte Garmisch an. Wir berieten, was jetzt am besten zu tun wäre. Auf daß ihm ein Mollath-Los erspart bliebe, erschien ein Abtauchen ins Ausland als vorerst beste Lösung, etwa über die nahe Grenze nach Österreich. Hoffmann ist unter den „Mißbrauchsbetroffenen“ einer der wenigen, der über seinen Einzelfall hinaus Schwachstellen des deutschen „Psycho-Justiz-Systems“ selbständig aufspürt und sie, EDV-bewandert, auf verschiedenen Netzseiten aufspießt. Hoffmann ist’s, der unsere Webseite auf WordPress neu konzipiert und ihr damit weitere Aufmerksamkeit besorgt hat. Näheres soll er jetzt selbst erzählen.
Im Fall von Eberhart Herrmann (RB 2/08.2.7), der als erster vor deutscher „Psycho-Verfolgung“ in die Schweiz flüchtete, wird immer wieder der Skandal der Möllerschen Atteste heruntergespielt, neulich etwa von der schon erwähnten Juristin (OSTAin i.R.) und Schriftstellerin Gabriele Wolff (Fn 6). Herrmann werde, schrieb sie in ihrem Blog, von den ihm zugesprochenen Millionen Schadensersatz wohl nicht viel sehen. Nur die Übergabe des Attestes an die Ehefrau sei ja gerichtlich geahndet worden. Daß nicht nur die Übergabe des Attestes, sondern auch die Basis seiner Ausstellung unzureichend und unverhältnismäßig war – unabhängig von einander haben Herr Dieckhöfer und ich Herrmann begutachtet[11] -, deckte sie ab. Herrmann war’s übrigens, der uns als erster auf Mollath hinwies, lange vor dessen Unterstützerkreis. Über den aktuellen Stand seiner Sache, soll Herr Herrmann selbst berichten.
Vielfach aufgrund unserer Webseite wenden sich, keineswegs von uns erstrebt, immer wieder unter gerichtlich-psychiatrischem Druck Stehende an uns, an Prof. Dieckhöfer und mich.
Im letzten Herbst suchte auf richterliche Veranlassung Peter P., ein Rechtsanwalt aus der weiteren Münchner Umgebung, meine Begutachtung. In ein Insolvenzverfahren verstrickt, gab er den Gerichten mit scharfen, insgesamt aber wohlbegründeten verfahrensrechtlichen Einsprüchen contra. Über dieser Auseinandersetzung wurde er psychischer Krankheit und Prozeßunfähigkeit verdächtigt. Der renommierte Münchner Forensiker Prof. Nedopil erstellte ein Aktengutachten und belastete ihn darin weiter. Ich konnte die Verdächtigung gutachtlich durch persönliche Untersuchung, aber auch dadurch ausräumen, daß ich die kritischen Einsprüche des Anwalts als überwiegend mit dem Grundgesetz wie auch mit weiteren angesehenen Juristen, primär mit Expertisen des Cuxhavener Richters i.R. Günter Plath in Einklang befindlich ausweisen und Spinöses so abweisen konnte.[12] Wie dieser Proband und wie Plath weist auch der Münchner Strafverteidiger Rolf Bossi in seinem Buch Halbgötter in Schwarz (2005) horrende, abstellungsresistente Fehler im Justiz-System als ursächlich für gravierende Fehlurteile aus – ähnlich wie wir sie in der Psychiatrie sehen..
David S., ein IT-Fachmann, israelischer Staatsbürger, der in der Nähe Altöttings lebt, meldete sich kürzlich telephonisch bei mir. Das Landgericht Traunstein fühlte sich im Jahr 2002 durch ihn provoziert und verfügte „wegen Verdachts der Beleidigung“ seine psychiatrische Begutachtung, zu der er 124 Tage lang (!) im Bezirkskrankenhaus Gabersee bei Wasserburg (vorläufig) untergebracht wurde. Das Gutachten eines dortigen Oberarztes erklärte ihn für „schuldunfähig“. Verurteilt wurde er – ähnlich wie Mollath – damit nicht. Man ließ ihn nach der Hauptverhandlung aber laufen. Ein Berliner Gutachter fand ihn 2005 gesundheitlich fit.
Gerhard H. aus München war nach einem Suizidversuch 2005 auf 06 in der psychoanalytisch orientierten Privat-Klinik Menterschwaige in Behandlung. Er bekam dort die Freudschem Begriffsinventar entstammende Diagnose „narzißtische Persönlichkeitsstörung“ (ICD-10: F60.8) aufgedrückt. Er fühlte sich davon beschwert, kam deshalb zu mir und bekam nach entsprechender Untersuchung bestätigt, daß jene Diagnose falsch war. Tatsächlich liegt bei dem Mann im Gegenteil eher ein depressives Syndrom vor.
Über den Fall von Annika D., einer Tierärztin im Rheinland, berichtete ich im letzten Rundbrief (RB 2/12,7.1). Im Konflikt mit dem Partner lebend bzw. nach Trennung von ihm, waren ihr ihre beiden kleinen Kinder, das eine eben neugeboren, unter der Diagnose „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“ (ICD-10: F60.31) weggenommen worden. Deshalb suchte sie ein Gegengutachten bei mir und bekam es – manche werden sich erinnern. Es wurde wie das über Mollath vom Gericht abgewiesen. Bei der zweiten, dramatischen Kind-Wegnahme wurde die Frau auf Veranlassung des Sozialpsychiatrischen Dienstes, einer der „Errungenschaften“ der Psychiatrie-Reform, gefesselt in die Klinik geschafft. Leider brach der Kontakt dann ab.
Unter denen, die jüngst meine Begutachtung suchten, waren freilich auch solche, die ein „Gesundheitszeugnis“ nicht bekamen, darunter einer, der im Februar durch Eis und Schnee aus Norddeutschland angereist kam. Die über vierstündige Exploration ergab bei ihm noch kein klares Bild. Erst nach Einsicht in ein nachgereichtes Vorgutachten, ein Aktengutachten übrigens, wurde klar, daß dagegen argumentativ kein Einspruch zu begründen war.
Im Fall von Heinz K., der 2009 an unserer JV teilnahm, liegt wohl ein DDR-Psychiatriemißbrauch vor. K, ein argloser Mann aus dem Brandenburgischen, ärgerte die DDR-Behörden lange mit offen-systemkritischen Äußerungen. Über Schrecken verbreitenden Drohungen, deren Urheberschaft er bestreitet, kam er von 1976 bis 79 in die Psychiatrie von Eberswalde. Sein Bemühen um Rehabilitierung blieb erfolglos, weil die Akten den Nachweis, daß die Drohungen nicht von ihm kamen, nicht hergeben. Daß K. seinerzeit keine Verteidigung hatte, wurde als Wiederaufnahmegrund nicht anerkannt.
Die Fälle, die wir im Rundbrief 1/09,2 zusammenstellten, genügen dennoch, von systematisch–politischem Mißbrauch des Fachs, besser: der Psycho-Fächer in der DDR zu sprechen. Der Mißbrauch insbesondere der Psychologie in Form der Zersetzung ist ja gerade in der DDR an der Stasi-Hochschule in Potsdam systematisch entwickelt worden. Auch die sog. Nachprüfungen, die es in einigen der neuen Bundesländern Mitte der 90er gab, waren so durchsichtig dürftig, daß sie eher ein Indiz abgaben dafür, daß Mißbräuche der Psychiatrie in der DDR nach 1990 partout nicht bekannt werden sollten (RB 1/97,3). Auch von den 21 Psycho-Mißbrauchsopfern, die in Thüringen offiziell rehabilitiert wurden, war Näheres nicht zu erfahren (RB 2/12,4.4.5). Immerhin hat Roland Jahn, der jetzige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, kürzlich unter den Geschundenen der SED-Diktatur auch die „Psychiatrie-Opfer“ erwähnt – als erster und bisher einziger Inhaber eines Staatsamts in Deutschland.[13]
Selbst in der kleinen Auswahl der eben Erwähnten, die mir jüngst unterkamen, waren nicht alle topfit. Horrend sind leichtfertige Krankerklärungen gerade im Psychischen im Hinblick auf deren juristische Konsequenzen gleichwohl. Wer einmal den Stempel aufgedrückt bekam oder auch nur unter Verdacht geriet, hat es unendlich schwer, ihn wieder los zu werden. Nur selten gelingt es Betroffenen wie „Vera Stein“ (RB 2/08,2.6) oder Rudolf Schmenger (RB 1/11,3.3-5) offiziell. Mißbräuche des Faches sind, wie an den angeführten Beispielen dargestellt, unterschiedlich geartet, unterschiedlich schwer. Es täuschen sich über Krankheit nicht nur Betroffene, sondern auch Experten. Es unterlaufen wie allen Menschen kardinale Fehler mitunter auch der Elite des Faches. Es kochen hier letztlich alle mit dem gleichen Wasser von Wissenschaft. Diese will gelernt sein, will sorgsam beachtet und auch in ihren Unsicherheiten erkannt werden, ist aber keine Geheimwissenschaft, zu der nur wenige Auserwählte rechten Zugang haben.[14]
Zu Psychiatriemißbräuchen beitragende fachinterne Faktoren
Kompetenz kann hier, wie es der Postbote Postel vormachte, mit entsprechendem Gehabe und einigem Fachbegriffsgeklingel vielleicht erfolgreicher als auf anderen Gebieten vorgetäuscht werden – letztlich aber auch nur eine Zeit lang. Daß die Merksche Psycho-„crème de la crème“ ihren Status pflegt, ist verständlich. Peinlich und gefährlich sind eher unsere Medien, die – ich denke etwa an die Postel-gleich „kompetente“ Frau Lakotta vom SPIEGEL – diese Herrschaften beweihräuchern und helfen, ihnen lästige Systemkritiker niederzumachen. Über Jahre haben sie damit üblen Autoritarismus und Untertanengeist in der Seelenheilkunde bedient und die Öffentlichkeit irregeführt. Just von seinen „Spitzenvertretern“ wurde dem Fach und den ihm Ausgelieferten am schlimmsten schon mitgespielt, wurden unter Hitler 2-300.000 Kranke zu Tode gebracht. Und die Arroganz dieser Leute besteht bis heute.
Erkannten, erkennen die Medien wirklich nicht, wie mißbrauchsanfällig die Psycho-Fächer sind und wie leicht sie daher quer durch die politischen Lager zu einem Patentmittel der Mächtigen gemacht werden können, Unliebsame auszuschalten? Mit der Psychiatrie-Reform, dem Bubenstück der Enquête von 1975, wurden die Fächer von Union, SPD und FDP auf just solche Einsätze wie den Fall Mollath hin „reformiert“. Die Medien waren Feuer und Flamme dafür. Über Jahr und Tag lagen sie vor den sog. Koryphäen, allesamt Befehlsempfängern politischer Bosse, auf dem Bauch. Sie betrieben einen schon degoutanten, oft direkt lächerlichen Institutions- und Personenkult. Sie ignorierten unsere seit 40 Jahren in Wort und Schrift erhobene Kritik an Fehlentwicklungen des Fachs ähnlich, wie sie jetzt unsere Stellungnahmen für Mollath zudeckten oder sie wie Frau Lakotta als „indiskutabel“ verrissen.[15] Mißbräuche des Fachs, wie die eben angeführten, folgen aus Systemfehlern. Daß wir sie immer wieder ansprachen, war und ist den Medien offensichtlich Grund, unsere Kritik en bloc zu unterdrücken. Und wie Union, FDP und SPD 1975 die Reform des Fachs zu einer umfassenden Staatspsychiatrie durchpaukten, befanden ihre gewichtigsten Vertreter im Rechtsausschuß des Bayrischen Landtags im März 2012 Mollaths Psychiatrisierung als ganz tadellos. Der „Psycho-Koalition“ der Altparteien stehen jetzt lagerübergreifend „Neuparteien“ gegenüber, die Freien Wähler, die Grünen und Piraten. Ob diese das Ausmaß und die tiefe Verwurzelung der psychiatrischen Systemfehler wirklich erfassen, steht freilich auch noch dahin.
Im schweizerischen Textatelier gab kürzlich der Wissenschaftspublizist Martin Eitel eine Quintessenz unserer Arbeit wieder. „Zur Erklärung der Psychiatrisierung und Verfolgung unbequemer Bürger muß hier,“ schrieb er, „insbesondere auch auf die sogenannte Reformpsychiatrie eingegangen werden … Charakterisiert wird (diese u.a.) durch vermehrten staatlichen Einfluß in das Fach (u. a. über Institutsambulanzen), durch den Einbezug vieler nicht-ärztlicher Berufe und vieler fragwürdiger Doktrinen (wie etwa der Freud’schen) und durch die Etablierung der weltweit benützten Diagnostik-Manuale DSM und der ihm nachempfundenen ICD“… Danach gibt es jetzt „keine ‚Erkrankungen’ mehr, sondern nur noch ‚Störungen’. Mit solch verbalen Taschenspielertricks wird die Schwelle, ab der Behandlungen möglich sind, stark herabgesetzt, weil ‚Störungen’ so verbreitet wie die Menschen selbst sind.“ So viel in letzter Zeit über Mollath geschrieben wurde, ist Eitels Beitrag doch der erste, der darauf eingeht, was solchen Mißbräuchen fachlich entgegenkommt.
Beiträge der (Tiefen-)Psychologie
Vor neun Jahren bildeten wir zusammen mit reputierten Freud-Kritikern in englisch- und französischsprechenden Ländern das INFC,[16] um den gerade von Freud und seinen Tiefenpsychologen kommenden Aufblähungen der Seelenheilkunde zu begegnen. Mit Freud, der seine Kritiker reihenweise „psychiatrisierte“ (RB 2/12, 6.4), drangen die Psychologen insgesamt in die Heilbehandlung ein und forcierten die „Psychiatrisierung“ nicht nur Andersdenkender, sondern der Bevölkerung insgesamt. Das Fach – das Wort Psychiatrie kommt (griechisch) von Psyche = Seele und Iatros = Arzt – wird weithin heute von Psychologen, Nicht-Ärzten, beherrscht. Ergebnis sind immer weichere, dabei immer klotziger behauptete Diagnosen mit pseudoexakten DSM- und ICD-Ziffern, sind immer höherer Ausgaben für die „psycho-soziale“ Versorgung und immer mehr „psychisch Kranke“ samt psychiatrisch untergebrachter Rechtsbrecher und falsch diagnostizierter Psycho-Justiz-Opfer. Manche Psychologen leisten gewiß gute Arbeit. Humaner wurde das Fach durch ihr Breitmachen in ihm aber nicht. Ich erinnere an den Fall Arnold (RB 2/12,4.1 – Fn17), bei dem sechs Psychologen, weil sie ihn nicht zum Eingeständnis einer nicht begangenen Straftat nötigten konnten, „Therapie-Fortschritte“ verneinten und den Unglücklichen weiter schmoren ließen.
Mit einem Psychologen in Mollaths Unterstützerkreis bekamen wir, Prof. Dieckhöfer und ich, größeren Ärger. Er berührt die Situation der Psychofächer grundsätzlich und verdient deshalb erneut ein näheres Eingehen. Auf seiner Webseite schrieb der Psychologe zur Mißbrauchsproblematik: „PsychiaterInnen wurden und werden von allen Herrschaftssystemen nicht nur mißbraucht, sondern es fanden sich immer und überall PsychiaterInnen, die in willfähriger Kollaboration aktiv mitmachten und weiterhin mitmachen….“ Wir, die über Jahrzehnte solchen Mißbräuchen gewehrt haben, erinnerten den Mann, daß sich „PsychologInnen“ im totalitären Herrschaftssystem etwa der DDR bei der Zersetzung Oppositioneller weit umfänglicher noch mißbrauchen ließen, die Psychologie dort gar nominell als „Operative Psychologie“ in den Dienst totalitärer Repression gestellt wurde. Wir schlugen dem Mann ein Treffen vor, um vielleicht ausräumbare Mißverständnisse auszuräumen. Er lehnte ab, da, so schrieb er, „Ihr Schreiben, doch einige Äußerungen enthält, die für mich eine gute und ausbaufähige Gesprächsbasis vermissen lassen.“ Psychologen, Nicht-Ärzte, in der Psychiatrie an sich fachfremd, behandeln diese gern als ihr angestammtes Berufsterrain und lesen ihr, sich selbst als bessere Psychiater gerierend, gern die Leviten. Weil sie von „oben“ gedeckt werden, können sie sich ihr Oberlehrer-Pharisäertum leisten und weithin auch bestimmen, wer oder was als krank oder gestört gilt und was Kranke, Gestörte brauchen. Wenn aber ja einmal eine „Auseinandersetzung“ ansteht, wechseln sie in Diskursverweigerung[17].
Ein Paket, das Psychologen und politisch angepaßte, „reformierte“ Psychiater gemeinsam schnürten, ist die exorbitante Vermehrung psychisch Kranker, die wieder mit der ebenso exorbitanten Aufblähung der Seelen(heil)kunde einhergeht, vorangetrieben auch von den Medien. An sich ist die Psychiatrie ein kleines Fach der Medizin. Sie kannte nach der bis in die 1960er „gültigen“ Würzburger Diagnosentabelle gerade einmal 20 (zwanzig!) psychische Krankheiten. Die „modernen“ psychiatrischen Klassifikationssysteme, die International Classification of Diseases der WHO (ICD), vor allem das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der amerikanischen Fachgesellschaft APA, haben daraus rund 300 „Störungen“ gemacht, auch so eine „Errungenschaft“ der „Reform-Psychiatrie“. Das neue, laut Spiegel von 158 Experten erarbeitete (70% davon für die Pharma-Industrie arbeitend), im Mai, also in wenigen Tagen jetzt herauskommende DSM-5, vielfach als „Bibel der Psychiater“ gepriesen, packt weitere fragwürdige Diagnosen drauf, die „Hoarding Disorder“, die „Disruptive Mood Disregulation Disorder“ (DMDD), das „Psychosis Risk Syndrome“ etc. Mit einer „Psychose“-Vermutung wird es bald damit noch mehr Stigmatisierungen, Verunsicherungen und mehr Fälle Mollath, Schmenger, Koch etc. geben.
Falschspiel der Medien
Unter der Überschrift „Die Psychofalle – Therapeuten streiten über die Grenzen zwischen Gesundheit und Krankheit“ nahm sich auch DER SPIEGEL 4/13 besagten DSM-5 an. Einerseits gab er sich der weiteren Diagnosen-Aufblähung gegenüber kritisch, andererseits bestärkte er sie. „Was in diesem Wälzer steht“, schrieb er, „darf als offizielle psychische Krankheit gelten“. Einen, der von deutscher Seite an dem amerikanischen „Wälzer“, der weiteren Auswalzung der Psycho-Diagnosen und damit der Zahl psychisch Kranker mitwirkte, Hans-Ulrich Wittchen, überhäufte er mit Lob. Nur seine berufliche Identität deckte er ab, die eines Psychologen. Wittchen verwandelte, wie in RB1/12,4 schon ausgeführt, Ängste, die zur Grundausstattung des Menschen gehören, in Angststörungen[18] und blies sie – eine kleine Gruppe Angstkranker gibt es wirklich – gleich zur größten Gruppe psychischer „Störungen“ auf, zum dicksten Brocken „diagnostizierter Geisteskrankheiten, wo“, so DER SPIEGEL einmal richtig, „gar keine sind.“[19]
Daß Wittchen die „psychisch kranken Europäer“ damit gleich um 14 Prozent auf eben 38 Prozent der Bevölkerung hochschraubte, danken ihm natürlich nicht nur Big-Pharma mit üppigen Zuwendungen (s. RB 1/12,4.1), sondern auch seine psychologischen Kollegen, denen er so für ihre Psychotherapien[20] viel neue Kundschaft besorgt. Mit Wissenschaft hat diese Seelen(heil)kunde längst nichts mehr zu tun. Sie ist heute weithin Ergebnis wirtschaftlicher, wenn nicht politischer, gar US-imperialistischer Interessenten.[21]
Unter Vorgabe von Kritik läßt sich „Kritisiertes“ am wirksamsten propagieren, lassen sich auch krumme Psycho-Disziplinen mit ihren Versteigungen famos voranbringen. Viele unserer Medien haben das seit langem entdeckt. Das ist die Art, in der sie öffentliche Meinung manipulieren, der SPIEGEL voran,[22] der Mollaths Unterstützer „ein bißchen schizo“ nennt und mein Gutachten, das jetzt das Wiederaufnahmeverfahren erreichbar machte, „indiskutabel“. Aus solchen Fäden ist das „Spinnennetz der Macht“ (Fn 1) geknüpft, sind in ihm Opfer wie Mollath gefangen.
Gegen die diagnostische Ausuferung und damit das DSM-5 ist gar in Amerika kürzlich Widerstand aufgekommen von Allen Frances, einem emeritierten US-Professor, Schöpfer der im Augenblick noch gültigen Vorgängerversion DSM-IV. Ob die psychiatrische und gerichtliche Praxis über den prominenten Protest Frances’ weniger flott hinweggeht wie über den lang zuvor von uns erhobenen, wird sich weisen. Übermorgen spricht Frances in München.[23] Weisen wird sich auch, ob er wirklich von einem Saulus zu einem Paulus geworden ist und zu denen steht, die vor ihm schon gräßlichen Versteigungen abschworen.
Noch etwas sei hier angefügt: „Psycho-Promis“ sehen in der Psychiatrie gern einen„rapiden Wissenszuwachs“ (z.B. Nedopil, Fn 12). Seit den 1950ern, der Einführung von Imipramin durch Roland Kuhn als Antidepressivum und Chlorpromazin durch Jean Delay als Neurolepticum hat es in dem Fach jedoch keine einzige entscheidende Neuentdeckung mehr gegeben!
Seit langem wird den Ärzten die Notwendigkeit und Wirksamkeit der Psychotherapie eingebleut. Alle Nasenlängen werden in ihren Fachzeitschriften neue Psychotherapiemethoden als garantiert wirksam vorgestellt,[24] dabei überspielt, daß die Methode, die allen anderen erst den Weg zu den Krankenkassen bahnte, die „reputierteste“, die Psychoanalyse,[25] weithin schon als Flop belächelt wird. Hierzulande wird Psychotherapie penetrant weiter beworben und so aus der Bevölkerung auch vermehrt angefordert. Erst dieser Tage wurden 1350 neue Psychotherapeutensitze eingerichtet, für die nun wieder die Betragszahler aufzukommen haben. An Psycho-Betrügereien sind seit den Zeiten der Enquête (1975) aber ALLE beteiligt, die Ärzteschaft, die Psychologen, die etablierten Medien, vor allem die hohe internationale Politik. Seit dem verlorenen 1. Weltkrieg hat die einst führende deutsche Psychiatrie (RB 1/06, 4.1) ihr Maß nicht mehr gefunden.[26] Sie läuft jetzt nur noch anderen, US-Psychiatern, Psychologen etc. nach. Auf „seelenheilkundlichem“ Gebiet allgemein ist korrekte Information, ist vor allem Kritik zumindest im Ansatz erst mit dem Internet wieder möglich geworden.
Durch das erwähnte INFC stießen wir über dessen engeren Kreis hinaus auf weitere Kritiker der Psycho-Bewegung, die hierzulande weitgehend ignoriert, im Ausland doch einige Geltung haben. Einer, M. Borch-Jacobsen, beleuchtet in seinen jüngsten Büchern (z.B. MAKING MINDS & MADNESS), in welchem Umfang psychische „Störungen“ doch immer auch Modeerscheinungen waren, in welchem Umfang sie suggerierbar und durch modische „Therapien“ zu „heilen“ sind (oder auch nicht), zu S. Freuds Zeiten etwa die „grande hystérie“, heute das viel bemühte „Burn-out“. Wir müssen uns nicht wundern, daß auch derzeit jede Menge Scharlatane einschließlich quacksalbernder Akademiker, Ärzte und Psychologen, unterwegs sind, solchen Bereitschaften entgegenzukommen. Es fand und findet da immer ein Zusammenspiel von Behandlern und Behandelten statt.
Vereinzelt scheint heute aber auch Ernüchterung Platz zu greifen, wo gestern noch Psycho-Rummel war, etwa bei unseren Krankenkassen. Von der AOK Berlin und ihrem Zentralinstitut für psychogene Erkrankungen wurden in den1950ern Dührssens „Katamnestische Ergebnisse bei 1004 Patienten nach analytischer Psychotherapie“ arrangiert. 1962 eröffneten sie die neue deutsche „Psychowelle“, die schrittweise die Freudsche Psychotherapie als anerkanntes Fachgebiet einführte. Ende Februar aber war von einer „Studie der Krankenkassen“ zu lesen, die vielen psychisch Kranken, mit denen „Psychis“, also Psychologen und Ärzte, immer mehr Geld für Psycho-Pseudotherapien anfordern, gebe es gar nicht. Nicht psychische Krankheiten hätten sich vermehrt, sondern die Ärzte deklarierten als solche, was vordem unter „Rücken-“, „Magenbeschwerden“ oder sonst wie lief. Auch Ärzte unterliegen ja Modeströmungen und Suggestionen. Das Burn-out, die Erfindung eines amerikanischen Psychoanalytikers, werde laut einem „DAK-Gesundheitsreport“ kaum diagnostiziert. Burn-out, derzeit noch ein Hauptposten des propagierten neuen Massen-Psycho-Elends, könnte demnächst „out“ sein.
Die Psycho-Industrie (RB2/01,3.1), Staatspsychiatrie, Staatspsychologie, wurde politisch u.a. durch die Enquête von 1975 fest etabliert, steht großenteils aber dennoch auf Sand. Mehr und mehr Menschen bemerken, daß die Ausweitung dieser Industrie gerade ob ihres öden, technisch-hölzernen Charakters à la DSM etc. kein Mehr an seelischer Gesundheit,[27] sondern eher eine Bedrohung ihrer Rechtssicherheit und ihrer Menschenwürde bringt. Die politisch-mediale Klasse läßt die Sorge kalt.
„Psycho“-Falschspiel auch in anderen Bereichen, u.a. familienrechtlichen
Ein Arbeitsfeld, auf dem Psychologen etwa bei Gericht klar dominieren, ist das familien- und kindschaftsrechtliche Ressort. Großspurig-überzogener, oft dabei entrechtender Psycho-Aktionismus auch hier. Einen konkreten Fall, den der Annika D., habe ich oben erwähnt, von ihm in RB 2/12, 7.1 berichtet, dort auch von einem Protestmarsch in München von Eltern, meist Vätern, die den „Raub unserer Kinder“ durch Jugendämter und Familiengerichte beklagten. Die Münchner Medien schwiegen ihn tot. Schön, daß Frau Clemens, Herr Wiederer und RA Saschenbrecker[28] bei uns sind, die mit dem hier Platz greifenden „Unrechtssystem“ Erfahrung gemacht haben und ihm nachdrücklich entgegentreten. (Folgend ein Link zu einschlägiger Literatur http://www.dfuiz.net/anhaenge/index.html).
Ich will oder muß nochmals zu Vereinsinterna zurückkehren: Von unsere Informationen auf Word-Press werden in den letzten Monaten zwischen 3,5 und 3,7 Millionen KByte monatlich heruntergeladen, im Januar 2013 davon beispielsweise 37% von Unbekannt (unresolved / unknown), 36 % aus Deutschland, den USA 11%, der Schweiz, Frankreich und Israel je 3%, Österreich, Schweden, Kanada, Großbritannien und China je 1% usw. Nicht bestimmbar blieb, ob dabei mehr der GEP- oder der INFC-Teil frequentiert wurde und wer genau frequentierte. Anzunehmen ist, daß hinter dem ausländischen Interesse vor allem Psychiater und psychiatrische und/oder politische Institutionen standen. Wer sonst machte sich z.B in den USA oder gar in China die Mühe, unsere Informationen herunterzuladen, zu übersetzen, zu lesen? Im März kamen gar die absolut meisten Informationsabrufe aus den USA. Es wäre aber wohl verfehlt, zu glauben, daß damit auch schon Unterstützung winkte.[29] Auch viele der ausländischen Besucher lesen unsere Informationen vermutlich eher, um sich zu wappnen. Es wird wohl auf höchsten Rängen der internationalen Politik versucht, die mißbrauchbaren Psycho-Fächer vor Kritikern zu bewahren.
Zum neuen Zwangsbehandlungsgesetz vom Januar gab es natürlich von den Antipsychiatern manche Einsprüche auch auf der GEP-Webseite. Interessant dabei das (neuerliche) Eingeständnis ihrer „ministeriellen Bezuschussung“. Als Paria behandelt werden von den Psychiatrie-Kritikern nur wir. Weil die Auswirkungen des neuen Gesetzes in der Praxis noch nicht überschaubar sind, ist die Diskussion inzwischen ruhiger geworden. Grundsätzlich kommen der Maßregelvollzug und die Sicherungsverwahrung vermehrt in die öffentliche Diskussion. Üblicherweise wird da mehr „(Psycho-) Therapie gefordert. Aller Realität zuwider setzte sich hiermit auch der Heidenheimer Klinikchef Dr. Zinkler in Szene, bei Antipsychiatern, Psycho-Illusionisten bis hin zu manchen Mollath-Unterstützern, hier sogar bei hohen Regierungsstellen Liebkind. Ähnlich schmierte sie der US-Psychiater Thomas Szasz aus, nach dem Schizophrenie nur ein „Mythos“ war, während er gleichzeitig ein großes Nervenkrankenhaus unvermeidlich unter Einsatz von Psychopharmacis führte. Für die Mißbrauchsoper haben diese „Psycho-Gutmenschen“ noch keinen Finger krumm gemacht.
Es kommt von weit (oben) her
Unser Bemühen, gegen die Fehlentwicklungen der Psycho-Fächer aufzukommen, währt nun schon 40 Jahre. Es hatte immer zwei Schwerpunkte: Einsatz für zu Unrecht Psychiatrisierte und Einsatz gegen betrügerische Kompetenz- und Leistungsansprüche der Psycho-Fächer und zwar international. Dabei wurden wir zunehmend gewahr, ja immer wieder neu überrascht, mit welcher Wucht, welch blanken Täuschungsmanövern von hohen international-politisch reputierten Instanzen diese Verkehrungen der Disziplin, meines Berufs arrangiert, gedeckt und weiter forciert wurden und werden. Eine besondere Crux stellten dabei oft falsche „Verbündete“ dar, die gleiche Ziele zu verfolgen schienen, unter der Hand aber gegenteilig wirkten. Das krasseste Beispiel bot die American Psychiatric Association, deren Spitze jahrelang vorgab, sie agiere (mit uns) gegen die sowjetischen Mißbräuche und Mißbraucher des Fachs, bis sich herausstellte, daß an ihrer Spitze selbst ein eingetragener Kommunist stand, der den Mißbrauchern vor allem den Weg zur Reputierlichkeit zu ebnen suchte. Ist’s kommunistische Deutungshoheit, zu der das von ihm betriebene DSM (RB 1/11, 2.5-6) führt? Auf den ehemaligen CIA-Officer Bob Baer, dem die CIA mit Psychiatrisierung drohte, als er die illegale Wahlkampffinanzierung Clintons besprechen wollte, machten wir schon in RB 1/11,2.6 aufmerksam. Hören, sehen Sie folgendes video.
Nicht vergessen: Der erste Präsident des Weltverbands für Psychiatrie war Donald Ewen Cameron, der für die CIA im Rahmen des MK-Ultra-Projekts von 1957 bis 64 übelste Menschenversuche zu „verbesserter“ Bewußtseinskontrolle u.a. mit Elektroschocks, LSD u.ä. machte. Wohl brachten uns die Amerikaner 1945 nach dem Nazi-Schrecken Rechtsstaatlichkeit zurück (s. obige Ausführungen zu Plath und Bossi). Gleichzeitig verpflichtete mit dem Rückenwind der US-Regierung der alliierte Psycho-General G. Brock Chisholm die „Psychis“, Psychiater, Psychologen, der Welt auf ein grausig totalitäres Programm von Kulturrevolution. Lesen Sie in RB 1/09,3.4 sein Oktroi nochmals nach von der angeblich nötigen „Ausmerzung des Konzepts von Richtig und Falsch“, von der nunmehr aufzuhebenden „Uminterpretation des hebräischen Gottes durch Christus“ als „letzte Ziele praktisch aller effektiven Psychotherapie“. Das ist, scheint mir, der Grund all der Verlotterung der heutigen Seelenheilkunde mit all ihren Aufblähungen und Falschmünzereien. Was aber an Grausamkeiten in den Psycho-Fächern weltweit schon passiert ist, davon wird allenfalls sporadisch Kenntnis genommen. Wenn wie im Fall Mollath ein Skandal ja nicht mehr unter Verschluß zu halten ist, wird das weithin als unglücklich gelaufener Einzelfall gewertet und der Ausbau psychiatrischer, psychologischer „Dienste“ lauthals weiter gepusht. Ihre Spitzenvertreter werden gepriesen und diejenigen totgeschwiegen oder diffamiert, die bei aller Anerkennung der Stärken auch die Schwächen und Gefahren der Psycho-Fächer aufzeigen.
Bei der Gelegenheit: Vorgestern ging mir ein Aufruf des Berliner Politologen Prof. Wolf-Dieter Narr für ein „Bündnis gegen Folter in der Psychiatrie“ zu. Worte aus dem „UN-Hochkommissariat für Menschenrechte“ werden darin zitiert. Neun Professoren, vier Anwälte, ein ehemaliger BGH-Richter stünden hinter dem Unternehmen, Leute offensichtlich, die über die letzten 40 Jahre in der Sache nicht einen Finger gerührt haben.
Diesen Fächern scheint in unserer „schönen neuen Welt“ (Huxley) von „oben“ die Rolle der Sinnvermittlungs- und der Seelsorgeinstanz zugedacht zu sein. Fand der Mensch bisher „sein Glück“ eher in Erfüllung der zwischen Geburt und Tod ihm natürlich vorgegebenen Reifungsschritte und Aufgaben, so ist, seitdem alles natürliche Maß außer Kraft und Pluralität, Multidisziplinarität und Gleichberechtigung von allem und jedem über alles gesetzt sind, der Weg zum Glück für viele wohl schwieriger geworden. Kommt daher heute das verbreitete Depressiv- und Unglücklichsein? Mitunter scheint es, als fungierten die Psycho-Fächer, anstatt es zu mildern, eher als seine Schrittmacher.
Es ist wohl fundamentale Kritik, die ich/wir zur Psychiatrie vortragen. Fundamentale Kritik wird nicht von ungefähr auch an der großen Politik laut. Oft geht sie mit fragwürdigen Begründungen einher und wird in der Regel abgetan. Unsere handfest begründete Kritik an Details eines kleinen ärztlichen, dabei gesellschaftspolitisch hochbrisanten Fachgebiets wird nicht anderes abgewürgt. Sie wurde hierzulande schon ausgegrenzt, als sie zu Zeiten der sowjetischen Psychiatrie-Mißbräuche in Amerika zumindest formell noch im main-stream lag. Im immer von „oben“ nach „unten“ laufenden „Psycho-Hauptstrom“ werden all diese Fragen nicht diskutiert. Mit ihm haben gibt es im Grund keine Kommunikation, keinen Abgleich der Argumente mehr. Um so wichtiger sind unsere Treffen, unsere Diskussionen.
Eine Amtsübergabe wäre bei uns längst fällig. Nachdem etliche jüngere Mitglieder neu zu uns gestoßen sind, scheint es, daß die Arbeit der GEP weitergehen wird, wenn die jetzige Führung einmal abtritt. Wenn es in absehbarer Zeit einen Nachfolger an der GEP-Spitze geben sollte, der die jetzt 40 Jahre lang gehaltene Richtung beibehält, wird er es kaum leichter haben. Dank nochmals an alle, die im Berichtszeitraum Informationen, Rückmeldungen, Zeitungsausschnitte etc. zugesandt haben. Nur so konnte und kann das Gebiet umfassend wahrgenommen, u.a. publizistisch aufbereitet werden. Wenn wir in einzelnen Punkten vorangekommen sind, beruht das entscheidend auf der Mithilfe von Ihnen, unseren Mitgliedern.
Nachtrag:
Bei der Jahresversammlung der GEP fertigte Rainer Hoffmann (s.o.) als Gast-Teilnehmer ein Video und stellte es danach auf eigene Faust ins Netz. Es gibt verpixelt einen audio-visuellen Eindruck von der Versammlung. Aus dem Video stammt auch nebenstehendes Bild.
In GEP-Versammlungen kann frei gesprochen werden, wobei die Äußerung einzelner natürlich noch nicht GEP-Meinung ist. Über Heindls Aussagen lief im Beck-blog inzwischen eine lebhafte Debatte, wurden ihm, einem der ersten Unterstützer Mollaths, heftige Vorwürfe gemacht auch von einigen Angehörigen des (Nürnberger) Unterstützerkreises und ihm Nahestehenden, u.a. von solchen, die sich selbst als die wahren Freunde Mollaths bezeichnen, psychiatrische Details im Vorgehen gegen ihn, noch mehr die psychiatrischen Fürsprachen für ihn, die es auch gegeben hat, übergehen oder wie der oben erwähnte Diplom-Psychologe den Skandal nützen, Psychiatrie und Psychiater insgesamt zugunsten der eigenen, „besseren“ Profession zu schmähen.
Für alle Unterstützer ist die Freilassung Mollaths gewiß oberstes Ziel. Viele verfolgen dazu die Abstellung von Steuerhinterziehungen, die Bestrafung der Verantwortlichen etc., viele offensichtlich auch das Ziel, den Fall jetzt als Ausnahmefall erscheinen zu lassen und vom System (reform-) psychiatrischer Repression abzulenken, dessen Teil er ist. Die politische „Klasse“ kann Mollath wohl nicht lange mehr hinter Psycho-Gittern halten. Dafür ist die Empörung im Land schon zu groß. Wenn ihr aber abgenommen wird, es handelte sich bei ihm nur um einen ganz unglücklich gelaufenen Einzelfall – große Teile der Medien und selbst der „Unterstützer“ gehen ihr dabei an die Hand -, hätte sie schon wieder gewonnen.
Dr. F. Weinberger Garmisch-Partenkirchen, 2.5.2013
Vorsitzender, GEP (Nachtrag am 22.5., ergänzt am 25.5.2013)
[1] FRONTAL 21 brachte am 4.12.2012, der BR am 24.1.2013 von einer dreiviertel Stunde Aufnahme einige Sätze von mir. Auf die fachlichen Aspekte kamen am ehesten das GARMISCH-PARTENKIRCHNER TAGBLATT vom 23.1. mit einem Artikel zu Florian Streibl und mir zu sprechen. Der zeitkritische Erfolgsautor Jürgen Roth hat in seinem neuen Buch SPINNENNETZ DER MACHT das Psychiatrische des Falles Mollath und auch unseren Einsatz beleuchtet.
[2] Sie spielte in alle „Psycho-Skandale“ der jüngeren Zeit hinein. Im Fall Mollath wie im Psychiatrie-Geschehen allgemein stehen gegen die „crème de la crème“ (B. Merk) der Psychiater wie das „Establishment“ der Mächtigen Dieckhöfer und ich seit Jahren allein. So gehört zum medialen Abdecken der Psychiatrie-Interna auch im Fall Mollath die Nicht-Erwähnung unserer Namen.
[3] Die Entscheidung wurde am 29.4.2013 bekannt. Sie fiel, wie nach dem bisherigen Vorgehen der Instanzen nicht anderes zu erwarten, negativ aus. Chefarzt Leipziger, der seit über 7 Jahren Mollath verwahrt, sah auch jetzt „keine prognoserelevanten Veränderungen im Hinblick auf die zu erwartende Gefährlichkeit“ Mollaths (MM vom 19.4.13), seine aus hohler Hand geschöpfte Auffassung von 2005 stereotyp erneut abspielend.
[4] Der Antrag greift viele noch bestehende Lücken im Fall Mollath auf, läßt andere aber aus, etwa bzgl. der Reifenstechereien, auch bzgl. der Verwerfung meines GA durch Richter Kahler entgegen BGH-Entscheidungen.
[5] Selbst als die meisten Medien die Fülle des an Mollath begangenen Unrechts schon ausbreiteten, versuchten einige der einflußreichsten Blätter ihn und seine Unterstützer noch zu tunken, den Autor dieses Berichts dazu. Beate Lakotta schrieb im SPIEGEL-Blog noch am 9.12.2012: „Ich habe viele Quellen ausgewertet: Das Urteil, sämtliche Gutachten (auch die fachlich indiskutablen wie Weinberger), alles was die Unterstützer ins Netz gestellt haben…“ „Ein bißchen schizo, die Protestbürger?“, meinte Lakotta im gedruckten Spiegel 51/2012. DIE ZEIT (S. Rückert) vom 14.12.2012: „Wird künftig ein Internet-Mob darüber entscheiden, wer eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt und wer nicht?“ Der Berliner TAGESSPIEGEL am15.12.2912: „Gustl Mollaths Unterstützer verbreiten unglaubwürdige Verschwörungstheorien und falsche Behauptungen. Dadurch schaden sie ihrem fragwürdigen Helden“.
[6] So trugen die Schriftstellerin Ursula Prem, die Schriftstellerin und Oberstaatsanwältin a.D. Gabriele Wolff, der Regensburger Strafrechtler Prof. H.E Müller im Beck-Blog und der Mannheimer Jurist Oliver Garcia im de- legibus-Blog weitere Details vor und machten allein im Fall Mollath das verschlungene Geschehen durchsichtig.
[7] In der Fachgesellschaft DGPPN diskutiert man lieber, ob man sich nicht ein weiteres „P“ (für „Psychosomatik“) zulegen sollte, auch wenn sie blanke Augenwischerei darstellt. Um Machtansprüche geht’s da.
[8] Hierzu ein auch neues Buch des Spiegel-Journalisten Th. Darnstädter DER RICHTER UND SEIN OPFER
[9] von zwei seiner (und unserer) verdienstvollen Mitglieder, dem Zahnarzt E. Braun und dem Richter i.R. R. Heindl abgesehen
[10] Hier heißt es unter Verweis auf unsere Rundbriefe (aus 2011 und 12): „Ich empfehle, den Inhalt der beiden Rundbriefe nicht nur quer zu lesen. Sie bringen Substantielles auch über den ‚Fall Mollath’ hinaus und weisen auf künftige, wie auch bereits gegenwärtige Gefahren hin, die jeden Bürger in Deutschland betreffen können…“
[11] Es bewirkte zumindest die Zuerkennung eines höheren Schmerzensgeldes.
[12] Wie Plath sieht Bossi den Ungeist nazistischer Blut-Richter in der aktuellen deutschen Rechtspraxis am Werk. O.g. Anwalt stützt sich auf Art. 97 GG, der die Unabhängigkeit der Richter festlegt,. Nach ihm können das nur „hauptamtlich und endgültig angestellte Richter“ sein, während de facto an vielen Gerichten „Richter auf Probe“ u.ä., die eben nicht unabhängig sind, als solche fungierten. Auch habe der im September 1949 erstmals zusammengetretene Bundestag mehrfach Gesetze beschlossen, die dem Wortlaut des im Mai ’49 in Kraft getretenen Grundgesetzes grob widersprechen, so daß gute Teile der seitdem beschlossenen Gesetze einschließlich StPO, ZPO etc. und darauf stützender Urteile im Grunde nichtig seien, unser aller Rechtssicherheit von daher grundgesetzwidrig eingeschränkt sei. Die von Günter Plath triftig begründeten Ausführungen aber wurden über die Jahre öffentlich so wenig diskutiert wie z.B. unsere Kritik am Psychiatrischen. Es blieben halt nach ’45 wie in der Psychiatrie und anderswo gerade in der Justiz viele alte Nazis und von ihnen Geprägte auf hohen Posten.
[13] Auch aus der Zeit des früheren sowjetischen Psychiatrie-Mißbrauchs erreichen uns heute noch etwa von ehem. Rußlanddeutschen Hilferufe. Unmöglich, allen gerecht zu werden.
[14] Die „Crème“ der forensischen Psychiater hätte am liebsten einen eigenen Facharzttitel, mindestens einen anerkannten Zusatztitel, schon um nicht von jedem Feld-Wald-Wiesen-Psychiater wie diesem Dr. Weinberger unangenehm hinterfragt werden zu können. Deutsche Ärztetage haben zwar manch krumme Facharzttitel schon vergeben, etwa den „für Psychosomatik und Psychotherapie“. Den Forensikern aber hat noch keiner den Gefallen getan.
[15] Mit antipsychiatrisch-pauschalen Verrissen (à la BPE, KVPM etc.) war natürlich nichts auszurichten. Selbst kompetente Kritik aber prallte über 40 Jahre ab. Es war und ist aber dennoch etwas gewonnen, daß wir einzelnen, die unter die Räder des teilweise übel-korrupten Psycho-Systems geraten waren, helfen konnten, einzelnen, die sich an ihm reiben, Bestärkung und Hoffnung geben können. Erfreulicherweise zeigte sich jüngst bei Anti-Psychiatern ein Ansatz von Differenzierung, wenn etwa der Sprecher des BPE Talbot in den „Sozialpsychiatrischen Diensten“ erkannte, was sie sind: Neue Auswüchse der Staatspsychiatrie, mit denen Betroffene heute neue schmerzhafte Erfahrungen machen (s. o.g. Fall Annika D.).
[16] Das INFC dümpelt derzeit etwas, u.a. weil etliche seiner Mitgründer, u.a. der kanadische Literaturprofessor Wilcocks krankheitsbedingt und andere aus anderen Gründen ausgefallen sind. Manche sehen das Problem auch als nicht mehr als so drängend an. Die Psychoanalyse sei erledigt, meinen viele Anglo-Amerikaner.
[17] Da eine kritische Diskussion drängender fachlicher Probleme wie in o.g. Fall die Interessen unterschiedlicher, aber politisch gestützter Fachvertreter berührt, bleiben die Problemlösungen auf der Strecke.
[18] Laut BILD.de wußte Wittchen auch zu Mollath etwas zu sagen, nämlich daß „Fehldiagnosen in der Psychiatrie ein häufiges Phänomen“ sind. Psychologen nahm er von Fehldiagnosen natürlich aus – gleich unserem Psychogen aus o.g. Unterstüzerkreis.
[19] Daß die Psychiatrie ein ganzes Spektrum psychischer Störungen kritiklos einem nicht-ärztlichen Berufszweig überläßt, ist nur ein Teil der heutigen Korrumpierung dieses Fachs. Immer noch kommt der Medizin ein Wächteramt zu, daß das Gesundheitswesen nicht ganz der Scharlatanerie verfällt.
[20] Neuerdings entdecken die Medien (die FAZ bzw. FAS vom 31.4.2013 etwa), daß Psychotherapie, Psychosomatik etc. auch Nebenwirkungen haben. Die Blätter schreiben so, die die Schwindelwissenschaft, hinter der überhaupt kein ernsthafter Wirkungsnachweis steht, über Jahrzehnte erst ins Geschäft gebracht haben! Die SZ vom 226.3.2013 stimmte anläßlich der Neuentdeckung einer Erstschrift von Freuds „Jenseits des Lustprinzips“ eine jener anhimmelnden Hymnen an, denen der Guru seine Geltung hierzulande bis heute verdankt.
[21] „…Anfang der 70er Jahre trat der für die Psychiatriegeschichte geradezu ideale Fall ein, daß sich unter dem Einfluß der WHO“, so W. Mombour in Faust, PSYCHIATRIE, 1995, fast alle deren Mitgliedsländer auf die Benutzung der ICD einigten. 1980 ist die amerikanische Psychiatrie aus dieser … weltweiten Einheitlichkeit ausgeschieden und hat ihre eigenen Diagnosenklassifikation, das DSM III, veröffentlicht.“ US-Fachzeitschriften verlangten auch von ausländischen Wissenschaftlern die Verwendung der DSM-Diagnostik. Und „die ICD-10 hat sich überraschenderweise … sehr stark an das DSM… angelehnt“. Bei den Psycho-Fächern liegt weithin heute die Deutungshoheit über Mensch und Gesellschaft. Ging es beim Ausscheren der Amerikaner aus dem ICD-/WHO-Gemeinschaft um etwas anderes als die Durchsetzung ihrer Deutungsdominanz? Die international neu aufgestellten Legionen von Tiefen– und sonstigen Psychologen dienen dazu, sie weiter zu befestigen.
[22] Zum DSM-5 gab’s auch solidere Reportagen, etwa die der ARD vom 7.4.2013: „Diagnose-Wahnsinn – Ein Psychiater warnt vor den Auswirkungen der Psychiatrie“. Auch diese schafft freilich nicht aus der Welt, daß das neue DSM jetzt in Kraft tritt. Sie sagte auch nicht, daß es ursprünglich von dem kommunistischen Medical Director der APA Sabshin stammt (RB 1/11,2.5)!
[23] Nachtrag: Frances sprach am 29.4. an der Psychiatrischen Univ.-Klinik München. „Experts lack common sense“ und „Incertitude is better than false certitude“, sagte er hier, verbreiteten Attitüden, dem seiner deutschen Kollegen, ihrem sklavischen Kleben an den Diagnostik-Manualen zuwider. Daß er selbst der New Yorker Freudianer-Schmiede entstammt, mag der Grund sein, daß er wohl Big Pharma und selbst das Geschäftsinteresse der APA, die das DSM-5 für $ 200.- das Stück verkauft, kritisch sieht, nicht aber das Interesse DSM-5-beteiligter Psychologen wie Wittchen. Inzwischen hat auch der Sprecher des NIHM (National Institute of Mental Diseases) Thomas Insel das Ungenügen von DSM-5 festgestellt : „Patienten mit psychischen Störungen haben Besseres verdient“ (Mitteilung von M. Eitel).
[24] In Fachzeitschriften der letzten Zeit wurden als wirksam empfohlen u.a. die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), ggf. trauma-fokusiert (tf-CBT), die Eye Movement Desentization and Reprocessing Therapy (EMDR); die narrative Expositionstherapie (NET); die Schematherapie (ST), bei der KVT, Bindungstheorie, humanistische Ansätze, Transaktionsanalyse, Psychodrama, Hypnotherapie und immer wieder die „Tiefenpsychologie“, der alte Schwindel. Die Wirksamkeitsbehauptungen werden von Nicht-Ärzten (Psychologen) in ärztlichen Journalen Ärzten angedient, ohne daß diese sie aus eigenen Erfahrungen überprüfen, geschweige bestätigen könnten, bei dem vielen Flop, den es auf dem Gebiet schon gegeben hat, wohl eine Zumutung.
[25] „Selbsterfahrung“ sei, sagen ihre Anhänger, die Voraussetzung, um über sie mitreden zu können. Unter anderem ist’s just die Selbsterfahrung, die den Autor dieses Beitrags die erfahrene Schaumschlägerei zurückweisen läßt. Zwei Jahre lang war er am renommierten „Institut für Psychotherapie“ in Berlin in „Ausbildung“ und bei einem reputierten, durchaus sympathischen Lehranalytiker in Lehranalyse.
[26] A. Hoches schlimmes Buch „Die Freigabe des lebensunwerten Lebens“ machte 1922 den Anfang- Es bahnte bald dem Kranken-Massenmord den Weg.
[27] Walter von Baeyer (RB1/11, 2.7): „Eine Psychiatrie, die sich nur auf statistisch Verrechenbares stützt und Schlüsselworte, die (wie Begegnung, Entfremdung,, Identität) ganze Regionen des Menschen aufschließen können, für entbehrliche ‚Leerformeln’ ansieht, verarmt und erstarrt.“
[28] „Eltern werden in Kindschaftsverfahren“, schreibt RA Saschenbrecker, „systematisch schlechtgeredet, ihnen … (werden) Mißhandlungen und sonstig abwegige Verhaltensweisen angedichtet, um die … lukrativen Prozesse der Neubeelterung oder der Psychiatrisierung von Kindern zu rechtfertigen“.
[29] Solche kommt mitunter auch,: „Hey there! I’ve been reading your weblog for some time now and finally got the courage to go ahead and give you a shout out from Dallas Tx! Just wanted to say keep up the fantastic job!“