Zum folgenden Beitrag, auf den ein Link im Gabriele-Wolff-Blog verwies – zu Gustl Mollath hatte diese dort viele wertvolle juristische Beiträge eingestellt -, entspann sich in der Folge eine lebhafte Diskussion, bestückt zumeist von anonym bleibenden Antipsychiatern. (Genauere Abhandlungen dieses Themas durch Prof. Dieckhöfer von unserer Webseite – Rubrik „Wissenschaft“ – abrufbar). Gebriele Wolff, eine Schriftstellerin und Oberstaatsanwältin a.D. und, wie sich jetzt herausstellte, eine gläubige Freudianerin, hatte am 19.9.2013 begonnen, sich auf ihrem Blog über „Die Irrwege der Psychiatrie“ zu verbreiten. Von der Masse der Antipsychiater unterstützt, denen jede Psychiatrie, Psychopharmaka besonders, ein Gräuel sind, richtete sie jetzt ihr Spitze gegen mich/uns, die wir, Freud-kritisch, Opfer des Psychiatriemißbrauchs seit 40 Jahren verteidigten und jetzt Mollath begutachteten. Nur gut: Mit Wolffs Entgegnungen kam die Diskussion endlich an den Kern der Psycho-Flunkereien heran, wie sie auch im Fall Mollath liefen. Zuerst nun der ursprüngliche Text W.
Immer wieder wird die Wissenschaftlichkeit der Psycho-Fächer, Psychiatrie und Psychologie, in Abrede gestellt. In seinem Interview bei Beckmann in der ARD am 15.8.2013 verneinte sie auch Dr. Strate, Mollaths hoch engagierter, allseits respektierter Anwalt.
Prototyp von Wissenschaft und als solche unbezweifelt sind die Naturwissenschaften. Wissenschaftlich ist gewiß die Beschäftigung mit ihnen, die Naturgesetzen nachspürt, sie ans Licht menschlicher Erkenntnis und oft, leider keineswegs immer, zum Nutzen der Menschen bringt. Kenntnis solch gesetzlicher Abläufe ermöglicht gültige Aussagen, auch Vorhersagen.
Naturgesetzlich, wenn auch vom individuellen Erlebnishintergrund eingefärbt, verlaufen die schweren psychiatrischen, psychotischen und hirnorganisch begründeten oder substanzbedingten Erkrankungen. Sie in oft mühevoller Kleinarbeit beobachtet und beschrieben und damit eine weitgehend zuverlässige Diagnostik ermöglicht zu haben, ist das Verdienst vieler Pioniere der Seelenheilkunde. Andere fanden Mittel und Möglichkeiten, diese oft schweren, großes Leid verursachenden Krankheiten zu mildern, wenn nicht zu heilen, vielen der Kranken jedenfalls, sei es leider oft auch unter Inkaufnahme von Nebenwirkungen, ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Abwegig wär’s, dem Bemühen der Psychiater in Forschung und Praxis Wissenschaftlichkeit pauschal abzusprechen.
Wissenschaft wird fraglos auch in den Geisteswissenschaften betrieben, die beobachten, sammeln, vergleichen, gliedern und so wichtige Wissensgebiete aufbereiten, auch wenn sie dabei meist keine Naturgesetze zu Tage fördern. Gesetze deckt mitunter aber auch die Psychologie auf, die den Geisteswissenschaften, der Philosophie, entstammt. Daß Freude empfindet, wer etwas geschenkt bekommt, Trauer oder Zorn, wem ihm etwas genommen wird, ist auch ein Gesetz. Ähnlich gesetzmäßigen Abläufen im Seelenleben nachzuspüren und Störungen dieser Art abzuhelfen, ist gewiß psychologisch-wissenschaftlichen Bemühens wert. Gleichwohl ist wohl der größte Teil der Seelentätigkeit wissenschaftlich nicht erforscht, wahrscheinlich gar nicht erforschbar. Und das ist gut so: Anders gäbe es keine Freiheit, wäre der Mensch mit Haut und Haar und eben seiner Seele längst den Machthabern – Wissenschaftler stehen ihnen immer zu Diensten – ausgeliefert.
Nun beinhalten die Psycho-Fächer, auch die Psychiatrie, nicht in allen Bereichen reine Wissenschaft. Das tut ihnen auch keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Praxis dieser Fächer besteht zum großen Teil aus Einfühlung, Anmutung, menschlicher Zuwendung. Dies um so mehr, wo nicht die „schweren psychiatrischen, psychotischen, substanzbedingten oder hirnorganisch begründeten Erkrankungen“, sondern „gewöhnliche“ Ängste, Hemmungen, Kümmernisse des Alltagslebens Menschen Hilfe suchen lassen. Solche „Störungen“ unterliegen keinem naturgesetzlichem Krankheitsverlauf, liegen eher in der Variationsbreite menschlicher „Normalität“, klingen unter den Wechselfällen des Lebens oft auch spontan ab, erfordern aber Behandlung, vorwiegend psychotherapeutische, wo sie, Eigendynamik entfaltend, menschliches Leben einschränken, Leben vergällen, ja es bedrohen. Weil da so viel Hilfsbedarf besteht, ist’s gut, daß Psychotherapie, die als Therapie natürlich Bestandteil der Psychiatrie ist, unabhängig von ihr heute auch von Psychologen angeboten wird. Nur lassen sich aus solcher Behandlung kaum spezifische, wissenschaftlich begründete Aussagen über die Menschennatur ableiten, auch wenn Krankenkassen aus verwaltungstechnischen Gründen solche fordern. Hier steht ja kein (natur-) gesetzlich ablaufendes Krankheitsgeschehen zur Beobachtung und Behandlung an. Von hier lassen sich so auch bei Gericht kaum wissenschaftlich begründete Prognosen ableiten.
Die Wissenschaftlichkeit der Psycho-Fächer zur Gänze zu verneinen, ist ebenso abwegig, wie es die Beanspruchung von Wissenschaftlichkeit für alle ihre Aussagen wäre. Bei einer Überbetonung des Wissenschaftlichen bleiben das oft Wichtigste in ihnen, das nicht Meßbare, das menschlich berührende, Entwicklung anstoßende Wort unbeachtet. Wenn umgekehrt als Wissenschaft auftritt, was wie im Fall Freud letztlich persönliche Anmutungen oder Einsichten, Mutmaßungen oder Hypothesen sind, wird es noch gefährlicher. Durch sein Charisma und sein großes schriftstellerisches Talent verstand es Freud, für seine Hypothesen in allen Lagern, nicht zuletzt bei Ärzten, Juristen, Journalisten und Politikern Gefolgschaft zu finden und diese half ihm, „wissenschaftliche“ Anerkennung zu finden. Manches hat an ihm gewiß Bestand. Gleichwohl kam Freud über Pseudowissenschaft nie hinaus.[1]
Oft genug wird Wissenschaftlichkeit auch allein qua Amtes, qua Ordinarien-Status etwa, in Anspruch genommen und als höchster Trumpf ausgespielt. Daß unsere Politiker „Psycho-Wissenschaftler“, ehrliche wie krumme, fördern und unsere Ordinarien da die Nase vorn haben, ist erklärlich. Je weiter Psycho-„Kompetenz“ greift – pseudowissenschaftliche greift am weitesten -, desto leichter können sie, Politiker jeglicher Couleur, Unbotmäßige mit „Psycho-Gutachten“ erledigen. Dazu hat die deutsche Bundesregierung Anfang der 1970er Jahre mit entsprechend sortierten „Sachverständigen“ das Bubenstück der Psychiatrie-Enquête veranstaltet. Und die Ärzteschaft hat mit der Einrichtung des Zusatztitels „Psychoanalyse“ ein von Anfang an fragwürdiges, teilweise gar absurdes Glaubensgebäude als Heilmittel in die Therapeutik eingeführt.[2] Phantasterei wurde in der Heilkunde so aufs Podest der Ehrsamkeit gehoben. Die Wurzeln der Psycho-Skandale, die jetzt sichtbar wurden, reichen weit zurück.
In THE GUARDIAN vom 19.9.2013, dem britischen Blatt, das über der Snowden-Affaire kürzlich unerhörten Druck „von oben“ abbekam, behandelte Henry Gee, Herausgeber des angesehenen Wissenschaftsmagazins NATURE, die „Wissenschaft – Die Religion, die nicht hinterfragt werden darf – Science: the religion that must not be questioned“. Gern werde uns „von Leuten, die es eigentlich besser wissen sollten, eingeredet, Wissenschaft sei eine Einbahnstraße zu stetem Fortschritt“. Damit könnten diese Leute leichter noch als Politiker „Ziele in die Gesetzgebung einbringen, deren wissenschaftliche Fundierung dahin steht“. Diejenigen, „die Wissenschaftler sind oder vorgeben, es zu sein, klammern sich an eine Art religiöser Autorität. Wie aber jeder schon fand, der Religion zu kommentieren versuchte, gibt es da so etwas wie Kritik nicht, sondern nur Blasphemie.“
Hier also Kritik an falsch beanspruchter, mißbrauchter Wissenschaftlichkeit, die weit über Freud hinausgeht, besonders aber für die Psycho-Fächer gilt. Falsche Ansprüche auf Wissenschaftlichkeit haben in ihnen insbesondere hierzulande Konjunktur. Nur „wissenschaftlich fundiertes Behandeln“ wird von den Krankenkassen ja bezahlt. Nur solches verspricht Einfluß und Einkommen. Mit “Wissenschaftlichkeit“ reist niemand erfolgreicher und bequemer als die seelen(heil)kundliche „crème de la crème“.
Daß, wie und warum die Medien in Deutschland, vordem schon in Amerika auf solche (Pseudo-)Wissenschaftlichkeit, auf Freud und Co. hereingefallen sind, ist schwerer erklärlich. Manche machen dafür den „Sex-Appeal“ der Lehren, manche die Taktik der Freudianer verantwortlich. Eine Erklärung könnte auch sein, daß die Medien allen Beteuerungen zum Trotz hierzulande doch von den Mächtigen abhängig sind. Daß wir als einzige im Land dem Trend über Jahrzehnte Paroli boten, dürfte der Hauptgrund sein, daß die Medien uns bis hin zur freiheiteröffnenden Begutachtung Mollaths totschwiegen oder herunterisssen.
Einzelne Unterstützer haben, unter sich auch zerstritten, im Fall Mollath den Anfang gemacht, einer verbreiteten, auf falschen Annahmen beruhenden, staatlich besiegelten Meinung den Boden zu entziehen. Möge es gelingen, fortbestehende falsche Annahmen weiter aufzulösen, auf daß anderen ein Mollath-Schicksal erspart bleibt und die derzeit noch bestehende Gefährlichkeit der Psycho-Fächer endet.
Nachtrag: Zu vorstehenden Text liefen auf dem Gabriele-Wolff-Blog aus dem Lager der Antipsychiater viele gegnerische Kommentare ein – einige konziliante waren auch dabei -, am 1.10.2013 gar auf unserer Site in solcher Masse, so viel altes Stroh dreschend und mehrfach so ins Schmähende abgleitend, daß wir ihre Freischaltung zurücknahmen. An sich ist uns an breitem Meinungsaustausch gelegen. Zivilisierte Formen aber sind Voraussetzung. Die Ausfühungen Wollfs kommentierten wir jedenfalls umgehend. Nach der weiteren Zuspitzung der Diskussion auf ihrer Seite waren unsererseits Ergänzungen nötig.
Hier jetzt der Kommentar von Gabriele Wolff in ihren Blog am 27.9.2013,
unsererseits abschnittsweise ergänzt mit kritischen Anmerkungen, ihre Feststellungen einschließlich ihrer Zitate kursiv, unsere Anmerkungen in geraden Lettern eingerückt.
Wolff: Ich habe diesen (obigen) Text jetzt gelesen und kann ihm keine wissenschaftliche Substanz entnehmen:
Naturgesetzlich, wenn auch vom individuellen Erlebnishintergrund eingefärbt, verlaufen die schweren psychiatrischen, psychotischen und hirnorganisch begründeten oder substanzbedingten Erkrankungen. Sie in oft mühevoller Kleinarbeit beobachtet und beschrieben und damit eine weitgehend zuverlässige Diagnostik ermöglicht zu haben, ist das Verdienst vieler Pioniere der Seelenheilkunde. Andere fanden Mittel und Möglichkeiten, diese oft schweren, großes Leid verursachenden Krankheiten zu mildern, wenn nicht zu heilen, vielen der Kranken jedenfalls, sei es leider oft auch unter Inkaufnahme von Nebenwirkungen, ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Abwegig wär’s, dem Bemühen der Psychiater in Forschung und Praxis Wissenschaftlichkeit pauschal abzusprechen.
http://www.psychiatrie-und-ethik.de/wpgepde/zur-wissenschaftlichkeit-der-psycho-faecher/
Welche psychischen Krankheiten sind demnach „hirnorganisch begründet“? Welche Beweise existieren für diese These? Daß Drogen und Medikamente (die ja auch nur Drogen sind) psychische Verwirrtheit hervorrufen, auch Anästhesie nach Operationen, ist bekannt. Und was hat das „Leben in Freiheit“ mit Wissenschaft zu tun, wenn doch die Wegsperrung gesellschaftlich-politisch bedingt ist? Und die „Inkaufnahme von Nebenwirkungen“ bedeutet, symptomfreie Zombies zu erzeugen, die man in betreuten Wohnformen unterbringen muß und die nie mehr Teilhabe am Leben haben? „Heilung“ im ärztlichen Sinn sieht anders aus.
OSTA a.D. Wolff hat zur juristischen Durchleuchtung des Falles Mollath Wichtiges beigetragen und so viele Leser auf ihren Blog geholt. Was sie jetzt zu psychiatrischen Seite vortrug, ist wohl weniger gelungen. Wer keine Vorstellung hat, was „hirnorganische Krankheiten“ sind, sollte in einer psychiatrischen Diskussion wohl leiser treten. Mit „Drogen“ ist gemeinhin, mitunter verharmlosend, Rauschgift gemeint. Medikamente sind Heilmittel. Sie als Drogen zu bezeichnen, hat Geschmäckle. Das „Wegsperren“ hatte in Mollaths Fall wohl eine „gesellschaftlich-politische“ Note, war aber doch noch Ausnahme. OSTA a.D. Wolff setzt es als Regelfall. Gut wohl ihr „a.D.“ –„außer Dienst“. Wem hätte es sonst in ihrem (ehem.) Sprengel geheuer sein mögen? „Nebenwirkungen“ von Medikamenten sind in der Psychiatrie wie in anderen Fächern leider nicht selten. „Zombies“ erzeugen sie nicht.
Ansonsten ergeht sich der Artikel in irrationalem Freud-Bashing. Ein Affekt, der als „Vatermord“ wohlbekannt ist, denn einen größeren Denker als Freud gab es wohl nie. An ihm, der weit über das Seelenleben hinaus grundlegende Einsichten in die Entstehung von Religion, Kunst, Literatur, Mythos, Kreativität und Traum lieferte, arbeiten sich seit hundert Jahren und auch noch heute viele ab. Seinen Rang, auch schriftstellerisch, erreichen sie nie – weshalb auch gerade seine Fähigkeit als Autor beschmuddelt wird. Tatsächlich bestätigt gerade die Hirnforschung (die er liebend gern betrieben hätte, was damals allerdings nicht möglich war) seine grundlegenden Findungen: die frühkindliche Amnesie, die Existenz des Unterbewußten, die das Ich nicht „Herr im eigenen Haus“ sein läßt…
„Freud-Bashing“ wie „Vatermord“ gehören zu den Stereotypien, mit denen Freud-Jünger/innen Kritik gern kontern. Von ihrem Meister haben sie gelernt, dass jeder seinen Vater töten und mit seiner Mutter schlafen will. Also plappern sie den Unsinn nach – um ’68 stand er hoch im Kurs – und unterstellen ihn vor allem ihren Kritikern. Wie, muß man fragen, kann Wolff Schuld erkennen, konnte sie Delikte zur Anklage bringen, wenn nach ihrer Freud-getreuen Überzeugung der Mensch “nicht Herr im eigenen Haus“, d.h. von einem (nie näher bestimmten, näher bestimmbaren) “Unbewußten” (“fremd”-)bestimmt ist? Wolffs „größter Denker“ aller Zeiten entmündigte den Menschen nicht nur. Selbst vielen seiner Jünger hängte er, wenn ja Kritik wagend, darüber hinaus gleich eine Geisteskrankheit an. Von Anfang an war sein Wirken von der Lüge durchsetzt. Schon in seinen Schriften über das Kokain (1884 /85) log er schwarz auf weiß (vgl. H. Israels, Der Fall Freud – Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge). In seinem ersten “Psychotherapie-Buch”, den „Studien über Hysterie“ (1895) gaukelte er (mit Breuer zusammen) Erfolge vor, die es nie gab. All seine „großen“ Fälle endeten kläglich, wenn nicht in Desastern. Die Hirnforschung zeigt wohl eine Wirkung der Psychotherapie, nicht aber eine spezifische der Psychoanalyse. Freuds „Fähigkeit als Autor beschmuddelt“ hat niemand. Ich habe sie ausdrücklich anerkannt.
Weinberger zu Freud:
Wenn umgekehrt als Wissenschaft auftritt, was wie im Fall Freud letztlich persönliche Anmutungen oder Einsichten, Mutmaßungen oder Hypothesen sind, wird es noch gefährlicher. Durch sein Charisma und sein großes schriftstellerisches Talent verstand es Freud, für seine Hypothesen in allen Lagern, nicht zuletzt bei Ärzten, Juristen, Journalisten und Politikern Gefolgschaft zu finden und diese half ihm, „wissenschaftliche“ Anerkennung zu finden. Manches hat an ihm gewiß Bestand. Gleichwohl kam Freud über Pseudowissenschaft nie hinaus.[1]
[1] Auf diesen Beitrag richten u.U. einige Besucher des Gabriele-Wolff-Blogs einige Aufmerksamkeit. Deshalb speziell an sie gerichtet: Das Thema Freud kann ich hier nur anreißen. Eine Kluft fast religiöser Dimension zwischen Anhänger(inne)n und Kritikern geht da durch alle Lager. Daß Frau Wolff, die sich als Freudianerin bekennt, dennoch (wohl mitunter zähneknirschend) die jetzt begonnene Diskussion auf ihrem viel beachteten Blog ermöglicht, für diese Größe gebührt ihr Dank. Wie sie richtig auch vermerkt, wurde mein nach Art der Kunst erstelltes Gutachten im Mai 2011 gemeinsam vom Bayreuther Vollstreckungsrichter Kahler und vom Amtsgutachter Pfäfflin hinter geschlossenen Türen als „sarkastische Parodie“ eines Gutachtens verrissen. Mollath musste weiter ausharren. Aber das Gutachten ermöglichte seinem Unterstützerkreis und dann den Medien und schließlich einem fähigen Rechtsanwalt und schlußendlich einer unübersehbaren Zahl Menschen im ganzen Land, die Stimme für Mollath zu erheben. Und zehn Tage, nachdem ich es und mit ihm Mollath auf dem Nürnberger Kornmarkt öffentlich verteidigen konnte, kam dieser frei.
[2] Wesentlich zur Entzauberung Freuds hat fraglos auch die Entwicklung der Verhaltenstherapie durch die akademische Psychologie beigetragen. Sie war anfangs reichlich simpel und verschreckte damit viele. Sie weist auch heute noch genügend Überziehungen auf, wies aber der Psychotherapie dennoch in eine rational begründete, überprüfbare und damit zukunftsträchtige Richtung. Weithin hat sie, ihre sog. “Dritte Welle”, etwa in Amerika die Psychoanalyse schon verdrängt.
Ich glaube schon, daß Dr. Weinberger damit eine Selbstdarstellung gelungen ist. Einem Realitätstest hält sie allerdings nicht stand. Es ist allein juristischen Bemühungen zu verdanken, daß die Wiederaufnahme angeordnet und durch das BVerfG die Verfassungswidrigkeit der Unterbringung seit 2011 festgestellt wurde. Für keine der beiden Entscheidungen spielte Dr. Weinbergers Gutachten eine Rolle. Ich kann bestätigen, daß mein Engagement ganz gewiß nicht auf seinem objektiv irrelevanten Gutachten beruht, sondern auf den zutagegetretenen Fakten.
RA Th. Saschenbrecker, Justitiar der GEP, schrieb am 6.9.2013 dazu:
Sehr geehrter Herr Dr. Weinberger,
ich bin sehr froh, dass Sie vom Verfassungsgericht namentlich als der wesentliche Gutachter genannt sind. Normalerweise sind die nicht so direkt und schwärzen die Namen! Es lohnt sich, dass wir uns hier weiter einsetzen, auch wenn manche bedauerlicherweise nicht so mitziehen.
Grüße Saschenbrecker[3]
Natürlich hat der Erfolg viele Väter und Mütter. Aber mein lege artis kurzfristig erstelltes Gutachten war es, das Mollath gegen mächtige andere Stimmen als gesund und ungefährlich befand, was heute allgemeine Ansicht ist. Da mag mein Gutachten herunterreißen, wer mag, Richter Kahler, Frau Lakotta vom Spiegel, Ministerin Merk, Frau Wolff oder wer immer.
Nicht einmal in seinem wissenschaftlich genauso angreifbarem wie den vorangegangenen Mollath-Gutachten konnte er von seinem privaten Steckenpferd lassen:
Ein „privates Steckenpferd“ war und ist eher die Psychoanalyse, die von Freud und seinem Clan mit Raffinesse in den Rang einer Wissenschaft gehoben wurde und inzwischen international von vielen hochkarätigen Gelehrten[4] bis ins Detail als Pseudowissenschaft entzaubert worden ist. Als einer der ersten bezog Karl Jaspers gegen „Marxismus, die Psychoanalyse und die Rassentheorie“ (den Nazismus)[5] in gleicher Weise Stellung. Eine ähnliche „Verschleierung des Menschen“ sah er in ihnen. In Deutschland ist von all der umfänglichen Freud-Kritik übersetzt freilich wenig auf den Markt gekommen. Das erlaubt jedoch niemandem, die Realität nicht wahrzunehmen oder sie auf den Kopf zu stellen.
Mitunter kommt die Frage auf: Braucht es denn im Kampf gegen Psychiatriemißbräuche die Auseinandersetzung um Freud? Antwort: Ja, es braucht sie einmal, weil wir hierzulande nicht hinter internationalem Wissensstand zurückbleiben müssen, zum anderen weil niemand eine menschenrechtliche Herausforderung benützen darf, Schwindel zu stützen, und schließlich, weil im nicht seltenen Fall des Versagens einer Psychoanalyse (s. RB 2/07,6.6) niemand der Verzweiflung anheim fallen soll, er/sie sei ein hoffnungsloser Fall, weil „die beste, anerkannte“ der Psychotherapien ihm/ihr nichts nützte. Vor allem aber bleibt die Psychiatrie, solange Freud in ihr spukt, ein fruchtbarer Schoß, neue phantastische Diagnosen und Therapiekonzepte hervorzubringen und sie gegebenenfalls Unliebsamen wie Mollath protzig aufzudrücken.
4 die Psychoanalyse, die Pfäfflin als Zusatzbezeichnung auch herausstellt, ist zwar von deutschen Ärztekammern anerkannt, gilt in englischsprachigen Ländern heute aber weithin als Schwindelwissenschaft – vgl. Joel Paris, The Fall of an lcon, University Press of Toronto, 2005 oder E. Fuller Torrey Freudian Fraud, HarpinCollins, 1992
http://www.strate.net/de/dokumentation/Mollath-Gutachten-Weinberger-2011-04-30.pdf#page=15
Heute sind die „wissenschaftlichen“ Flunkereien Freuds über die genannten Autoren hinaus in vielen weiteren Details ausgewiesen. Vielleicht aus Sühne für frühere Bücherverbrennunen (1935) werden sie hierzulande nur nicht zur Kenntis genommen. Hier geht’s halt von einem Extrem ins andere. Die Ehre des Namens Freud rettet Freuds Enkelin Sophie, die ihren Großvater zusammen mit anderen Psycho-Gurus wie C.G. Jung zu den „falschen Propheten“ zählt, die Verwirrung, ja Unheil über die Menschheit brachten
Verhaltenstherapie –pfft. Die wirkt bei neurotischen Zwangshandlungen und umgrenzten Phobien, aber doch nicht im Bereich des tatsächlichen Leids und der krankheitswertigen Störung. Ich werde den Verdacht nicht los, daß auf dem Rücken von Gustl Mollath vielfach eine ganz eigene Agenda durchgezogen.
Für die VT habe ich nur insoweit gesprochen, als sie zumindest rational nachvollziehbare Methoden übt und halbwegs nachprüfbare Ergebnisse liefert. Was, wo und wie in der Seelenheilkunde therapeutisch angebracht ist, sollte die Juristin Wolff aber besser Zuständigen überlassen. Daß und wie sie da einen langjährig tätigen Psychiater-Psychotherapeuten zu belehren sucht, stimmt heiter.
Seit ich in jungen Jahren[6], also seit Anfang der 1970er, den Kampf für eine redliche psychiatrische Wissenschaft und Praxis aufnahm[7], ging ich die drei da ätzenden Herausforderungen mit gleicher Entschiedenheit an, die (damals aus der Sowjetunion bekannt gewordenen) Psychiatriemißbräuche, die „Reform“ des Faches, die es staatlichem Diktat weiter auslieferte, und die Psychoanalyse, die sich mit frechen Vorspiegelungen anschickte, ihre wissenschaftlich ungedeckten Ansprüche in der Seelenheilkunde und darüber hinaus in der Gesellschaft durchzudrücken. Ich betrieb über die Jahrzehnte immer die gleiche Agenda. Und der Einsatz für Mollath erfolgte, weil er in der Logik und der Konsequenz jahrzehntelang geübter Bemühungen lag. Und er war erfolgreich, weil er nach vielerorts und immer wieder erfahrenen Widerständen gut gehärtet war. Weil aber die Medien ähnlich wie Wolff hinter Freud stehen (müssen), deshalb schweigen sie uns tot.
Der Jammer ist gewiß, daß ähnliches Zeug, wie es Gabriele Wolff jetzt auf ihren Blog gestellt hat – ihre juristischen Ausführungen schätzte ich außerordentlich -, 1975 von hochgestellten Psychiatern, Psychotherapeuten (vom Schlage Kröbers, Pfäfflins & Co.) auch in den Enquête-Bericht gepackt worden ist, in die „Unterrichtung durch die Bundesregierung“, den „Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland – Zur psychiatrischen und psychotherapeutisch /psychosomatischen Verssorgung der Bevölkerung“ (Bundestagsdrucksachen 7/4200 und 7/4201), manche ohnedies laufende Veränderungen beförderte, aber auch manches Unheil stiftete, der Fall Molllath einer der Auswüchse daraus.
Nicht unwesentlich von der Psychoanalyse ausgehend, ergriff um 1968 in einigen Regionen eine Art Massenhysterie nicht nur von den Studenten Besitz. In englischsprachigen Ländern ist die Psychoanalyse heute im Abklingen. Hierzulande treibt sie viele noch um. Viele verdienen ja an ihr. Einige nützliche Begriffe, die Bestand haben, hat Freud tatsächlich beigetragen. Wegen Massenhysterie mit ihren Ausläufern kam auch noch niemand ins Irrenhaus. Zur Wissenschaftlichkeit der Psycho-Fächer wollten wir keine endlose, haarspalterische Debatte beginnen. Die ist auf dem Wolff-Blog zu haben. Wir wollten nur darlegen, was von dem Thema für die Praxis wichtig ist.
Endnoten:
[1] Speziell an die Besucher vom Gabriele-Wolff-Blog waren die folgenden Bemerkungen gerichtet: Das Thema Freud kann ich hier nur anreißen. Eine Kluft fast religiöser Dimension zwischen Anhänger(inne)n und Kritikern geht da durch alle Lager. Daß Frau Wolff, die sich als Freudianerin bekennt, dennoch (wohl mitunter zähneknirschend) die jetzt begonnene Diskussion auf ihrem viel beachteten Blog ermöglicht, für diese Größe gebührt ihr Dank. Wie sie richtig auch vermerkt, wurde mein nach Art der Kunst erstelltes Gutachten im Mai 2011 gemeinsam vom Bayreuther Vollstreckungsrichter Kahler und vom Amtsgutachter Pfäfflin hinter geschlossenen Türen als „sarkastische Parodie“ eines Gutachtens verrissen. Mollath musste weiter ausharren. Aber das Gutachten ermöglichte seinem Unterstützerkreis und dann den Medien und schließlich einem fähigen Rechtsanwalt und schlußendlich einer unübersehbaren Zahl Menschen im ganzen Land, die Stimme für Mollath zu erheben. Und zehn Tage, nachdem ich es und mit ihm Mollath auf dem Nürnberger Kornmarkt öffentlich verteidigen konnte, kam dieser frei.
[2] Wesentlich zur Entzauberung Freuds hat fraglos auch die Entwicklung der Verhaltenstherapie durch die akademische Psychologie beigetragen. Sie war anfangs reichlich simpel und verschreckte damit viele. Sie weist auch heute noch genügend Überziehungen auf, wies aber der Psychotherapie dennoch in eine rational begründete, überprüfbare und damit zukunftsträchtige Richtung. Weithin hat sie, ihre sog. “Dritte Welle”, etwa in Amerika die Psychoanalyse schon verdrängt.
[3] Ein Kommentator, H. Euler, fragte auf Wolffs Blog, warum „von vermutlich einigen tausenden Psychiatern … die Wut, die sich wegen der Praxis der Medikamentenvergabe gebildet hat“ und die Wolff für ihre Freud-Agenda nützt, zwei Ärzte alleine schultern müssten.
[4] Um nur einige der aktuellsten zu nennen: J. Bénesteau, M. Borch-Jacobsen, F. Cioffi, F. Crews, H. Ellenberger, A. Esterson, A. Grünbaum, H. Israels, M. Macmillan, M. Scharnberg, R. Webster, R. Wilcocks u.v.a., einige von ihnen mit dem von uns mitbegründeten Internationalen Netzwerk der Freud-Kritiker (INFC) verbunden. Auf deutscher Seite seien H. Selg und D. Zimmer nicht vergessen. Letzterer scheint über seiner TV-Karriere freilich, was Freud betrifft, kalte Füße bekommen zu haben.
[5] Jaspers K., Die geistige Situation der Zeit (1931)
[6] Als Student schon sprang mich Anfang der 1960er Jahre die in dem Fach lauernden ethische Herausforderungen an. Ich besorgte mir A. Mitscherlichs damals schwer erhältliches Buch „Medizin ohne Menschlichkeit“ und schwor mir, nicht zu rasten noch zu ruhen, sollten sich hier erneut Verbrechen in dem Fach breit machen.
[7] Damals viele Publikationen Weinbergers u.a. im Deutschen Ärzteblatt (DÄ), gleichermaßen
– zum Psychiatriemißbrauch: Qui tacet consentire videtur, Spektrum der Psychiatrie und Nervenheilkunde 2/1973
– zur Psychiatrie-Reform: Soziale oder sozialisierte Psychiatrie? DÄ 38/1972; Achillesferse Psychiatrie oder: Der Countdown einer Sozialisierung, DÄ 50/1973 sowie 23/74;
– zur Psychoanalyse: „Seelenkundliches“, DÄ 46/1; Vom „Fach“ und „Facharzt“ für Psychotherapie, DÄ 40/1975 sowie DÄ 47/76;
– zu allen drei Gebieten wie zur Kulturrevolution allgemein dazu: Die Psychiatrie auf dem Deutschen Ärztetag 1974, MÄA 36/74; Um die Schlüssel zum Bewußtsein der Zeit – Rede zum 80. Deutschen Ärztetag 1977, MÄA 26/77; Zeitenwende in der Medizin?, DÄ 8/85 Die Freudianer leisteten stets den verbissensten Widerstand.
Dr. Weinberger
Die einzig ernst zu nehmende „Entdeckung“ von Freud war die Entdeckung des Primär- und Sekundärprozesse. Kernberg nennt ersteres konkretistisches Denken, Kahneman: „schnelles, langsames Denken.“ LeDoux grüsst an selbiger Stelle: „high and low road.“
Therapie des 21. Jahrhunderts.
http://www.youtube.com/watch?v=nrRGbdS_gSw
Schmunzeln erlaubt.
Sophie Freud. Verwirrte Psychologen. Deutschlands neue Hitler? Tell it simple.
http://citisite.wordpress.com/schizophrene-psychologen/
Gruss an Klaus Schlagmann: „Kernie hat Neuroscience in sein BPS-Buch aufgenommen!“
Dr. Weinberger bzw. Freud ins Deutsche übersetzt. Fight, Flight: Wolff / Weinberger / Opa.
http://citisite.wordpress.com/dr-weinberger-sophie-freud-oberstaatsanwaltin-wolff-dora-ida-bauer/
Interpersonal Neurobiologie sind 12 „Wissenschaften“. Wohl bekomm’s.
🙂
Ich formuliere es mal zum Nachdenken provozierend:
All jene, die den Naturwissenschaften – „Prototyp der Wissenschaft“ – ein solideres (von den Menschen zugemessen) wissenschaftlicheres Gewicht einräumen wollen, um den Wissenschaftswert von Geisteswissenschaften degradieren zu können – (um nicht zugeben zu müssen, dass sie ein Werkzeug nicht recht benutzen und darum den Nutzen nicht recht einzuordnen fähig sind) – sollten doch vorher einmal den Grund aufsuchen, ob es wirklich an den unterschiedlichen (geisteswissenschaftlich/naturwissenschaftlichen) menschlichen Methoden liegt, oder doch mehr an der Eindeutigkeit, Ab-Wägbarkeit, Messbarkeit der zu untersuchenden Objekte.
Was die Wissenschaftskritik angeht, so ist sie bereits publik und unbeachtet – von kaum jemanden als (DIE) historische Antwort(!) verstanden – aktuell, prominent und adäquat im Deutschen Bundestag ausgesprochen worden: (Historisch betrachtet unmittelbar nach Adolf) vom deutschen Papst, Benedikt, dem XVI.
Und man sollte so streng sein: Wie hier Psyche auf psychische Vorgänge, auf bloß äußere Erscheinungsformen reduziert wird, ist der inner-menschliche Anteil an Psyche, also menschlich grundbedingtes Sein, Menschliches, bereits ‚getötet‘.
Und dies gilt für jede Verarmung von Wissen, um menschliche Erkenntnis(-fähigkeit).
Wer Natur-Gesetze höher oder solider bewertet als geistige Erkenntnis, hat nicht begriffen, dass Naturgesetze ohne menschliches, geistiges (‚geisteswissenschaftliche‘) Erkenntnisvermögen gar nicht als solche existieren, noch begriffen, noch Nutzen, noch Sinn haben. Wer glaubt mit Naturwissenschaft den Boden von Geisteswissenschaften entziehen zu können sägt sich selbst den Ast ab, auf dem Natur begriffen werden kann.
Höher als Naturgesetze sollte jedem einsichtig-vernünftigen Menschen die bloße Möglichkeit der Erkenntnis, als ein menschliches Vermögen ein Bezugsetzen vom Menschen aus auf die Natur sinngebend leisten zu können.
Und von daher, Herr Ratzinger hat es knapper und besser formuliert, krankt jedes menschen-grundlagen-verachtendes Denken, welches die menschliche Grundlage des Erkennens, den Menschen, verleugnet, immer daran, das Menschlich dann tatsächlich zu übergehen und nicht adäquat wertzuschätzen.
Zuletzt: obgleich das Erkenntnisvermögen (‚apriori‘) menschlich ist, sind wir nicht derart mit unserem Willen und unserer Erkenntnisfähigkeit Herr im eigenen ‚Erkenntnishaus‘, als dass wir es durch Wille und Mühe adäquat nachkonstruieren und ersetzen könnten – weswegen sich jede Absolutheit von Erkenntnis über den Menschen verbieten sollte.
Möge die Diskussion von hier aus, fruchtbarere Wege gehen.
Ähnlich wie auf anderen Blogs, insbesondere dem von Gabriele Wolff, kamen zu obigem Ursprungstext so viele Kommentare unterschiedlichen Formats, dass wir sie stoppten. Wir wollen Orientierung bieten, keinen „Markt der Möglichkeiten“. Vorstehenden, offensichtlich aus katholischer Quelle kommenden Kommentar aber schalten wir frei, weil das da berührte Thema der metaphysischen Seele tatsächlich bei uns zu kurz gekommen ist.
Der Kommentator beklagt die Reduktion von „Psyche … auf bloße äußere Erscheinungsformen“ und lastet sie ausgerechnet uns an. Uns unterstellt er auch, wir wollten den Geisteswissenschaften den „Boden entziehen“. Dabei haben wir ausdrücklich ihr Recht anerkannt. Freuds Pseudowissenschaft ist eine Herausforderung für sie nicht minder.
Daß aber die „psychischen Vorgänge„, (gewiß mehr als) „bloße äußere Erscheinungsformen“ ein Recht haben, für sich sauber abgehandelt zu werden und ihre Verquickung mit anderen, etwa den Glaubensbereichen der Transzendenz eher da Verwirrung bringt, steht außer Frage. Besagte Sphären – wer möchte ihren Wert verkennen? – liegen jenseits dessen, liegen für viele über dem, was Psychiatrie und Psychologie behandeln.
Merkwürdig nur, dass der wohl katholische Kommentator Erweiterungen menschlicher Erkenntnis ausgerechnet bei dem sucht, der doch der strikteste Atheist war, Freud. Muß man heute gar Kirchenleuten raten, mehr an die Allmacht Gottes zu glauben als an die der „Tiefenpsychologie“? Leicht könnte es sonst erneut passieren, daß etwa ein homophiler Priester von seinem hoch gelehrten Erzbischof vertrauensvoll in psychotherapeutische Behandlung geschickt, bald danach aber in der Hl. Messe wieder als Kinderschänder ausgerufen wird. Daß die Kirche die „Aufarbeitung“ der entsprechenden Skandale insgesamt in die Hände der Professoren Kröber, Pfäfflin und dergleichen legte, macht sie auch nicht gewichtiger.
Sicher aber tat die Kirche immer gut daran, dass sie ihre Lehren den Menschen als Glaube und nicht (hochstaplerisch, betrügerisch wie Freud die seinen) als Wissenschaft anbot.
Pingback: Post von Dr. Weinberger | opablog