Jahresversammlung der GEP am 27.4.2013 in München

Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden

Thematische Schwerpunkte:

–         Der Fall Mollath
–         Weitere Fälle mit ihren Besonderheiten und Einschränkungen
–         Zu Psychiatriemißbräuchen beitragende fachinterne Faktoren
–         Beiträge der (Tiefen-)Psychologie
–         Das Falschspiel der Medien-
–        Falschspiel auch in anderen Gesellschaftsbereichen, u.a. famlienrechtlichen
–         Es kommt von weit (oben) her

Aus Zeitgründen wurde von der Textvorlage nur das Großgedruckte vorgetragen.

 

Begrüßung der Mitglieder und geladenen Gäste, die aus Nah und Fern, von der Nord­see bis zum Alpenkamm, zur Versammlung gekommen sind. Feststellung ihrer Be­schluß­fähigkeit. Angekündigt wird ein späterer inter­ner Ver­sammlungsteil, bei dem unsere Gäste die Mit­glieder allein lassen mögen.

Der Fall Mollath

… Wie seit 36 Jahren stehen unserer Gesellschaft zähe Wi­­der­­stände ent­ge­gen, stehen aber auch alte und kommen neue Unterstützer zu uns, kom­men neu vor allem Hilfe­su­chende, die die Notwen­dig­keit unserer Arbeit neu un­ter­strei­chen. Viel öffent­li­che Aufmerk­sam­keit hat es in letzter Zeit für den Fall von Gustl Mollath gegeben. Die Dis­kussion psy­ch­­iatri­scher Pro­ble­me, die da berührt und die unser beson­deres Thema sind, hielt sich dagegen weiter in Gren­­zen.[1] Soweit die öffent­li­che Dis­kus­sion Psych­iater berührte, erwähnten die Medien die „system­treu­en“ Dres. Leip­ziger, Kröber, Pfäfflin. Psychiatrische Interna, die neu­e­ren, von den Herren ver­tretenen Ent­wick­lun­gen der „Psy­cho-Fä­cher“, etwa die mit der En­quête von 1975 er­öff­nete „Re­­­­form­psy­ch­iatrie[2], fanden keine Aufmerksamkeit. Uns, die wir diese Ent­wick­lun­gen über die Jahre kritisch kom­mentieren, schweigen die Medien über die Jahr­zehnte tot, auch wenn sie im Ein­zelfall Mol­lath einmal „auf unser Ufer kom­men“.

Der jährliche Prüftermin bezüglich Mol­laths weiterer Unter­bringung oder Frei­las­sung wurde vom Land­gericht Bay­reuth auf den 18.4.2013 vorgezogen. Die Ent­schei­dung noch un­bekannt.[3] Meine Ex­pertise vom April 2011, de facto das jüngste Sachverständi­gen­gut­ach­ten, das Krank­heit wie Ge­fähr­lichkeit Mollaths verneinte (RB 1/11,4), behandelte Voll­stre­ckungsrichter Kahler, BGH-Ent­schei­dungen (RB 1/12,2.4.1) mißachtend, als exi­stier­te es nicht. Es hat trotz­dem gewirkt. Mit ihm wur­den nach den drei­fach nie­der­­stre­cken­­den Schlecht­­­achten Leip­­zigers sowie der Professoren Krö­­ber und Pfäff­lin der in Nürn­berg zen­trier­­­te Un­ter­stüt­­zerk­reis Mol­laths erst ar­ti­ku­­la­tions­fä­hig, wurde Pub­li­city für ihn erst mög­­lich. Sie brachte die publizistische Ak­­­­tivi­tät für den Ent­rech­teten, Entehrten in Gang und weckte letztlich auch das heute lebhafte Interesse an Steueroasen, Steu­­­er­hin­ter­zie­hun­gen bis hin zur Selbstanzeige von Uli Hoeneß.

Erstmals kritisch gründlich gemustert hat Mollaths Sache 2009 der Münchner Ex-Finanz­mi­nisteriale Dr. Schlöt­terer. Entscheidend vorangekommen ist sie ab No­vem­ber 2012 durch den Ham­­bur­ger Rechts­an­walt Dr. Strate. Anfang Ja­nuar 2013 stellte er Straf­an­trag ge­gen den zu Be­ginn des Verfah­rens am­tie­ren­den Nürn­berger Richter Eberl und den Bayreuther Chef­­­arzt Leip­ziger. Am 19.2.13 reichte Strate das Wie­der­a­uf­nah­me­gesuch beim Land­ge­richt Regens­burg ein, 140 inhaltsschwere Seiten. Die dor­tige Staats­­­­an­walt­schaft folge am 18. März, gründ­lich auch sie. Der Baye­­rische Land­tag setzte am 16.4. einen parla­men­ta­ri­schen Unter­su­chungs­­­­aus­schuß ein, der gestern seine Arbeit aufnahm. Der Antrag hierzu er­wähnte die Stel­lungnahmen von Braun und Dieck­hö­fer zur „Schlüssig­keit der Gut­ach­ten“ Leip­zigers und Pfäff­lins, un­ter­schlug aber mein Gegengut­achten erneut.[4] Dieck­­­hö­fer hat üb­rigens Kla­ge ge­gen die Justiz­mi­nisterin Merk ob ihrer haltlosen Be­lei­digungen bei ihren Aus­­­füh­run­gen im März 2012 vor dem Rechtsausschuß­­­ (RB 2/12, 2.1) einge­reicht. Das Wie­der­auf­nahme­ver­fah­ren bleibt in dem ganzen Vorgang das Ent­scheidende.

Mol­laths Sache voran­gebracht haben vorher die Medien – in einem ersten An­lauf im Herbst 2011 die NÜRN­BER­GER NACH­RICHTEN, dann REPORT MAINZ, ab No­vem­ber 2012 die SZ kontinuierlich.[5] Die Webseite des Unterstütze­rkreises Gustl-for-help hielt die Ent­­­­wick­lung chrono­lo­gisch fest. Im Netz, verlinkt auch auf unserer Site unter „Aktu­el­les“, wird der Fall von fach­lich, etwa ju­ri­stisch wie von mensch­lich Be­rühr­ten lebhaft dis­ku­tiert.[6] In den ärzt­li­chen[7] Medien verlautete dagegen kein Pieps. Und die Hin­­­­­­ter­gründe des Falles ließen, wie die Mol­lath ebenfalls vertretende RAin Lo­renz-Löb­lein kürz­­­­lich ­klag­te, auch die all­ge­mei­nen Me­dien au­ßen vor. Sie wie viele Blog-Auto­ren (Fn 6) übten Kritik an der Justiz, ließen aber[8] die mit- oder gar haupt­ver­­ant­wort­­­li­che (Re­­form)-Psy­ch­ia­trie selt­sam un­­­be­rührt. Daß die Vor­ge­­hens­wei­sen der vor­neh­men Reform-Psychiater Leip­­zi­ger, Krö­­ber, Pfäff­lin kein Aus­­rut­scher einzel­ner, an ihnen viel­mehr Sy­­ste­ma­ti­sches ist, ja „Stan­darddes heu­tigen Fachs auf­scheint (RB 2/12, 5.6), dafür gibt’s wie bei den Medien auch in Mollaths Un­ter­stüt­zerkreis[9], ja selbst bei den meisten Blog-Autoren merkwürdiger­weise kein Interesse. Nur einer von ihnen verweist darauf, RA M.K.Veits.[10]

Weitere Fälle mit ihren Besonderheiten und Einschränkungen

Zunächst aber erst einmal weitere Fälle: Rainer Hoffmann verlor am 13.11.12 über seinen jahrelangen „psycho-justi­ziellen“ Aus­ein­an­­der­setzungen – der Psychiatrisierung entging er knapp (RB 2/12, 5.4) – sein Haus in Reckling­hau­sen. Es wurde zwangsgeräumt, zwangs­ver­stei­gert. Seine alte, dort ge­pflegte Tante starb Tage später. Seine ebenfalls im Haus lebende Mutter überlebte nach der Räumung einen Selbstmordversuch. Unter falsche, in­zwi­schen auf­gehobene Anklage geraten, entkam Hoffmann den polizei­li­chen Hä­schern, die das Haus um­stellt hatten. Er steuerte Gar­misch an. Wir berieten, was jetzt am besten zu tun wä­re. Auf daß ihm ein Mollath-Los erspart blie­be, er­schien ein Ab­tauchen ins Ausland als vorerst be­ste Lö­sung, etwa über die nahe Gren­­­­­­ze nach Öster­reich. Hoffmann ist unter den „Miß­­­­­brauchs­­­be­trof­fenen“ einer der we­ni­gen, der über seinen Einzelfall hinaus Schwach­­­­­­stellen des deutschen „Psycho-Ju­stiz-Sy­stems“ selbständig aufspürt und sie, EDV-bewandert, auf ver­schie­­­de­nen Netz­sei­ten auf­spießt. Hoffmann ist’s, der unsere Web­seite auf Word­Press neu konzipiert und ihr damit weitere Aufmerksamkeit besorgt hat. Näheres soll er jetzt selbst erzählen.

Im Fall von Eberhart Herrmann (RB 2/08.2.7), der als erster vor deutscher „Psycho-Ver­fol­gung“ in die Schweiz flüchtete, wird immer wieder der Skandal der Möller­schen Atteste her­unter­ge­spielt, neulich etwa von der schon erwähn­ten Juristin (OSTAin i.R.) und Schrift­stel­lerin Gabriele Wolff (Fn 6). Herr­mann werde, schrieb sie in ihrem Blog, von den ihm zuge­spro­che­nen Mil­lionen Scha­­dens­­ersatz wohl nicht viel sehen. Nur die Über­gabe des Atte­stes an die Ehe­frau sei ja ge­richtlich ge­ahndet worden. Daß nicht nur die Über­gabe des Attestes, son­dern auch die Ba­sis seiner Aus­stel­­lung un­zu­rei­chend und unver­hält­nis­­mäßig war – unab­hängig von einander haben Herr Dieckhöfer und ich Herr­mann begutachtet[11] -, deck­te sie ab. Herr­mann war’s übrigens, der uns als erster auf Mollath hinwies, lange vor dessen Unter­stützer­kreis. Über den aktuellen Stand seiner Sache, soll Herr Herrmann selbst berichten.

Vielfach aufgrund unserer Webseite wenden sich, keineswegs von uns erstrebt, immer wie­der un­ter gerichtlich-psych­ia­tri­schem Druck Stehende an uns, an Prof. Dieckhöfer und mich.

Im letzten Herbst suchte auf richterliche Veranlassung Peter P., ein Rechts­­an­walt aus der weiteren Münchner Umgebung, mei­­­ne Be­gut­achtung. In ein Insol­venzver­fahren verstrickt, gab er den Gerichten mit scharfen, insgesamt aber wohl­­be­grün­de­ten verfahrens­rechtlichen Ein­sprüchen contra. Über dieser Aus­einandersetzung wurde er psy­chi­scher Krank­heit und Prozeß­un­fähigkeit verdäch­tigt. Der re­nommierte Münchner Foren­si­ker Prof. Nedo­pil er­stellte ein Ak­tengut­ach­ten und be­la­stete ihn darin weiter. Ich konn­te die Ver­däch­­tigung gutachtlich durch persön­liche Untersu­chung, aber auch da­­­durch aus­räumen, daß ich die kri­tischen Ein­sprüche des Anwalts als überwiegend mit dem Grund­gesetz wie auch mit weiteren an­ge­sehe­nen Ju­risten, primär mit Expertisen des Cux­havener Richters i.R. Gün­ter Plath in Ein­klang befindlich aus­wei­sen und Spinöses so abweisen konnte.[12] Wie dieser Pro­band und wie Plath weist auch der Münch­ner Strafverteidiger Rolf Bossi in seinem Buch Halbgötter in Schwarz (2005) hor­ren­de, ab­stellungsresistente Fehler im Justiz-System als ursächlich für gravierende Fehl­ur­teile aus – ähn­­lich wie wir sie in der Psychiatrie sehen..

David S., ein IT-Fachmann, israelischer  Staatsbürger, der in der Nähe Alt­öttings lebt, mel­de­te sich kürzlich telephonisch bei mir. Das Land­gericht Traun­­­­stein fühlte sich im Jahr 2002 durch ihn pro­­­vo­ziert und verfüg­te „wegen Ver­dachts der Beleidigung“ seine psy­chia­tri­sche Begut­ach­tung, zu der er 124 Tage lang (!) im Bezirkskrankenhaus Gaber­see bei Wasserburg (vorläufig) un­ter­gebracht wur­de. Das Gutachten eines dorti­gen Ober­arztes erklärte ihn für „schuld­un­fähig“. Verurteilt wur­de er – ähnlich wie Mol­lath – damit nicht. Man ließ ihn nach der Haupt­ver­hand­lung aber laufen. Ein Berliner Gutachter fand ihn 2005 gesund­heitlich fit.

Gerhard H. aus München war nach einem Suizidversuch 2005 auf 06 in der psy­­cho­ana­ly­tisch ori­en­tierten Privat-Klinik Menterschwaige in Behand­lung. Er bekam dort die Freud­­­­schem Be­griffs­­­in­ventar entstammende Dia­gnose „narziß­tische Persönlichkeitsstörung“ (ICD-10: F60.8) aufgedrückt. Er fühlte sich davon beschwert, kam deshalb zu mir und be­kam nach ent­spre­chen­der Un­ter­suchung bestätigt, daß jene Diagnose falsch war. Tat­säch­lich liegt bei dem Mann im Gegenteil eher ein de­pres­si­ves Syn­drom vor.

Über den Fall von Annika D., einer Tierärztin im Rheinland, berichtete ich im letzten Rund­brief (RB 2/12,7.1). Im Konflikt mit dem  Partner lebend bzw. nach Trennung von ihm, waren ihr ihre bei­den kleinen Kinder, das eine eben neugeboren, unter der Dia­gnose „emo­tio­nal instabile Per­­­­­sönlich­keits­stö­rung“ (ICD-10: F60.31) wegge­nommen worden. Deshalb such­te sie ein Gegen­gut­achten bei mir und bekam es – manche werden sich erinnern. Es wur­de wie das über Mollath vom Gericht abge­wie­sen. Bei der zweiten, dramatischen Kind-Weg­nahme wurde die Frau auf Veranlassung des Sozialpsychiatrischen Dien­stes, einer der „Er­run­gen­schaften“ der Psychiatrie-Reform, gefesselt in die Klinik geschafft. Leider brach der Kon­takt dann ab.

Unter denen, die jüngst meine Begutachtung suchten, waren freilich auch sol­che, die ein „Ge­sundheitszeugnis“ nicht bekamen, darunter einer, der im Feb­ruar durch Eis und Schnee aus Norddeutschland angereist kam. Die über vierstün­dige Exploration ergab bei ihm noch kein klares Bild. Erst  nach Einsicht in ein nach­gereich­tes Vor­gutachten, ein Akten­gutachten übri­gens, wurde klar, daß dagegen argumentativ kein Einspruch zu be­gründen war.

Im Fall von Heinz K., der 2009 an unserer JV teilnahm, liegt wohl ein DDR-Psychia­trie­mißbrauch vor.  K, ein argloser Mann aus dem Branden­burgi­schen, ärgerte die DDR-Be­hörden lange mit offen-systemkri­tischen Äuße­run­gen. Über Schrecken verbreitenden Dro­hun­gen, deren Urheberschaft er be­strei­tet, kam er von 1976 bis 79 in die Psy­ch­ia­trie von Ebers­­­walde. Sein Be­mü­hen um Re­habilitierung blieb er­folglos, weil die Akten den Nach­weis, daß die Dro­hungen nicht von ihm kamen, nicht her­geben. Daß K. sei­nerzeit keine Ver­­­tei­di­gung hat­te, wurde als Wie­derauf­nahmegrund nicht aner­kannt.

Die Fälle, die wir im Rundbrief 1/09,2 zusammenstellten, genügen dennoch, von sy­stema­tischpoli­ti­schem Miß­brauch des Fachs, besser: der Psycho-Fä­cher in der DDR zu sprechen. Der Miß­brauch insbe­son­dere der Psycho­logie in Form der Zersetzung ist ja gerade in der DDR an der Stasi-Hoch­schule in Pots­dam sy­stematisch entwickelt worden. Auch die sog. Nachprü­fun­gen, die es in eini­gen der neuen Bun­desländern Mitte der 90er gab, waren so durch­sichtig dürf­tig, daß sie eher ein Indiz abgaben dafür, daß Miß­­­bräu­che der Psych­iatrie in der DDR nach 1990 partout nicht bekannt werden sollten (RB 1/97,3). Auch von den 21 Psy­cho-Miß­brauchsopfern, die in Thüringen offiziell rehabilitiert wur­den, war Näheres nicht zu erfahren (RB 2/12,4.4.5). Im­mer­hin hat Roland Jahn, der jet­zi­ge Bundes­be­auftragte für die Stasi-Un­ter­lagen, kürzlich un­ter den Ge­schundenen der SED-Dik­tatur auch die „Psy­ch­iatrie-Opfer“ er­wähnt – als er­ster und bisher einziger Inhaber eines Staatsamts in Deutschland.[13]

Selbst in der kleinen Auswahl der eben Erwähnten, die mir jüngst unterka­men, waren nicht alle topfit. Horrend sind leicht­fer­tige Krank­­erklärungen gerade im Psy­chi­schen im Hin­blick auf deren ju­risti­sche Konsequenzen gleich­wohl. Wer einmal den Stempel aufge­drückt be­kam oder auch nur unter Ver­dacht ge­riet, hat es un­endlich schwer, ihn wieder los zu wer­den. Nur selten ge­lingt es Betroffenen wie „Vera Stein“ (RB 2/08,2.6) oder Rudolf Schmen­­­ger (RB 1/11,3.3-5) offiziell. Miß­bräuche des Fa­ches sind, wie an den an­ge­führ­ten Bei­spielen dar­­­ge­stellt, unterschiedlich geartet, unterschiedlich schwer. Es täu­schen sich über Krank­heit nicht nur Be­trof­fe­ne, son­dern auch Experten. Es un­ter­lau­fen wie allen Men­­­schen kar­­di­nale Fehler mit­­­unter auch der Eli­te des Fa­ches. Es ko­chen hier letzt­lich alle mit dem glei­­chen Was­ser von Wis­­­sen­schaft. Diese will gelernt sein, will sorgsam be­achtet und auch in ihren Unsi­cherheiten erkannt wer­den, ist aber keine Ge­heim­­­wis­sen­­schaft, zu der nur we­nige Auser­wählte rechten Zugang haben.[14]

Zu Psychiatriemißbräuchen beitragende fachinterne Faktoren

Kom­petenz kann hier, wie es der Postbote Postel vor­mach­te, mit entspre­chen­dem Ge­­habe und eini­gem Fach­begriffsgeklingel vielleicht er­folg­reicher als auf anderen Ge­bie­ten vor­ge­täuscht wer­den – letztlich aber auch nur eine Zeit lang. Daß die Merksche Psycho-„crème de la crème“ ihren Status pflegt, ist ver­ständ­lich. Pein­lich und ge­fähr­lich sind eher un­­­sere Me­dien, die – ich denke et­wa an die Po­stel-gleich „kompetente“ Frau La­kotta vom SPIE­GEL – diese Herr­schaften be­weihräuchern und helfen, ihnen lästige Systemkri­tiker nieder­zumachen. Über Jahre haben sie damit üblen Autorita­ris­mus und Un­ter­ta­nen­­geist in der See­len­heil­kunde bedient und die Öf­fent­lich­keit irregeführt. Just von seinen „Spit­zen­­ver­tre­tern“ wurde dem Fach und den ihm Aus­ge­lie­fer­ten am schlimm­sten schon mitge­spielt, wurden unter Hitler 2-300.000 Kran­ke zu Tode gebracht. Und die Arroganz die­ser Leu­te besteht bis heute.

Erkannten, erkennen die Medien wirklich nicht, wie mißbrauchsanfällig die Psycho-Fächer sind und wie leicht sie daher quer durch die politischen Lager zu einem Patentmittel der Mäch­­­­tigen ge­macht wer­den kön­nen, Unliebsame auszu­schal­ten? Mit der Psych­ia­trie-Reform, dem Buben­stück der Enquête von 1975, wur­den die Fä­cher von Union, SPD und FDP auf just sol­che Ein­sät­ze wie den Fall Mollath hin „refor­miert“. Die Me­dien waren Feuer und Flamme da­für. Über Jahr und Tag la­gen sie vor den sog. Kory­phäen, alle­samt Be­fehls­emp­fängern po­li­tischer Bosse, auf dem Bauch. Sie betrieben einen schon degoutanten, oft direkt lä­cher­­lichen In­sti­tu­tions- und Per­sonenkult. Sie ignorierten unsere seit 40 Jah­­ren in Wort und Schrift er­ho­bene Kri­tik an Fehl­ent­wick­lungen des Fachs ähnlich, wie sie jetzt unsere Stellung­nahmen für Mollath zudeckten oder sie wie Frau Lakotta als „indiskutabel“ verrissen.[15] Miß­bräu­che des Fachs, wie die eben ange­führ­ten, fol­gen aus Systemfehlern. Daß wir sie im­mer wie­der an­spra­­chen, war und ist den Me­dien of­fen­sichtlich Grund, unsere Kritik en bloc zu unter­drücken. Und wie Union, FDP und SPD 1975 die Re­form des Fachs zu einer umfas­sen­den Staats­psych­ia­trie durch­­pauk­ten, befan­den ihre ge­wich­tigsten Ver­treter im Rechts­­­­aus­schuß des Bayri­schen Land­tags im März 2012 Mol­laths Psy­ch­­ia­­tri­sie­rung als ganz tadellos. Der „Psy­cho-Koa­lition“ der Alt­parteien ste­hen jetzt la­ger­über­grei­fend „Neupar­tei­en“ ge­gen­über, die Frei­en Wähler, die Grü­­nen und Pi­raten. Ob diese das Aus­maß und die tiefe Verwur­zelung der psychia­tri­schen Sy­stem­fehler wirklich erfassen, steht frei­lich auch noch dahin.

Im schwei­zerischen Textatelier gab kürzlich der Wissenschafts­publi­zist Martin Eitel eine Quintessenz unserer Ar­beit wieder. „Zur Erklärung der Psych­ia­tri­sie­rung und Ver­fol­gung unbequemer Bürger muß hier,“ schrieb er, „insbe­son­dere auch auf die soge­nann­te Reform­psychiatrie eingegangen wer­den … Cha­rakterisiert wird (diese u.a.) durch ver­mehrten staat­lichen Einfluß in das Fach (u. a. über In­stitutsambulanzen), durch den Ein­be­zug vieler nicht-ärzt­licher Be­rufe und vie­ler frag­wür­di­ger Doktrinen (wie etwa der Freud’­schen) und durch die Etablie­rung der welt­­­­weit benütz­ten Diagnostik-Manuale DSM und der ihm nach­emp­fun­de­nen ICD“… Danach gibt es jetzt „keine ‚Erkrankungen’ mehr, sondern nur noch ‚Stö­rungen’. Mit solch verbalen Ta­schenspie­ler­tricks wird die Schwelle, ab der Be­hand­lungen mög­lich sind, stark herab­ge­setzt, weil ‚Stö­rungen’ so verbreitet wie die Men­schen selbst sind.So viel in letzter Zeit über Mollath ge­schrie­­­­­­­­­ben wurde, ist Eitels Beitrag doch der erste, der darauf ein­geht, was sol­chen Miß­bräuchen fachlich entgegenkommt.

Beiträge der (Tiefen-)Psychologie

Vor neun Jahren bildeten wir zusammen mit reputierten Freud-Kritikern in englisch- und fran­zö­­­sisch­­spre­chenden Ländern das INFC,[16] um den gerade von Freud und seinen Tie­fen­psy­cho­­­­­lo­gen kom­­­­­menden Aufblähungen der See­len­heilkunde zu begegnen. Mit Freud, der seine Kritiker rei­hen­weise „psy­chia­tri­sierte“ (RB 2/12, 6.4), drangen die Psy­cho­logen ins­ge­samt in die Heil­be­hand­­lung ein und forcierten die „Psy­chiatri­sie­rung“ nicht nur Andersden­ken­der, son­dern der Be­völ­kerung ins­ge­samt. Das Fach – das Wort Psychiatrie kommt (grie­chisch) von Psy­che = Seele und Iatros = Arzt – wird weit­­hin heu­te von Psycho­logen, Nicht-Ärz­ten, be­herrscht. Er­geb­­nis sind im­mer wei­chere, da­bei im­mer klotziger be­haup­tete Dia­gno­­sen mit pseu­do­ex­akten DSM- und ICD-Zif­fern, sind im­mer hö­­­he­rer Ausga­ben für die „psy­cho-sozia­le“ Ver­sor­gung und im­mer mehr „psy­­chisch Kran­ke“ samt psychia­trisch unter­ge­brachter Rechts­­brecher und falsch dia­gno­sti­zier­ter Psycho-Ju­stiz­-Opfer. Manche Psycholo­gen leisten gewiß gute Arbeit. Hu­maner wurde das Fach durch ihr Breitmachen in ihm aber nicht. Ich er­inn­ere an den Fall Ar­nold (RB 2/12,4.1 – Fn17), bei dem sechs Psy­cho­­lo­gen, weil sie ihn nicht zum Einge­ständ­nis einer nicht be­gan­­genen Straf­tat nö­tigten konnten, „The­ra­pie-Fort­schrit­­te“ verneinten und den Un­glück­lichen weiter schmo­ren lie­ßen.

Mit einem Psychologen in Mollaths Unterstützerkreis bekamen wir, Prof. Dieck­höfer und ich, größeren Är­ger. Er berührt die Situation der Psy­chofächer grund­sätzlich und verdient deshalb erneut  ein  näheres Ein­gehen. Auf seiner Webseite schrieb der Psychologe zur Miß­brauchs­pro­ble­ma­tik: „Psych­iate­rIn­nen wurden und wer­den von al­len Herr­schafts­sy­ste­men nicht nur miß­braucht, sondern es fanden sich im­mer und überall Psychia­ter­In­nen, die in will­fäh­riger Kollaboration aktiv mit­mach­ten und wei­terhin mit­ma­chen….“  Wir, die über Jahr­zehnte sol­chen Mißbräuchen gewehrt haben, erinnerten den Mann, daß sich „Psycho­logIn­nen“ im to­talitären Herr­schafts­­­­­­­­sy­stem et­wa der DDR bei der Zersetzung Oppositioneller weit um­fäng­li­cher noch miß­brau­chen lie­ßen, die Psychologie dort gar no­mi­nell als „Ope­ra­tive Psy­cholo­gie“ in den Dienst totalitä­rer Re­pres­sion gestellt wur­de. Wir schlu­gen dem Mann ein Treffen vor, um vielleicht aus­räum­bare Miß­ver­ständ­nisse auszu­räu­men. Er lehn­te ab, da, so schrieb er, „Ihr Schrei­­­­­­ben, doch einige Äuße­run­gen enthält, die für mich eine gute und aus­bau­fähige Ge­sprächs­basis ver­missen lassen.“ Psychologen, Nicht-Ärzte, in der Psy­ch­iatrie an sich fachfremd, be­han­deln diese gern als ihr ange­stamm­tes Be­rufs­ter­rain und lesen ihr, sich selbst als bessere Psych­iater ge­rie­rend, gern die Le­viten. Weil sie von „oben“ gedeckt werden, können sie sich ihr Oberlehrer-Pha­ri­sä­er­tum lei­sten und weithin auch be­stim­men, wer oder was als krank oder ge­stört gilt und was Kran­­ke, Gestörte brauchen. Wenn aber ja ein­­mal eine „Aus­einan­der­setzung“ an­steht, wechseln sie in Diskurs­verweigerung[17].

Ein Paket, das Psychologen und politisch ange­paßte, „reformierte“ Psychiater ge­mein­­­­­sam schnürten, ist die exorbitante Ver­meh­rung psychisch Kran­­­ker, die wieder mit der ebenso exorbitanten Auf­blä­hung der Seelen­(heil)­kunde ein­hergeht, vorange­trieben auch von den Me­dien. An sich ist die Psychiatrie ein kleines Fach der Me­dizin. Sie kannte nach der bis in die 1960er „gül­ti­gen“ Würzburger Dia­gnosen­tabelle gerade ein­mal 20 (zwanzig!) psy­chi­sche Krank­­heiten. Die „mo­der­nen“ psych­iatri­schen Klassifika­tions­­sy­ste­me, die In­ter­national Classi­fication of Diseases  der WHO (ICD), vor allem das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der ame­­­ri­ka­nischen Fachgesellschaft APA, haben daraus rund 300 „Stö­­rungen“ ge­macht, auch so eine „Errungen­schaft“ der „Re­form-Psychiatrie“. Das neue, laut Spie­gel von 158 Experten er­ar­beitete (70% davon für die Phar­ma-Indu­strie ar­bei­tend), im Mai, also in wenigen Ta­gen jetzt heraus­kommende DSM-5, viel­fach als „Bibel der Psych­ia­ter“ gepriesen, packt wei­tere frag­würdige Dia­­­gno­sen drauf, die „Hoarding Disorder“, die „Disruptive Mood Disregulation Dis­or­der“ (DMDD), das „Psy­cho­sis Risk Syndrome“ etc. Mit einer „Psy­cho­se“-Ver­mu­tung wird es bald damit noch mehr Stig­ma­ti­sierungen, Ver­un­­si­che­­run­gen und mehr Fäl­le Mollath, Schmen­ger, Koch etc. ge­ben.

Falschspiel der Medien

Un­ter der Überschrift „Die Psychofalle – Therapeuten streiten über die Gren­zen zwischen Ge­sundheit und Krank­heit“ nahm sich auch DER SPIEGEL 4/13 be­sagten DSM-5 an. Einer­seits gab er sich der weiteren Diagnosen-Aufblä­hung ge­genüber kritisch, an­derer­seits be­stärk­te er sie. „Was in die­­sem Wäl­zer steht“, schrieb er, „darf als offizielle psy­chi­sche Krank­­heit gelten“. Einen, der von deutscher Seite an dem ameri­kani­schen „Wäl­zer“, der weiteren Aus­walzung der Psy­cho-Dia­­gno­­sen und damit der Zahl psy­chisch Kran­ker mit­wirkte, Hans-Ul­rich Witt­chen, über­häuf­te er mit Lo­b. Nur seine be­ruf­liche Identität deckte er ab, die eines Psy­cho­logen. Witt­chen verwan­delte, wie in RB1/12,4 schon ausge­führt, Äng­ste, die zur Grund­­­aus­stattung des Men­schen ge­hören, in Angst­­­stö­run­­gen[18] und blies sie – eine kleine Grup­pe Angst­­kranker gibt es wirk­lich – gleich zur größ­ten Gruppe psy­chi­scher „Stö­run­gen“ auf, zum dick­sten Brocken „dia­gno­sti­zier­­ter Gei­stes­­krank­­­hei­ten, wo“, so DER SPIEGEL einmal rich­tig, „gar kei­ne sind.[19]

Daß Witt­chen die „psy­chisch kranken Euro­päer“ damit gleich um 14 Pro­zent auf eben 38 Pro­­zent der Be­völ­­­ke­rung hoch­schraub­te, dan­ken ihm na­türlich nicht nur Big-Phar­­ma mit üppigen Zuwendungen (s. RB 1/12,4.1), son­dern auch seine psy­cho­­lo­gischen Kol­­le­gen, de­nen er so für ihre Psy­cho­the­ra­pien[20] viel neue Kund­schaft besorgt. Mit Wissen­schaft hat diese See­len­(heil)­kunde längst nichts mehr zu tun. Sie ist heute weit­hin Er­gebnis wirt­schaft­licher, wenn nicht politischer, gar US-impe­ria­li­sti­scher Interes­senten.[21]

Unter Vorgabe von Kritik läßt sich „Kritisiertes“ am wirksamsten propagieren, las­sen sich auch krumme Psycho-Disziplinen mit ihren Ver­stei­gungen famos voranbringen. Viele unserer Me­dien haben das seit langem entdeckt. Das ist die Art, in der sie öffent­liche Mei­nung ma­ni­pulieren, der SPIEGEL vor­an,[22] der Mollaths Unterstützer „ein bißchen schizo“ nennt und mein Gut­ach­ten, das jetzt das Wieder­auf­nahme­ver­fahren er­reich­bar mach­te, „in­dis­kutabel“. Aus sol­chen Fäden ist das „Spinnennetz der Macht“ (Fn 1) ge­knüpft, sind in ihm Opfer wie Mollath ge­fangen.

Gegen die diagnostische Ausuferung und damit das DSM-5 ist gar in Amerika kürzlich Wi­der­stand auf­ge­kommen von Allen Frances, einem emeritierten US-Professor, Schöpfer der im Augen­blick noch gültigen Vor­gängerver­sion DSM-IV. Ob die psy­ch­­ia­trische und ge­richt­liche Pra­xis über den promi­nen­ten Protest Frances’ weniger flott hinweg­geht wie über den lang zuvor von uns erhobenen, wird sich wei­sen. Über­mor­gen spricht Frances in Mün­chen.[23] Wei­sen wird sich auch, ob er wirklich von einem Saulus zu einem Pau­lus geworden ist und zu denen steht, die vor ihm schon  gräßlichen Versteigungen abschworen.

Noch etwas sei hier angefügt: „Psycho-Promis“ sehen in der Psy­ch­iatrie gern einen„rapiden Wissens­zu­wachs“ (z.B. Ne­dopil, Fn 12). Seit den 1950ern, der Ein­führung von Imi­pramin durch Roland Kuhn als An­ti­de­pressivum und Chlor­­pro­mazin durch Jean Delay als Neuro­lep­ticum hat es in dem Fach jedoch keine einzige ent­schei­dende Neu­ent­de­ckung mehr ge­ge­ben!

Seit langem wird den Ärzten die Notwendigkeit und Wirksamkeit der Psy­cho­the­ra­pie eingebleut. Alle Na­sen­längen werden in ihren Fach­zeitschrif­ten neue Psy­cho­thera­pieme­tho­den als garantiert wirksam vorge­stellt,[24] dabei überspielt, daß die Me­thode, die allen anderen erst den Weg zu den Kran­kenkassen bahn­te, die „reputier­teste“, die Psy­cho­ana­lyse,[25] weithin schon als Flop belächelt wird. Hier­zu­lande wird Psychotherapie penetrant weiter beworben und so aus der Be­völ­kerung auch ver­mehrt ange­fordert. Erst dieser Tage wurden 1350 neue Psy­cho­the­ra­peuten­sitze eingerichtet, für die nun wieder die Betragszahler auf­zu­kom­men haben. An Psy­cho-Be­trügereien sind seit den Zei­ten der En­quête (1975) aber AL­LE betei­ligt, die Ärz­te­schaft, die Psy­cho­lo­gen, die eta­blier­­ten Medien, vor allem die hohe in­ter­natio­na­le Po­li­tik.  Seit dem verlorenen 1. Weltkrieg hat die einst füh­rende deutsche Psy­ch­­iatrie (RB 1/06, 4.1) ihr Maß nicht mehr gefunden.[26] Sie läuft jetzt nur noch anderen, US-Psych­ia­tern, Psy­cho­logen etc. nach. Auf „see­len­heil­kund­lichem“ Gebiet allgemein ist  kor­rekte Infor­ma­tion, ist vor allem Kritik zu­mindest im An­­satz erst mit dem In­ternet wieder mög­lich ge­worden.

Durch das erwähnte INFC stießen wir über dessen engeren Kreis hinaus auf weitere Kritiker der Psy­cho-Bewe­gung, die hier­zulande weitge­hend ignoriert, im Ausland doch einige Geltung ha­ben. Einer, M. Borch-Jacobsen, be­leuchtet in seinen jüng­sten Bü­chern (z.B. MAK­ING MINDS & MADNESS), in welchem Umfang psychische „Stö­run­gen“ doch immer auch Mo­de­er­schei­n­ungen waren, in welchem Umfang sie sug­ge­rie­r­bar und durch modische „Therapien“ zu „heilen“ sind (oder auch nicht), zu S. Freuds Zei­ten etwa die „grande hystérie“, heute das viel bemüh­te „Burn-out“. Wir müssen uns nicht wundern, daß auch der­zeit jede Menge Schar­­­la­tane ein­schließ­lich quack­­­sal­bernder Akade­mi­ker, Ärzte und Psycho­lo­gen, unterwegs sind, solchen Bereit­schaften ent­ge­gen­­zukommen. Es fand und findet da immer ein Zu­sam­menspiel von Behand­lern und Be­­han­del­ten statt.

Vereinzelt scheint heute aber auch Ernüchterung Platz zu greifen, wo gestern noch Psy­cho-Rummel war, etwa bei unseren Kranken­kassen. Von der AOK Berlin und ihrem Zentral­in­stitut für psy­chogene Erkrankungen wur­den in den1950ern Dührssens „Katamnestische Er­geb­nisse bei 1004 Patienten nach analytischer Psycho­thera­pie“ arrangiert. 1962 eröffneten sie die neue deutsche „Psychowelle“, die schrittweise die Freud­sche Psycho­the­rapie als anerkanntes Fach­gebiet einführte. Ende Februar aber war von einer „Stu­die der Kran­kenkas­sen“ zu le­sen, die vielen psychisch Kran­ken, mit denen „Psychis“, also Psycho­logen und Ärz­te, immer mehr Geld für Psycho-Pseudotherapien anfordern, gebe es gar nicht. Nicht psy­chi­sche Krankheiten hätten sich vermehrt, son­dern die Ärzte deklarierten als solche, was vor­dem un­ter „Rücken-“,  „Ma­gen­beschwerden“ oder sonst wie lief. Auch Ärzte unterliegen ja Modeströmungen und Suggestionen. Das Burn-out, die Erfindung eines ameri­kani­schen Psychoanalytikers, werde laut einem „DAK-Gesund­heits­re­port“ kaum dia­gno­­­stiziert. Burn-out, derzeit noch ein Haupt­posten des propagierten neuen Massen-Psy­cho-Elends, könnte dem­nächst „out“ sein.

Die Psy­­cho-In­du­strie (RB2/01,3.1), Staatspsychiatrie, Staats­psy­cho­logie, wurde poli­tisch u.a. durch die Enquête von 1975 fest etabliert, ste­ht gro­ßen­teils aber dennoch auf Sand. Mehr und mehr Menschen bemer­ken, daß die Aus­­­wei­tung die­ser In­dustrie gerade ob ihres öden, technisch-höl­zernen Cha­rakters à la DSM etc. kein Mehr an see­li­scher Ge­sund­heit,[27] son­dern eher eine Be­dro­hung ihrer Rechts­­si­cher­heit und ihrer Men­schen­wür­de bringt. Die po­li­tisch-me­diale Klasse läßt die Sorge kalt.

 „Psycho“-Falschspiel auch in anderen Bereichen, u.a. familienrechtlichen

Ein Arbeitsfeld, auf dem Psychologen etwa bei Gericht klar dominieren, ist das fa­mili­en- und kindschaftsrechtliche Ressort. Groß­spu­rig-über­zoge­ner, oft dabei ent­rech­tender Psycho-Ak­tionismus auch hier. Einen kon­kreten Fall, den der Annika D., habe ich oben erwähnt, von ihm in RB 2/12, 7.1 berichtet, dort auch von einem Pro­test­marsch in München von Eltern, meist Vä­tern, die den „Raub unserer Kin­der“ durch Ju­gend­ämter und Fami­liengerichte be­klagten. Die Münchner Medien schwiegen ihn tot. Schön, daß Frau Cle­mens, Herr Wiederer und RA Saschenbrecker[28] bei uns sind, die mit dem hier Platz greifenden „Unrechtssystem“ Erfahrung gemacht ha­ben und ihm nachdrücklich entgegentreten. (Folgend ein Link zu ein­schlägiger Literatur http://www.dfuiz.net/anhaenge/index.html).

Ich will oder muß nochmals zu Vereinsinterna zurückkehren: Von unsere In­formationen auf  Word-Press werden in den letzten Monaten zwi­schen 3,5 und 3,7 Millionen KByte monatlich her­un­ter­geladen, im Januar 2013 davon bei­spiels­weise 37% von Unbekannt (un­re­solved / un­known), 36 % aus Deutsch­land, den USA 11%, der Schweiz, Frankreich und Israel je 3%, Österreich, Schwe­­­­den, Kana­da, Groß­britannien und China je 1% usw. Nicht be­stimmbar blieb, ob dabei mehr der GEP- oder der INFC-Teil frequentiert wurde und wer genau fre­quen­tierte. An­zunehmen ist, daß hinter dem auslän­di­schen Interesse vor allem Psych­iater und psych­ia­tri­sche und/oder politische In­stitutionen standen. Wer sonst machte sich z.B in den USA oder gar in Chi­na die Mühe, unsere Informationen her­un­terzuladen, zu über­setzen, zu lesen? Im März kamen gar die absolut meisten Informationsabrufe aus den USA. Es wäre aber wohl verfehlt, zu glauben, daß damit auch schon Un­ter­stüt­zung winkte.[29] Auch viele der aus­ländi­schen Be­­sucher lesen unsere Informationen vermutlich eher, um sich zu wappnen. Es wird wohl auf höch­sten Rängen der in­terna­tio­nalen Politik versucht, die miß­brauchbaren Psycho-Fä­cher vor Kri­ti­kern zu bewahren.

Zum neuen Zwangsbehandlungsgesetz vom Januar gab es natürlich von den Anti­psychia­tern manche Ein­sprü­che auch auf der GEP-Webseite. Interessant dabei das (neuerliche) Einge­ständnis ihrer  „ministeriellen Bezu­schus­sung“. Als Paria behandelt werden von den Psychiatrie-Kritikern nur wir. Weil die Auswirkungen des neuen Ge­setzes in der Praxis noch nicht über­schaubar sind, ist die Dis­kussion inzwischen ru­higer ge­worden. Grund­sätz­lich kom­men der Maßregelvollzug und die Sicherungsverwah­rung vermehrt in die öffentliche Dis­kus­sion.  Üblicherweise wird da mehr „(Psycho-) Therapie gefor­dert. Aller Realität zu­wider setz­te sich hiermit auch der Heidenheimer Klinikchef Dr. Zinkler in Szene, bei Anti­psych­iatern, Psycho-Illusionisten bis hin zu manchen Mollath-Unterstützern, hier sogar bei hohen Re­gie­rungsstellen  Liebkind. Ähnlich schmierte sie der US-Psychiater Thomas Szasz aus, nach dem Schizophrenie nur ein „Mythos“ war, während er gleichzeitig ein großes Nerven­kran­ken­haus unvermeidlich unter Einsatz von Psychopharmacis führte. Für die Mißbrauchsoper haben diese „Psycho-Gutmenschen“ noch keinen Finger krumm gemacht.

Es kommt von weit (oben) her

Unser Bemühen, gegen die Fehlentwicklungen der Psycho-Fächer aufzu­kom­men, währt nun schon 40 Jahre. Es hatte immer zwei Schwerpunkte: Einsatz für zu Unrecht Psy­chiatri­sierte und Ein­­satz gegen be­trügerische Kompe­tenz- und Leistungsansprüche der Psycho-Fächer und zwar inter­na­tional. Da­bei wur­den wir zuneh­mend ge­wahr, ja  im­mer wieder neu über­rascht, mit wel­cher Wucht, wel­ch blanken Täu­schungs­manövern von ho­hen in­terna­tio­nal-po­li­tisch re­­pu­tierten Instan­zen diese Verkehrungen der Dis­zi­plin, mei­nes Berufs ar­ran­giert, ge­deckt und weiter forciert wurden und werden. Eine beson­dere Crux stellten da­bei oft fal­sche „Ver­­bün­dete“ dar, die glei­che Ziele zu ver­folg­en schienen, unter der Hand aber gegen­teilig wirkten. Das krasseste Bei­­spiel bot die American Psych­iatric Associa­tion, deren Spitze jahre­lang vor­­­gab, sie agie­re (mit uns) ge­gen die sowjetischen Miß­bräu­che und Miß­brau­cher des Fachs, bis sich her­aus­stell­te, daß an ihrer Spitze selbst ein einge­tra­ge­ner Kom­mu­nist stand, der den Miß­­­brau­chern vor allem den Weg zur Reputierlich­keit zu eb­nen suchte. Ist’s kom­mu­­ni­stische Deutungs­hoheit, zu der das von ihm be­triebene  DSM (RB 1/11, 2.5-6) führt? Auf den ehe­ma­ligen CIA-Of­­ficer Bob Baer, dem die CIA mit Psy­ch­iatri­sie­rung ­drohte, als er die illegale Wahl­kampf­finanzierung Clintons be­spre­chen wollte, machten wir schon in RB 1/11,2.6 auf­merksam. Hören, sehen Sie fol­gendes video.

Nicht verges­sen: Der erste Prä­sident des Welt­­ver­bands für Psych­ia­­trie war Donald Ewen Cameron, der für die CIA im Rah­men des MK-Ul­­tra-Pro­jekts von 1957 bis 64 übelste Men­schenversuche zu „verbesserter“ Be­wußt­seins­kon­trolle u.a. mit Elek­tro­schocks, LSD u.ä. machte. Wohl brachten uns die Amerikaner 1945 nach dem Nazi-Schrecken Rechts­staat­lichkeit zurück (s. obige Ausführungen zu Plath und Bossi). Gleich­zeitig verpflich­tete mit dem Rückenwind der US-Regierung der alliierte Psycho-Ge­neral G. Brock Chis­holm die „Psychis“, Psy­chia­ter, Psychologen, der Welt auf ein grau­sig to­talitäres Pro­gramm von Kul­turre­volutio­n. Lesen Sie in RB 1/09,3.4 sein Oktroi noch­­­­­­­mals nach von der angeblich nötigen „Aus­merzung des Konzepts von Richtig und Falsch“, von der nunmehr aufzuhe­benden „Um­inter­pretation des hebräi­schen Gottes durch Christus“ als „letzte Ziele praktisch aller effek­tiven Psycho­the­rapie“. Das ist, scheint mir, der Grund all der Verlotterung der heutigen See­­­len­heil­kunde mit all ihren Aufblä­hun­gen und Falsch­mün­ze­rei­en. Was aber an Grau­samkeiten in den Psycho-Fächern welt­weit schon pas­siert ist, da­von wird allenfalls spora­disch Kenntnis genommen. Wenn wie im Fall Mol­lath ein Skandal ja nicht mehr un­ter Verschluß zu halten ist, wird das weithin  als unglücklich gelaufener Ein­zelfall gewertet und der Aus­bau psychiatrischer, psychologischer „Dienste“ lauthals wei­ter ge­pusht. Ihre Spit­zen­ver­tre­ter werden geprie­sen und diejenigen tot­geschwie­gen oder diffamiert, die bei aller Aner­kennung der Stär­ken auch die Schwä­chen und Ge­fahren der Psycho-Fä­cher auf­zeigen.

Bei der Gelegenheit: Vorgestern ging mir ein Aufruf des Berliner Politologen Prof. Wolf-Dieter Narr für ein „Bündnis gegen Folter in der Psychiatrie“ zu. Worte aus dem „UN-Hochkommissariat für Men­schenrechte“ wer­den darin zitiert. Neun Professoren, vier Anwälte, ein ehemaliger BGH-Richter stünden hinter dem  Unter­nehmen, Leute of­fensichtlich, die über die letzten 40 Jahre in der Sache nicht einen Finger gerührt haben.

Diesen Fächern scheint in unserer „schönen neuen Welt“ (Hux­ley) von „oben“ die Rolle der Sinnvermittlungs- und der Seelsorgeinstanz zu­gedacht zu sein. Fand der Mensch bisher „sein Glück“ eher in Erfüllung der zwischen Ge­burt und Tod ihm natürlich vorge­ge­benen Reifungs­schritte und Aufgaben, so ist, seitdem alles natürliche Maß außer Kraft und Plu­ralität, Mul­ti­dis­zipli­narität und Gleichberechtigung von allem und jedem über alles ge­setzt sind, der Weg zum Glück für viele wohl schwieriger geworden. Kommt daher heute das ver­breitete Depres­siv- und Unglücklichsein? Mitunter scheint es, als fun­gier­ten die Psy­­­cho-Fä­cher, anstatt es zu  mildern, eher als seine Schrittmacher.

Es ist wohl fundamentale Kritik, die ich/wir zur Psychiatrie vortragen. Fun­damentale Kritik wird nicht von ungefähr auch an der gro­ßen Po­li­tik laut. Oft geht sie mit fragwürdigen Be­grün­­dungen einher und wird in der Regel abgetan. Unsere handfest be­gründete Kri­­tik an De­tails eines klei­nen ärztlichen, dabei gesellschaftspolitisch hochbrisanten Fach­ge­biets wird nicht anderes abgewürgt. Sie wurde hierzulande schon ausgegrenzt, als sie zu Zeiten der so­wje­ti­schen Psy­ch­ia­­trie-Miß­bräuche in Ame­rika zu­mindest formell noch im main­-stream lag. Im immer von „oben“ nach „unten“ lau­fenden „Psycho-Haupt­strom“ werden all diese Fragen nicht diskutiert. Mit ihm haben gibt es im Grund keine Kommunikation, keinen Abgleich der Argumente mehr. Um so wich­tiger sind unsere Treffen, unsere Dis­kus­sionen.

Eine Amtsübergabe wäre bei uns längst fällig. Nachdem etliche jüngere Mit­glie­der neu zu uns gestoßen sind, scheint es, daß die Arbeit der GEP wei­ter­gehen wird, wenn die jetzige Füh­rung einmal abtritt. Wenn es in absehbarer Zeit einen Nach­folger an der GEP-Spitze ge­ben soll­te, der die jetzt 40 Jahre lang gehal­te­ne Rich­tung beibehält, wird er es kaum leichter ha­ben. Dank nochmals an alle, die im Be­richts­­­­zeit­raum Informationen, Rück­­­mel­dungen, Zei­tungsausschnitte etc. zugesandt ha­ben. Nur so konnte und kann das Ge­biet umfas­send wahr­genommen, u.a. publizistisch auf­be­reitet wer­­­­den. Wenn wir in einzelnen Punkten vor­an­ge­kommen sind, beruht das entscheidend auf der Mit­hilfe von Ihnen, un­seren Mit­gliedern.

 

Nachtrag:

Bei der Jahresver­samm­­­lung der GEP fertigte Rainer Hoffmann (s.o.) als Gast-Teilnehmer ein Video und stell­te es danach auf eigene Faust ins Netz. Es gibt verpixelt einen audio-visuellen  Ein­­druck von der Ver­samm­­lung. Aus dem Video stammt auch neben­ste­hen­des Bild.

In GEP-Versammlungen kann frei ge­sprochen werden, wobei die Äuße­rung einzelner natür­lich noch nicht GEP-Mei­nung ist. Über Heindls Aus­sagen lief im Beck-blog in­zwischen eine leb­hafte Debatte, wur­den ihm, einem der ersten Un­ter­stützer Mol­laths, hef­tige Vor­würfe ge­macht auch von einigen Angehö­ri­gen des (Nürn­berger) Un­terstüt­zer­krei­ses und ihm Nahe­ste­hen­den, u.a. von sol­chen, die sich selbst als die wah­ren Freun­­­de Mol­laths bezeichnen, psy­ch­ia­trische De­tails im Vorge­hen gegen ihn, noch mehr die psy­chia­­trischen Für­­sprachen für ihn, die es auch ge­geben hat, überge­hen oder wie der oben er­wähn­te Diplom-Psy­chologe den Skan­­­dal nüt­zen, Psy­chiatrie und Psy­ch­ia­ter ins­ge­samt zugunsten der eige­nen, „besseren“ Pro­fes­sion zu schmä­hen.

Für alle Unter­stüt­zer ist die Frei­lassung Mol­laths gewiß oberstes Ziel. Viele verfolgen dazu die Abstellung von Steuerhinterziehungen, die Bestrafung der Ver­antwort­lichen etc., vie­le of­fensichtlich auch das Ziel, den Fall jetzt als Aus­nah­me­fall er­scheinen zu lassen und vom System (re­form-) psy­­­chia­trischer Re­pres­­­si­on ab­zu­len­ken, dessen Teil er ist. Die politische „Klasse“ kann Mollath wohl nicht lange mehr hin­ter Psy­cho-Gittern hal­ten. Dafür ist die Em­pörung im Land schon zu groß. Wenn ihr aber abge­nommen wird, es handelte sich bei ihm nur um einen ganz un­glück­­lich ge­lau­fe­nen Ein­zelfall – große Teile der Medi­en und selbst der  „Un­­ter­stüt­zer“ ge­hen ihr dabei an die Hand -, hätte sie schon wieder gewonnen.

 

Dr. F. Weinberger                                           Garmisch-Partenkirchen, 2.5.2013

Vorsitzender, GEP                                           (Nachtrag am 22.5., er­gänzt am 25.5.2013)

 


[1] FRON­TAL 21 brachte am 4.12.2012, der BR am 24.1.2013 von einer drei­vier­tel Stun­de Aufnah­me einige Sät­ze von mir. Auf die fach­lichen Aspekte kamen am ehe­sten das GARMISCH-PAR­TEN­­KIRCH­NER TAG­BLATT vom 23.1. mit einem Arti­kel zu Florian Streibl und mir zu spre­chen. Der zeit­kritische Erfolgs­autor Jürgen Roth hat in seinem neuen Buch  SPINNENNETZ DER MACHT das Psychia­tri­sche des Falles Mollath und auch un­se­ren Einsatz be­leuchtet.

[2] Sie spielte in alle „Psy­cho-Skan­dale“ der jüngeren Zeit hin­ein. Im Fall Mollath wie im Psych­ia­trie-Geschehen allgemein stehen gegen die „crème de la crème“ (B. Merk) der Psychiater wie das „Establish­­ment“ der Mäch­ti­gen Dieck­höfer und ich seit Jahren al­lei­n. So gehört zum me­dialen Abdecken der Psychiatrie-Interna auch im Fall Mollath die Nicht-Erwäh­nung unserer Na­men.

[3]   Die Entscheidung wurde am 29.4.2013 bekannt. Sie fiel, wie nach dem bisherigen Vorgehen der In­stan­zen  nicht anderes zu erwarten, negativ aus. Chefarzt Leip­zi­ger, der seit über 7 Jahren Mollath verwahrt, sah auch jetzt „kei­ne pro­gno­sere­le­van­ten Verände­run­gen im Hinblick auf die zu er­war­ten­de Gefähr­lich­keit“ Mollaths (MM vom 19.4.13), seine aus hohler Hand geschöpfte Auffassung von 2005 stereotyp erneut abspielend.

[4]  Der Antrag greift viele noch bestehende Lücken im Fall Mollath auf, läßt andere aber aus, etwa bzgl. der Rei­fensteche­reien, auch bzgl. der Verwerfung meines GA durch Richter Kahler entgegen BGH-Entscheidungen.

[5] Selbst als die meisten Medien die Fülle des an Mollath begangenen Unrechts schon ausbreiteten, versuchten eini­ge der einflußreichsten Blätter ihn und seine Unter­stützer noch zu tunken, den Autor dieses Berichts dazu. Beate Lakotta schrieb im SPIEGEL-Blog noch am 9.12.2012: „Ich habe viele Quellen aus­ge­wertet: Das Urteil, sämtliche Gut­achten (auch die fachlich indiskutablen wie Weinberger), alles was die Unter­stützer ins Netz ge­stellt ha­ben…“ Ein bißchen schizo, die Protestbürger?“, meinte Lakotta im gedruckten Spie­gel 51/2012.      DIE ZEIT (S. Rü­ckert) vom 14.12.2012: „Wird künftig ein Internet-Mob darüber entscheiden, wer eine Gefahr für die Allge­mein­heit darstellt und wer nicht?“ Der Berliner TAGESSPIEGEL am15.12.2912: „Gustl Mollaths Unterstützer verbreiten un­glaubwürdige Verschwö­rungstheorien und falsche Behauptungen. Dadurch schaden sie  ihrem fragwürdigen Helden“.

[6] So trugen die Schriftstellerin Ursula Prem, die Schriftstellerin und Ober­staatsanwältin a.D. Gabriele Wolff, der Regensburger Strafrechtler Prof. H.E Müller im Beck-Blog  und der Mannheimer Jurist Oliver Garcia im de- le­gibus-Blog weitere Details vor und machten allein im Fall Mollath das verschlungene Geschehen durchsichtig.

[7]  In der Fachgesellschaft DGPPN diskutiert man lieber, ob man sich nicht ein weiteres „P“ (für „Psycho­so­ma­tik“) zulegen sollte, auch wenn sie blanke Augenwischerei darstellt. Um Machtansprüche geht’s da.

[8]  Hierzu ein auch neues Buch des Spiegel-Journalisten Th. Darnstädter DER RICHTER UND SEIN OPFER

[9]  von zwei seiner (und unserer) verdienstvollen Mitglieder, dem Zahnarzt E. Braun und dem Richter i.R. R. Heindl abgesehen

[10] Hier heißt es  unter Verweis auf unsere Rundbriefe (aus 2011 und 12): „Ich empfehle, den Inhalt der beiden Rundbriefe nicht nur quer zu lesen. Sie bringen Substantielles auch über den ‚Fall Mollath’ hinaus und weisen auf künftige, wie auch bereits gegenwärtige Gefahren hin, die jeden Bürger in Deutschland betreffen können…“

[11]  Es bewirkte zumindest die Zuerkennung eines höheren Schmerzensgeldes.

[12] Wie Plath sieht Bossi den Ungeist nazisti­scher Blut-Richter in der aktuellen deutschen Rechtspraxis am Werk. O.g. Anwalt stützt sich auf Art. 97 GG, der die Unabhängigkeit der Richter festlegt,. Nach ihm können das nur „haupt­amt­lich und endgültig angestellte Richter“ sein, während de facto an vielen Gerichten „Richter auf Pro­be“ u.ä., die eben nicht unabhängig sind, als solche fungierten. Auch habe der im September 1949 erst­mals zu­sam­men­­ge­tre­tene Bundestag mehrfach Gesetze beschlossen, die dem Wortlaut des im Mai ’49 in Kraft ge­tre­tenen  Grund­gesetzes grob widersprechen, so daß gute Teile der seitdem beschlossenen Gesetze einschließ­lich StPO, ZPO etc. und darauf stützender Urteile im Grunde nichtig seien, un­ser aller Rechtssicherheit von daher grund­­ge­setz­widrig eingeschränkt sei. Die von Günter Plath triftig be­grün­deten Aus­füh­rungen aber wurden über die Jahre öf­fent­lich so wenig diskutiert wie z.B. unsere Kritik am Psychiatrischen. Es blieben halt nach ’45 wie in der Psy­chiatrie und anderswo gerade in der Justiz viele alte Nazis und von ihnen Geprägte auf hohen Posten.

[13]  Auch aus der Zeit des frü­he­ren so­wje­tischen Psychia­trie-Mißbrauchs errei­chen uns heute noch etwa von ehem. Ruß­landdeutschen Hilferufe. Unmöglich, allen gerecht zu wer­den.

[14]  Die „Crème“ der  forensischen Psychiater hätte am liebsten einen eigenen Facharzttitel, mindestens einen an­erkannten Zusatztitel, schon um nicht von jedem Feld-Wald-Wiesen-Psychiater wie diesem Dr. Weinberger un­an­genehm hinterfragt werden zu können. Deutsche Ärztetage haben zwar manch krumme Facharzttitel schon vergeben, etwa den „für Psychosomatik und Psychotherapie“. Den Forensikern aber hat noch keiner den Ge­fal­len getan.

[15]  Mit antipsychiatrisch-pau­schalen Verrissen (à la BPE, KVPM etc.) war natürlich nichts auszurichten. Selbst kom­petente Kritik aber prallte über 40 Jahre ab. Es war und ist aber dennoch etwas ge­wonnen,  daß wir einzel­nen, die unter die Räder des teil­weise übel-kor­rupten Psycho-Sy­stems ge­raten waren, hel­fen konn­ten, ein­zel­nen, die sich an ihm reiben, Bestär­kung und Hoff­nung geben können. Erfreulicherweise zeigte sich jüngst bei Anti-Psychiatern ein Ansatz von Differenzierung, wenn etwa der Sprecher des BPE Talbot in den „Sozialpsych­iatri­schen Diensten“ erkannte, was sie sind:  Neue Auswüchse der Staatspsychiatrie, mit denen Betroffene heute neue schmerzhafte Erfahrungen machen (s. o.g. Fall Annika D.).

[16]  Das INFC  dümpelt derzeit etwas, u.a. weil etliche seiner Mitgründer, u.a. der kanadische Lite­ra­tur­professor Wilcocks krankheitsbedingt und andere aus anderen Gründen ausgefallen sind. Man­che sehen das Problem auch als nicht mehr als so drängend an. Die Psychoanalyse sei er­le­digt, meinen viele Anglo-Amerikaner.

[17]  Da eine kritische Diskussion drängender fachlicher Probleme wie in o.g. Fall die Interessen unter­schied­licher, aber politisch gestützter Fach­vertreter berührt, bleiben die Problemlösungen auf der Strecke.

[18]  Laut BILD.de wußte Wittchen auch zu Mollath etwas zu sagen, nämlich daß „Fehl­diagnosen in der Psychia­trie ein häufiges Phänomen“ sind. Psychologen nahm er von Fehldiagnosen natürlich aus – gleich unserem Psy­chogen aus o.g. Unterstüzerkreis.

[19]  Daß die Psychiatrie ein ganzes Spektrum psychischer Störungen kri­tik­los einem nicht-ärztlichen Berufszweig überläßt, ist nur ein Teil der heutigen Korrumpierung dieses Fachs. Immer noch kommt der Medizin ein Wäch­teramt zu, daß das Gesundheitswesen nicht ganz der Scharlatanerie verfällt.

[20]  Neuerdings entdecken die Medien (die FAZ bzw. FAS vom 31.4.2013 etwa), daß Psycho­the­rapie, Psychoso­ma­tik etc. auch Nebenwirkungen ha­ben. Die Blätter schreiben so, die die Schwindel­wissenschaft, hinter der über­haupt kein ernst­hafter Wirkungsnachweis steht, über Jahrzehn­te erst ins Geschäft gebracht haben! Die SZ vom 226.3.2013 stimmte anläßlich  der Neuentdeckung einer Erstschrift von Freuds „Jenseits des Lustprinzips“ eine jener anhimmelnden Hymnen an, denen der Guru seine Geltung hierzulande bis heute verdankt.

[21]  „…Anfang der 70er Jahre trat der für die Psychiatriegeschichte geradezu ideale Fall ein, daß sich unter dem Einfluß der WHO“, so  W. Mombour in Faust, PSYCHIATRIE, 1995, fast alle deren Mitgliedsländer auf die Be­nutzung der ICD einigten. 1980  ist die amerika­ni­sche Psychiatrie aus dieser … weltweiten Einheitlichkeit aus­geschieden und hat ihre eigenen Diagno­senklassi­fi­kation, das DSM III, veröffentlicht.“ US-Fachzeitschriften verlangten auch von ausländischen Wissenschaftlern die Verwendung der DSM-Diagnostik. Und „die ICD-10 hat sich  überraschenderweise … sehr stark an das DSM… angelehnt“. Bei den Psycho-Fächern liegt weithin heute die Deu­tungs­hoheit über Mensch und Gesellschaft. Ging es beim Ausscheren der Amerikaner aus dem ICD-/WHO-Ge­meinschaft um etwas anderes als die Durchsetzung ihrer Deutungsdominanz? Die inter­natio­nal neu aufgestellten Legionen von Tiefen– und sonstigen Psychologen dienen dazu, sie weiter zu be­fe­stigen.

[22]  Zum DSM-5  gab’s auch solidere Reporta­gen, etwa die der ARD vom 7.4.2013: „Diagnose-Wahnsinn – Ein Psychiater warnt vor den Auswirkungen der Psych­iatrie“. Auch diese schafft freilich nicht aus der Welt, daß das neue DSM jetzt in Kraft tritt. Sie sagte auch nicht, daß es ursprünglich von dem kommuni­sti­schen Medical Director der APA Sabshin stammt (RB 1/11,2.5)!

[23] Nachtrag: Frances sprach am 29.4. an der Psychiatrischen Univ.-Klinik München. „Experts lack common sense“ und „Incertitude is better than  false certitude“, sagte er hier, verbreiteten Attitüden, dem seiner deut­schen Kollegen, ihrem sklavischen Kleben  an den Diagnostik-Manualen zu­wider. Daß er selbst der New Yorker Freudianer-Schmie­de entstammt, mag der Grund sein, daß er wohl Big Pharma und selbst das Geschäftsinteresse der APA, die das DSM-5 für $ 200.- das Stück verkauft, kritisch sieht, nicht aber das Interesse DSM-5-be­teilig­ter Psy­chologen wie Wittchen. Inzwischen hat auch der Sprecher des NIHM (National Institute of Mental Dis­eases) Thomas Insel das Ungenügen von DSM-5 festgestellt : „Patienten mit psychischen Störungen haben Besseres verdient“ (Mitteilung von M. Eitel).

[24]  In Fachzeitschriften der letzten Zeit wurden als wirksam empfohlen u.a. die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), ggf. trauma-fokusiert (tf-CBT), die Eye Movement Desentization and Reprocessing Therapy (EMDR); die narrative Expositionstherapie (NET); die Schematherapie (ST), bei der KVT, Bindungstheorie, humani­sti­sche Ansätze, Transaktionsanalyse, Psychodrama, Hypnotherapie und immer wieder die „Tiefen­psycho­logie“, der alte Schwindel. Die Wirksamkeitsbehauptungen werden von Nicht-Ärz­ten (Psychologen) in ärztlichen Jour­nalen Ärzten angedient, ohne daß diese sie aus eigenen Erfahrungen überprüfen, ge­schwei­­ge bestätigen könnten, bei dem vielen Flop, den es auf dem Gebiet schon gegeben hat, wohl eine Zumu­tung.

[25]  „Selbsterfahrung“ sei, sagen ihre Anhänger, die Voraussetzung, um über sie mitreden zu können. Unter an­derem ist’s just die Selbsterfahrung, die den Autor dieses Beitrags die erfahrene Schaumschlägerei zurückweisen läßt. Zwei Jahre lang war er am re­nom­mierten „In­stitut für Psychotherapie“ in Berlin  in „Aus­bil­dung“ und bei einem reputierten, durchaus sym­pathischen Lehranalytiker in Lehr­analyse.

[26] A. Hoches schlimmes Buch „Die Freigabe des lebensunwerten Lebens“ machte 1922 den Anfang- Es bahnte bald dem Kranken-Massenmord den Weg.

[27]  Walter von Baeyer (RB1/11, 2.7): „Eine Psychiatrie, die sich nur auf statistisch Verrechenbares stützt und Schlüsselworte, die (wie Begegnung, Entfremdung,, Identität) ganze Regionen des Menschen aufschließen kön­nen, für entbehrliche ‚Leerformeln’ ansieht, verarmt und erstarrt.“

[28]Eltern werden in Kindschaftsverfahren“, schreibt RA Saschenbrecker, „systematisch schlechtgeredet, ihnen … (werden) Miß­hand­lungen und sonstig abwegige Verhaltensweisen angedichtet, um die … lukrativen Prozesse der Neubeelterung oder der Psychiatrisierung von Kindern zu rechtfertigen“.

[29]  Solche kommt mitunter auch,: „Hey there! I’ve been reading your weblog for some time now and finally got the courage to go ahead and give you a shout out from  Dallas Tx! Just wanted to say keep up the  fantastic job!

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