Früher schon wiedergegebene Aussagen

Einige früher schon wiedergegebene Aussagen sind es wert, auf Dauer festgehalten zu werden, so

Prof. Igor Schafarewitsch,russischer Mathematiker,ein Freund Andrej Sacharows, in einem Aufruf vom 14.05.1978 anläßlich der Verhaftung des jüdischen Bürgerrechtlers Alexander Podrabinek, der gegen die damals in seinem Land verbreitete Psychiatri­sierung Oppositioneller, ihre Internierung und Behandlung als Geistes­kranke, nachdrücklich protestierte – seine Worte standen bereits in unserem Rundbrief 3/78:

Wenn man im Menschen nichts anderes sieht als eine Mischung von sozialen oder biologischen Kräften, dann verlieren die Konzepte von Schuld und Strafe jede Be­deu­­tung, so wie sie bedeutungslos sind, wenn sie gegen eine Maschine angewandt werden. So wie ein kaputter Computer nicht vor Gericht gestellt und nicht bestraft, sondern repariert wird, so ist es „notwendig“, eine Person zu reparieren, die aufhört nach dem offiziellen Programm zu funktionieren. Für exakt diesen Zweck gibt es psychiatrische Spezialkrankenhäuser.

Diese Schlußfolgerung ist so unausweichlich, daß schon ein Früh-Materialist wie Weitling, ein Vorläufer und Lehrer von Marx, das Bild einer Zukunftsgesellschaft „von Freiheit und Harmonie“ gemalt hat, in der es keine Gerichtsverfahren und keine Prozesse mehr gäbe, in der vielmehr alle „von schlechten Leidenschaften Besessenen“ in Hospitäler gesteckt und die „Unheilbaren“ auf speziellen Insel-Kolonien festgehalten würden. Dies eine typische, von einem schlimmen Phantasten geträumte Utopie. Um wieviel schauriger ist die Utopie, die das reale Leben ge­schaf­fen hat? Im (noch kleinen) Modell zeigt sie uns, was uns in nicht zu ferner Zukunft erwartet.

Eine Kostprobe davon ist gegeben, wenn Psychiater zwangseingewiesenen „Patien­ten“ in offensichtlich aller Ernsthaftigkeit erklären, daß ihre religiösen Glaubens­überzeugungen oder ihre kritischen Haltungen dem Leben gegenüber, ihr „Mangel an sozialer Anpassung,“ wie die Ärzte sagen, ein klares Symptom geistiger Er­kran­kung seien.

Die Weltanschauung, von der solche Ansicht stammt, ist nicht in Rußland geboren – sie wuchs und trieb Blüten auf westlichem Boden. Aus diesem Grund bin ich sicher, daß auch der Westen von der gleichen Gefahr bedroht ist, wenn vielleicht auch in anderer Weise – von der Perfektion der Techniken zur Mani­pulation des Denkens, von der Veränderung des Menschen in ein „eindimen­sionales“ Wesen, das seiner inneren Freiheit beraubt ist…

 

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