Kulturpolitisches

Moral-Dilemmata – Schnittpunkt Freud

 Für die Gesellschaft für Kulturwissenschaft e.V. schrieb A. Wieland in seinem Rundschreiben 8/15 unter der Überschrift Urteilskraft statt Moral-Di­lem­mata: „Zwei Diktaturen schufen in Deutschland Bedingungen für den Erfolg der Frank­furter Sozialphilosophie (der 68er eben), die weniger philosophisch als in der Tradition der Sophistik denkt, tatsächlich … eine marxistische Bewegung (ist), die sich mit einer Psychologie nach (Wilhelm) Reich zusammengetan“ hat und vielfach deshalb als „Psy­chomar­xis­mus bezeichnet“ wird, als „Freud-Mar­xis­mus“. Unter vielen abweichenden Freudianer-Schu­len bildet sie quasi die gemeinsame Grund-Strömung. Weil mit Horkheimer, Adorno, Marcuse, Fromm aus Ame­rika (zurück-)gekommen, hat sie jetzt viele mitgerissen.

Mit Habermas, ihrem jüngsten Adepten, haben die 68er „mehr Freiheit, mehr Demokratie“ versprochen und außer auf sexuellem Gebiet mehr Unfreiheit ge­bracht, political correctness, Denk- und Sprechverbote und Psychiatriemißbrauch. Gegen den „Muff unter den Talaren“ waren wir, um ’68 die Jungen, für sexuelle Freiheit natürlich auch. Für die Drahtzieher der Kulturrevolution waren wir wohl eher nur Statisten. Durch­­gedrückt wurde die Reform-Revolution „von oben“, der politischen Klasse und ihren Medien, auch den bürgerlichen, konservativen. Sie ver­stan­den, die neue Wert-Orientierung Schritt für Schritt, fast unmerklich zu verbreiten. Ein Beispiel aus jüngster Zeit:

Ein erzkatholisches Blättchen (IK-Nachrichten 7-8/15) gab kürzlich eine Breitseite gegen die Homosexu­ellen-Lobby ab, eine weitere Weiterung der 68er natürlich wie heute die Gender-mainstrem-Bewegten (s. dazu Teil 1 und 2 der gewichtigen Ausführungen von Bettina Röhl. Sie eine der wenigen im Land, die sich traut, die 68er Bewegung zu hinterfragen). Der katholische Schreiber nahm für sich just Freud und an­dere „Pioniere der Psycho­thera­pie“ in Anspruch. Es handele sich hier, meinte er, um eine „emotio­nale Störung“, die Psychotherapie erfordere. Ich machte den Mann aufmerksam, daß die Homo-Lobby fraglos die Streichung der Homosexualität von der Krankheitsliste ICD mitbewirkt habe, so ausgiebig die 68er „Reform-Psychiatrie“ die Liste sonst auch ausdehnte. Freud selbst sah die Homosexua­li­tät wie alle Perver­sionen als von jedermann zu durch­laufende, von manchen nur beibehaltene, je­denfalls als eine natürliche Ge­ge­benheit an. Mitunter benützte er sie wie im Fall des Horace Frink als Druck­­­mittel, um an Geld, viel Geld zu kommen. Ungerührt nahm er darüber das Zerbrechen nicht nur einer Ehe, sondern des Le­bens der Eheleute und Kinder in Kauf (RB 1/08,7.7). Freud, der von den Seinen gern auch als Gegenpol zur Körpermedizin, als Festpunkt hu­manerer „Psychosomatik“ herausgestellt wird, verfügte, wie jüngst bekannt wurde, die Rönt­genkastration der Prinzessin Battenberg, der Mutter von Prinz Philipp. Ich fragte den braven Katholiken, ob er nicht fürch­te, daß auf sei­ner Linie wie 2010 in Bad Tölz ein (damals mit dem Segen Kardinal Ratzingers) psycho­­the­ra­pier­ter, unverändert aber homo­phi­l übergriffiger Priester in der Messe wieder öffentlich als Kin­der­schänder aus­ge­rufen wer­de. Ich machte ihn aufmerksam, daß Freud der entschiedenste und wohl wirkmächtigste Geg­ner der katholi­schen Kirche war.  Als „meinen wahren Feind“ bezeichnete er sie noch kurz vor dem Einmarsch der Nazis in Wien. Katholische Propa­ganda für Freud – Christa Meves ihre Vorreiterin – sei etwas seltsam.[1]

Um Argumente unbekümmert, schwang sich Katholik R. Meurer jetzt aufs hohe Roß und versuchte wie vordem der Jurist, ehe­m. Maoist und jetzige 68er Dr. h.c. Strate und sein Anhang, OSTAin a.D. Wolff (RB 1/13, 7.2) und seine Ghostwriterin Prem (RB 1/14), den Psy­chiater zu belehren. So aus­einan­der liegend die Seiten, kam von ihnen doch die gleiche vollmundige Parteinahme für den Blender und Betrüger Freud (Literaturübersicht in RB 1/15,4.7). Für die sexuellen Übergriffe auf Kinder und Jugendliche, für die unsere Grü­nen die verständnisvollsten Worte hatten und die sich über Jahrzehnte an Internaten der Reform-Päda­go­gik, in großem Umfang aber auch an katholischen Einrichtungen abspielten, fühlte man sich offensichtlich überall ähnlich „wissenschaftlich“ bestärkt und lebte „sexuelle Befreiung“ in eigener Weise. Spukt Freud, ärztlich anerkannt, nicht allerorts immer noch in den Köp­fen? Wä­ren die Folgen nicht so tragisch, man könnte über all die Verwirrung, die um Freud weithin im Lande herrscht, lachen oder weinen oder einfach den Kopf schütteln.[2]

Wie die Erfahrungen der Betroffenen mit Psycho­the­rapie aussehen, dazu bietet Netz­­­werkB, ein Zu­sam­men­schluß von Opfern sexueller Gewalt, einen ak­tu­ellen Überblick an Hand von 42 ab Frühjahr 2015 in einem blog zusammengestellten Kommentaren zu Jeffrey Massons Buch von 1991 DIE ABSCHAF­FUNG DER PSY­CHOTHERAPIE.

Es werden da wieder wie seit Jahrzehnten  die vielfältigen, nicht selten kontroversen Mei­nungen zu dieser Therapie, ihren gegenwärtigen Unzulänglichkeit, den vielleicht gegebenen, aber nicht wahrgenommenen „Verbesserungsmöglichkeiten“ und den jetzt geplanten staat­lichen „Abhilfen“ (oder Verböserungen) gewälzt. Die Profis sind von Psycho­therapie na­türlich überzeugt, die Betroffenen in großer Mehr­heit nicht.

Das Motiv für die penetrante Unterstützung der krummen „Psycho-Industrie“ durch staatliche, staats­nahe Instanzen, deren offensichtliches Interesse nämlich an Kontrolle der Bevölkerung und Steu­erung des Den­kens in ihr, kom­mt kaum zur Sprache. Insgesamt aber erfreulich wach, anders als etwa in dem gänzlich unbekümmerten Unterstützerkreis von Gustl Mol­lath (RB 1/15) ist hier aber das Interesse für das, was in­tern in den Psycho-Fächern zu den vielen trau­rigen Er­geb­nis­sen, Mißgriffen und Miß­bräuchen ihrer Vertreter führt. Daß in Netzwerk B über­haupt ein halbwegs kritisches Buch u.a. zu Freud – das Gros der ge­naueren, de­zi­dier­teren, zumeist englischen Fach-Literatur, der Bücher etwa von J. Bénesteau, F. Crews, M. Macmillan, R. Wilcocks u.a. (s. o.g. Literaturverzeichnis), wird dem deutschen Publikum ja bis heute vorent­halten – ist bereits etwas Außer­gewöhn­li­ches.

Besondere Kritik fällt, wie gesagt, auf die Psychoanalyse, aber nicht nur sie. Gewürdigt an mehreren Stel­len wird die Kritik von Klaus Schlagmann. So hilfreich das Wort oft ist, so unheilvoll oft das doktrinäre. Wie sehr der „Reformgeist Freuds“ (s.o.) nicht nur hinter dem beklagten Therapieversagen, sondern bereits hinter der „sexu­ellen Gewalt“ stand, die ihre Opfer über Jahrzehnte in kirchlichen wie zeitgeistigen Einrichtungen à la Oden­wald­schule traf, kam ihnen aber wohl noch nicht zu vollem Bewußtsein.

Zitat „Hildegard“ v. 6.3.: „Ob Seelenpfusch oder Tyrannei – nichts fehlt so sehr wie der AUSSTIEG aus einem zer­stö­rerischen System, das den Personenkult kultiviert und in dem „geheiligte Profes­sionelle“ über Traumatisierte alles zu wissen und deshalb auch über sie verfügen oder richten zu dürfen glauben… Mir scheint, es braucht den ganz großen DENK­UMSTURZ, wenn die Politik nicht länger dem Verfall menschlicher Qualität zusehen will in Justiz, Bildung, Me­di­zin, Psycho­szene (das aber allem Anschein nach will sie!).

… Wie oft schon wechselten wir aus solchen Gründen intuitiv den Therapeuten, die Thera­peu­tin! Wie sehr UNS immer wieder Leute aus unserer Umgebung und in Behörden mit ihrem kor­­rum­pierten (oft genug einnehmenden!) Wesen schadeten, davon könnten alle Überle­ben­den hier ein trauriges Lied singen. … Wie VIELE mögen dieses verfluchte Vertusch- und Übertünch-„Ge­sellschafts-Spiel“ seit 1949 aber wohl NICHT überlebt haben …

Weil Freud aber in vielen Bereichen steckt, in denen die Meinungen heute hochgehen, und weil sich selbst erz­ka­tho­li­sche Schwarzröcke für ihn und gegen uns ins Zeug legen – sie glauben wohl, die schändlichen Übergriffe etlicher (vieler?) ihrer Mitbrü­der auf Kinder und Jugend­li­che mit ihm „wis­senschaftlich“ erledigen, verwischen zu können –, be­steht Grund, den Blick auch auf das angrenzend-konservative Umfeld zu werfen.

Der als konservativ geltende MÜNCHNER MER­KUR, die auf­lagenstärkste Zeitung Bay­erns, brach­te am 20.8.2015 auf seiner Seite 1 die Überschrift: „Studie: Katholiken pro Homo-Ehe“. Der Artikel selbst sagte dann, es hätten sich in einer von wem auch im­mer ge­trof­­fenen Auswahl von knapp 8000 deut­schen Ka­tho­liken knapp 90 Prozent gegen den Aus­­schluß Wie­­der­ver­heira­teter von der Kom­mu­nion aus­­ge­spro­chen. „70 Prozent befür­wor­te­ten eine … Seg­­nung gleich­­­­ge­schlechtlicher Part­ner­­schaf­ten“ usw. Der Bericht beinhaltete also et­was ganz anderes als die Überschrift sugge­rierte.

Ich reichte einen entsprechenden Leserbrief beim MM ein. Der zu­ständige Redakteur ent­schul­­digte sich für die irreführende Überschrift, beteuerte, sie sei nicht absichtlich gesetzt wor­­den, veröffent­lichte die Zuschrift aber nicht (die Unterdrückung kritischer Leserbriefe kennen wir sonst vor allem vom DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT). Ihre Leser direkt darauf hinweisen, wie medial manipuliert wird, wollte die Redaktion verständlicherweise nicht (Pardon, pardon: Am 25.8. publizierte der MM die Kritik doch. Und tags drauf erschien gar eine weitere Kritik, die nochmals klar machte, daß besagte 8000 nicht für die Katholiken insgesamt stehen). So notwendig die rechtliche Gleichstellung Homosexueller, befremdet die staatlich-mediale Pro­pa­gie­rung homosexueller Weisen, vor allem des Gen­der-main­streamings doch. „Gender“ (Fn 55) ist seit der 4. Welt-Frauen­kon­ferenz der UNO in Peking 1995 freilich über die Brüssler EU-Bü­rokraten und die deutschen Bundes- und Lan­des­­re­gie­rungen als „Querschnitts-Aufgabe“ allen heu­te staats­­­tragen­den Instanzen für alle Gesell­schafts­be­rei­che auf­gegeben. Wie soll­ten da „kleine“ semantische Tricks, de facto Fäl­schungen wie die des Münchner Merkurs aus­blei­ben? Wem fallen sie denn überhaupt auf? Wer stört sich groß daran? Mainstreaming heißt Gleichschaltung und setzt Indo­lenz voraus.

Erstmals rührten wir an die politische Seite der Homosexualität in RB 1/14,3.10. Ich wies da auf die „Nicht-Gängigkeit“ von Homogamie und Kinderadoption durch Gleichgeschlechtliche in Rußland hin und stellte so in­di­rekt Putins Mut heraus, dem kulturrevo­lutionären Dik­­tat der UNO – Einpeitscherin war in Peking damals Hillary Rodham Clinton – zu wider­­stehen. Die Freud-gläubige OSTAin a.D. Wolff, „stäh­lernes Rückgrat“ von Mollaths Vertei­diger-Stüm­­per Stra­te (RB 1/13,7), des alten Maoisten und nunmehrigen 68ers, empörte diese unsere Stel­lung­nahme besonders. Tatsächlich begannen just über dieser kultur­politi­schen Di­vergenz die Gifteleien west­­licher, weithin auf 68er Kurs liegender Politiker und Medien ge­gen Ruß­land – lan­ge bevor die Ukraine dann zum Streit­thema wurde. Sie steigerten sich in­zwi­schen fast zur Kriegs­trei­berei. Nur ver­einzelt kom­men Gegenstimmen auf, unter ihnen erfreuli­cher­weise die des alten Chef­redakteurs des BAY­ERN­KURIERS Schar­nagl. In Anlehnung an den verstorbenen P. Scholl-Latour sagt er darin (S. 121) und es gilt  für das Kulturpolitische, z.B. Psychiatrische gewiß mehr noch als für sonstige Bereiche, wir seien heute „einer umfassenden Desinformation ausgesetzt, die in Amerika durch perfekt organisierte Institutionen betrieben werde…“ Nicht vergessen werde dabei, daß die Freud-Kritik just von (einzelnen) Amerikanern vorangebracht wurde.

Wir waren in den 1970er und 80ern die schärfsten Gegner des sowjetischen Psychiatrie­miß­brauchs und saßen 1988 bei der KSZE-Nachfolgekonferenz in Wien an der Seite der Ame­­­ri­ka­­ner (RB 1/13,3.9), NICHT weil wir Gegner „der Russen“, sondern Gegner besagter Schändung der Heilkunde waren. In RB 1/13,2.9 wiesen wir auf Michail Gorbatschows Buch ALLES ZU SEINER ZEIT – MEIN LE­BEN hin, in dem er freimütig über jene sowjetischen Psychia­trie­mißbräuche sprach. Zweifel äußerten wir dabei, ob über die Mißbräu­che, die jetzt aus dem eigenen Land bekannt ge­wor­den waren, west­liche, deutsche Macht­haber je so ehrlich sprächen.  So mit dem Psychiatrisch-Psychotherapeutischen verschränkt sind weit auseinander liegende Bereiche der (Kultur-)Politik, des gesellschaftlichen Lebens. Sie auf­zugreifen und mögliche Quer­ver­bin­dungen zwischen ihnen aufzuzeigen, gehört zu unserem Aufgaben­be­reich.

Die Masseneinwanderung aus dem nahen Osten und Afrika hat etwas Unruhe in die politische Landschaft gebracht. Die Mehrheit steht gleichwohl zu den etablierten Parteien und Medien der „Willkommenskultur“. Wir selbst, die wir mit dem neuen Problem nichts zu tun hat­ten, wurden von ihnen und ihnen Verbundenen gleichwohl über 40 Jahre ausge­grenzt bis verleumdet. Wir kritisierten Freud, an dem nie­mand, der Mißbräuchen der Psychiatrie entgegentritt, vorbeikommt. International sind Freuds Lehren als Pseu­dowissenschaft ausgewiesen. Wir erfuhren nie, was sonst an un­seren Äußerungen „rechts“ gewesen wäre. Vorsicht aber vor einer Anlehnung dort: Keine der dort aufgetauchten neuen Gruppierungen, die AfD etwa, die JUNGE FREIHEIT, COM­­PACT oder auch rt – Putins Staatssender wird, weil vom mainstream abweichend, wechselweise links und rechts verortet -, zeigten näheres In­teresse an einer, so Mollath, „ordentlichen Psy­ch­iatrie“, Vorbehalte gegen die 68er-Bewußt­seins­indu­strie und die von ihr ausgebreiteten Betrügereien. Die staatliche Anerkennung einer Schwindelwissenschaft als wissenschaftliche Heilkunde nahm es an staatlicher Übergriffigkeit schon mit der illegal-unbegrenzten Einwanderung von heute auf. Hohn und Spott erntet der Deutsche Michel dafür heute  aus Amerika.

Mundus vult decipi, ergo decipiatur“ – Die Welt will betrogen werden, also werde sie betrogen“, lautet ein klassisches Wort. Wenn es uns gelungen wäre, wenigstens manchen der ärgsten Betrügereien in der Medizin zu wehren, hätte sich die Mühe gelohnt.

[1] Besagter katholischer Publizist enthielt sich in der nächsten Nummer seines Blättchens weiterer Versteigung ins Psychiatrisch-Psychologischeund kehrte zu katholischen Themen (Ro­senkranz etc.) zurück. IDAF, ein katholisches Institut für De­mographie, Allgemein­wohl und Familie e.V. aber veranstaltete am 17.10.15 in Heiligenkreuz bei Wien zusammen mit der Sigmund-Freud-Privat­uni­versität Wien eine Tagung zum The­ma Bindung und Familie. Allein das Wort „Privatuniversität“ für ein simples Pri­vatinstitut ist Hochstapelei, der Namens­pa­tron selbst weithin heute als Betrüger ausgewiesen (Literaturübersicht in RB 1/15,4.7), als hemmungsloser Zerstörer von Familien zudem.

Nachdem wir erst kürzlich mit o.g. katholischem Pu­blizisten einen Strauß über das Thema ausgefochten hatten, warnten wir auch iDAF vor der intendierten Partnerschaft. Es verriete fast schon eine Systematik, wenn weitere katho­li­sche Kreise selbst unter Vorgabe von Familienförderung unter den Auspizien eines Familienzerstörers aufträten. Die Tagung in der eingegangenen Partnerschaft sei ein Spiel mit doppeltem Boden, eine Täuschung der Öffentlichkeit, ein weiterer Beitrag zur Verwirrung der Geister.

[2] Vielfach herrschen in der Öffentlichkeit im­mer noch konfuse Vorstellungen zur Homosexualität. Die Ausein­ander­setzung ermöglichte u.a., hier ein wenig mit zur Aufklärung beizutragen. Daß in allen Kulturen zu allen Zeiten ca. 5 % der Menschen homosexuell veranlagt waren und sind und eine Diskriminierung und rechtliche Benachteiligung dieser Menschen, soweit sie in Ansätzen noch bestehen, aufzuhören hat, sollte Selbstverständlichkeit sein, ist es für uns jedenfalls . Zu arg war und ist das Leid, aus solcher Fehleinschätzung, die auch Freud großenteils teilte, für viele erwuchs. Auch zu Dr. Dischers Leid als Heranwachsendem – heute lebt er in fester homosexueller Partnerschaft -, trug sie bei. Was frei­lich nicht bedeutet, daß wir darüber die zum schlichten Fort­bestand der Menschheit notwendigen gesellschaftlichen Normen oder die Rechte der heterosexuellen Mehrheit in Frage stellten. Es bedeutet auch nicht, daß wir das Affentheater billigten, mit dem un­sere West-Me­dien etwa den Christopher-Street-Day hochju­beln oder die Hinterhältigkeit akzeptierten, mit der unsere Eurokraten, in ihrer Folge dann 1994 unsere Parlamentarier durch Grundgesetz-Änderung klammheimlich das „Gender-main­streaming“ durchsetzten (s. Teil 1 und 2 der Ausführungen von Bettina Röhl).

Dr. F. Weinberger                                   23.8., ergänzt 14.10.2015

2 Gedanken zu „Kulturpolitisches

  1. Erich Stephany

    Zum Fall Mollath spielte sich auf dem Beck-Blog von Prof. H.E. Müller noch bis Anfang März 2016 eine lebhafte Diskussion ab. Höchst unbefriedigend ist das Wiederauf­nah­mever­fahren ja nach Ansicht vieler ausgegangen, höchst unzu­länglich blieb, wie ich selbst in ver­schie­denen Beiträgen zeigte, schon die Beweisaufnahme. Meinen Beitrag zum Beck-Blog vom 19.2.16 möchte ich gern jetzt hier festhalten:
    #21

    Menschenrechtler

    Herr Gustl Mollath hat sich dreimal explorieren, begutachten lassen!
    Nachdem G.M. bereits f ü n f Jahre zu Unrecht in der Forensik, dem dunklen Ort des Rechts weggeräumt war, erklärte sich G.M. im April 2011 bereit, sich von Herrn Dr. Friedrich Weinberger persönlich explorieren zu lassen. Die BKH-Leitung hatte versucht dies zu verhindern. Als Vertrauensperson war der Richter a.D. Rudolf Heindl bei der Begutachtung anwesend.
    Die Begutachtung durch Dr. Weinberger führte zu folgenden psychiatrischen Aussagen: „Nur aus einzelnen charakteristischen Ansichten und Handlungsvollzügen ergibt sich das Bild der Primärpersönlichkeit Mollaths, nämlich das eines altruistisch und sozial engagierten, freundlichen und friedfertigen, eher ängstlichen, etwas zwanghaften, Gerechtigkeit suchenden Menschen. Seine (angebliche) psychische Erkrankung war und ist auch von daher als ein reines Konstrukt anzusehen. In keiner Weise also paßt die Gustl Mollath aufgedrückte Diagnose „wahnhafte Störung“. In doppelter, ja dreifacher Hinsicht paßt sie nicht, wobei der gravierendste „Eingangsfehler“ gewiß darin liegt, daß eine Prüfung des Realitätsgehalts seiner Äußerungen vom Gutachter Dr. Leipziger nie gefordert, nie veranlaßt und vom Gericht nie vorgenommen worden ist.“
    Herr Dr. Weinberger stellte diese grundlegende Fehleinschätzung  – die einem Realitätsverlust nahekommt –   bereits v o r Bekanntwerden des Revisionsberichts der HypoVereinbank fest: „Die Diagnose einer ‚wahnhaften Störung’ nach ICD-10: F 22.0 darf jedenfalls überhaupt nur gestellt werden, wenn der Wahncharakter vorgebrachter Äußerungen eindeutig erwiesen und ein Realitätsgehalt ausgeschlossen ist. Schwarzgeldverschiebungen in die Schweiz waren (oder sind) dabei so verbreitet und allgemein so bekannt, daß ihre Ausblendung und die Abschiebung der entsprechenden Anzeige Mollaths ins Wahnhafte durch das Gericht und den psychiatrischen Gutachter geradezu Kopfschütteln machen.“
    Dr. Weinberger stellt zu dem die richtige Spur schon einschlagenden Gutachten von Dr. Simmerl vom 26.7.2007 (also ganze s e c h s Jahre vor der Entlassung aus der zu Unrecht erfolgten Unterbringung !) noch die berechtigte Frage: „Wie und warum Dr. Simmerl aus diesen seinen Feststellungen keine Zweifel an der Stichhaltigkeit des Einweisungsgutachtens ableitete und nicht auf eine Überprüfung des Einweisungsurteils hinzuwirken suchte, bleibt allerdings unerfindlich.“
    Erst aufgrund des Gutachtens von Herrn Dr. Weinberger, der der „Gesellschaft für Ethik in der Psychiatrie“ GEP vorsteht und sich seit den 70-er Jahren gegen den politischen Mißbrauch der Psychiatrie zuerst in der Sowjetunion eingesetzt hat, wurde der Fall Mollath durch den Journalisten Kasparowitsch von den Nürnberger Nachrichten bekannt und über die weitere Medienberichterstattung, insbesondere der SZ, zu dem Justiz- und Forensikskandal, der dann über weitere Zwischenschritte letztlich 2013 auch zur Freilassung Mollaths führte.
    Obwohl der erfahrene Psychiater, Herr Dr. Weinberger, der übrigens durch das Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, eindeutig und überzeugend begründete, dass keine wahnhafte Erkrankung vorliegt, verblieb G.M. über   z w e i   w e i t e r e  Jahre in der Forensik. Auch durch die öffentliche Stellungnahme von Herrn Prof. Dieckhöfer vom 8.2.2012 wurde  die Unhaltbarkeit der psychiatrischen Diagnose nochmals offenkundig. Diese Stellungnahme mit dem Appell an die politisch verantwortliche Justizministerin, Frau Dr. Beate Merk, G.M. umgehend freizulassen, führte nicht zu einem verantwortlichen Handeln: G.M. verblieb weitere 1 ½ Jahre zu Unrecht in der Forensik.
    Erst durch das WA-Verfahren im Juli 2014 hat sich das 2011  vom Bayreuther Vollstreckungsgericht schlicht vom Tisch gewischte Gutachten von Dr. Weinberger insofern „bestätigt“, als Mollath nicht erneut zwangsinterniert wurde.
    Die Unterbringung war aber von Anfang an ein psychiatrisches und auch juristisches schwerwiegendes Unrecht aufgrund von Falschgutachten. Die fundierte Begutachtung von Dr. Wein­berger wurde über zwei Jahre bei zahlreichen gerichtlichen Entscheidungen, Stellung­nahmen des BKH Bayreuth und Anhörungen  w e i t e r  ignoriert, totgeschwiegen, war aber gleichwohl wirkungsmächtig.
    Auch das WA-Gericht und Prof. Nedopil setzte diese Haltung fort. Im Gegenteil versuchte Prof. Nedopil noch, das Falschgutachten von Prof. Pfäfflin, die Vorgutachten von Dr. L. und auch das unstatthafte Attest von Frau Dr. K. zu entschuldigen mit dem Argument, seine Kollegen hätten nicht über die notwendigen Informationen verfügt, um  ausreichend begutachten zu können. Auch Dr. Weinberger verfügte nicht über den Revisionsbericht und konnte dennoch lebensnah diagnostizieren, dass es sich bei den Schwarzgeld­behauptungen nicht um einen paranoiden Wahn handelte.
    Der gut nachvollziehbare, begründete und auch angemessene Antrag von Gustl Mollath, Herrn Dr. Weinberger als Zeugen beim WA-Verfahren zu laden, wurde merkwürdigerweise von seinem renommierten Verteidiger Dr. Strate abgelehnt, obwohl über eine weitere, wenn auch sehr unwahrscheinliche Unterbringung noch garnicht abschließend entschieden worden war. Die „Psychokiste“ sollte nach der Verteidigungsstrategie des Strafverteidigers zu bleiben, obwohl sie seit Beginn des Falles offen war und durch die Zwangsbe­ob­achtung durch Prof. Nedopil ohnehin präsent und sehr bedrängend für G.M.war. An der klaren, schon zwei Jahre lang bestehenden Feststellung von Dr. Wein­berger vorbei, der Mollath untersucht hatte, produzierte Prof. Nedopil kunstfehlerhaft dann, allein auf „Beobachtungen“ gestützt, seine verschwurbelte, indifferente Stellungnahme, aufgrund derer das Landgericht Regensburg Mollath dann nochmals u.a. den Makel einer Geistesstörung aufgedrückt hat.
    Diese Vorgehensweise, professionelle Gutachten von aner­kannten, wenngleich kritischen und dem Mainstream nicht zugehörigen Psychiater auszuschalten, trug zweifelsohne auch zu dem weiteren fragwürdigen Urteil dieses Wiederaufnahmeverfahrens bei. Wie hätte da G.M. zu Prof. Nedopil Vertrauen haben können?
    Herr Dr. Weinberger kommt das bleibende Verdienst zu, die Falschgutachten widerlegt und damit entscheidend zu der Freiheit und der Rehabilitation von Herrn Gustl Mollath beigetragen zu haben. Ihm gebührt Dank und Anerkennung!

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  2. gabrielewolff

    Es ist schon beeindruckend, gegen wieviele Feinde Sie hier ankämpfen. Es ist jedenfalls zu hoffen, daß Sie wenigstens gegen die verstorbenen gewinnen.

    Gegen die Erkenntnis, daß Homosexualität normal ist, jedenfalls in einem 5% jeglicher Gesellschaften, (das war schon im 19. Jahrhundert bekannt), werden Sie ja hoffentlich nichts haben. Ihr Artikel erscheint mir da nicht ganz klar.

    Weinberger: Besteht mit Frau Wolff bezüglich Homosexualität wie Putins Rußlands beinah Übereinstimmung – die Details auf ihrem Blog diskutieren wir nicht -, bleibt ihre lang über anderen Punkten gebotene Gegnerschaft (RB 1/13,7.2) um so bedauerlicher. Erheischt doch die sich zuspitzende Lage an Rußlands Grenzen ein Zusammenwirken derer, die Gefahr heute eher in den fortgesetzten westlichen Spitzen sehen

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