Ödipuskomplex als Beleidigung des Geistes …

Der „Ödpuskomplex“ als systematische Beleidigung des Geistes und der Seele
Fester Bestandteil einer alten Zersetzungsstrategie?

Kurzfassung – Genaue Quellenangaben in der Langfassung: http://www.oedipus-online.de/Oedipus_Zepf.pdf.)

Bis an sein Lebensende tut Sigmund Freud so, als hielte er seine Erfindung des Ödipuskomplexes für eine geistige Großtat und epochale Entdeckung: Jeder Junge wolle im Alter zwischen 2 und 8 Jahren mit seiner Mutter eine sexuelle Beziehung eingehen, deshalb den Vater aus dem Weg räumen („positiver“ Ödipuskomplex). Gleichzeitig sei jeder Knabe von seinem „negativen“ Ödipuskomplex beherrscht, nämlich sich auch die sexuelle Beziehung zu seinen Vater zu wünschen und deshalb die Mutter aus dem Weg räumen zu wollen. [* Anmerkung: Dies ist eine weniger bekannte Sicht Freuds (in: „Das Ich und das Es“, 1923; GW XIII, S. 235-289): „Eingehende­re Untersuchung deckt zumeist den vollständigeren Ödipuskomplex auf, der ein zweifacher ist, ein positiver und ein negativer, abhängig von der ursprünglichen Bisexualität des Kindes, d.h. der Knabe hat nicht nur eine ambivalente Einstellung zum Vater und eine zärtliche Objektwahl für die Mutter, sondern er benimmt sich auch gleichzeitig wie ein Mädchen, er zeigt die zärtliche feminine Einstellung zum Vater und die ihr entsprechende eifersüchtig-feindselige gegen die Mutter. Dieses Eingreifen der Bisexualität macht es so schwer, die Verhältnisse der primitiven Objektwahlen und Identifizierungen zu durchschauen, und noch schwieriger, sie faßlich zu beschreiben.Anmerkung Ende *] Für die Mädchen gelte analog dasselbe.

Um die Konsequenzen dieses Konzeptes zu illustrieren: Otto Kernberg, ein berühmter Vertreter der Psychoanalyse, spricht z.B. von einer Frau, die an Depressionen litt, weil sie als Grundschülerin (unkonkret: „unter zehn Jahre alt“) der sexualisierten Gewalt ihres Vaters ausgesetzt war. Sie habe damals – so Kernbergs Verständnis – diese Situation „in typischer Weise … als einen sexuell erregenden Triumph über ihre Mutter“ erlebt. Um ihre Depressionen zu überwinden, müsse sie „ihre Schuld tolerieren“. Kernberg spricht hier auch von „ödipaler Schuld“.

Weil wohl in einer aufgeklärten Welt solche Opferbeschuldigung zunehmend schlechter ankommt, sieht sich die psychoanalytische Glaubensgemeinschaft offenbar genötigt, an der Theorie des alten Freud nachzubessern. So z.B. vier saarländische Autoren – Siegfried Zepf, Florian Daniel Zepf, Burkhard Ullrich & Dietmar Seel – in: „Ödipus und der Ödipuskomplex. Eine Revision.“ (2014, Psychosozial-Verlag, Gießen, 121 S). Bis auf Florian Daniel Zepf  sind sie sämtlich Mitglieder im „Saarländischen Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie e.V.“ (SIPP).

Freuds Bezugspunkt bei der Erfindung seines Komplexes ist das grandiose, zweieinhalbtausend Jahre alte Theaterstück „König Ödipus“ von Sophokles aus dem antiken Athen, der Wiege der Demokratie. Bei ihrer Zusammenfassung dieses höchst spannenden, klugen, überschaubaren Textes (Reclam-Heft von 63 Seiten) übergehen sie einfach zentrale Elemente der Erzählung, bedienen sich z.T. falscher Begriffe und geben z.T. einfachste Sachverhalte nicht korrekt wieder. [* Anmerkung: Einige Beispiele: „Ödipus besucht das von der Pest bedrohte Theben“ – er ist dort jedoch schon seit Jahren ein angesehener König! Man müsse „den Mörder des vormaligen Königs Laios finden und aus dem Land weisen“, so angeblich das Gebot des Orakels, damit die Pest verschwinde – und keine Erwähnung, dass dieses Orakel auch eine Sühne fordert, die „Tod mit Tod vergilt“; genau diese Sühne wird am Ende des Stückes vollzogen sein! Nach den vier Autoren lautet der Bericht des Ödipus an seine Mutter über den tödlichen Konflikt mit dem ihm unbekannten Vater am Dreiweg: „Auf der Flucht hätte er an der Scheide dreier Wanderwege einen Mann und einen seiner Begleiter erschlagen. Der andere sei geflohen.“ Nicht nur, dass es sich bei Sophokles um eine markante Scheide dreier „Wagenwege“ handelt, hier wird auch von einem Trupp von fünf Männern gesprochen. Auch äußert sich hier Ödipus eindeutig über seine (Fehl-)Wahrnehmung des Ausgangs dieses Streits: „… und ich erschlag sie alle.“ (Ein Mann aus dem Gefolge war entkommen, ohne dass Ödipus dies bemerkt hatte.) Gänzlich verwischt wird das hochdramatische Ende: Zuvor stand die Behauptung von Mutter Iokaste im Raum, Vater Laios habe seinen Sohn als Säugling aussetzen lassen; am Ende berichtet jedoch ein Zeugen glaubwürdig, dass er Ödipus als Säugling von dessen Mutter Iokaste erhalten habe mit dem Befehl, ihn zu vernichten. Iokaste ist hier also der Lüge überführt! Die Aussage des Kronzeugen wird von den Autoren jedoch unterschlagen; sie geben die Lüge der Iokaste als Wahrheit aus. Auch unterschlagen sie, dass Ödipus kurz darauf den bezeichnenden Impuls zeigt, seine Mutter zu töten – in der griechischen Mythologie nur denkbar, wenn die Mutter für den Tod des Vaters verantwortlich ist, wie auch in diesem hoch spannenden Drama um „König Ödipus“. (Ausführlich dazu in der Langfassung: http://www.oedipus-online.de/Oedipus_Zepf.pdf, S. 11-21.) Anmerkung Ende *] So können sie natürlich die klare Dynamik und die einzelnen Höhepunkte der ganzen Geschichte gar nicht verstehen. Und das ist keineswegs unerheblich: Schließlich geht es ja auch bei Menschen mit psychischen Störungen darum, dass deren Lebens- und Kranken-Geschichten verstanden werden!

Vorgeblich bemühen sich die vier Autoren um eine „Revision“ des Freudschen Konzeptes. Freud habe da, so geben sie zu Bedenken, etwas gewaltig missverstanden: Aufgrund eigener neurotischer Verstrickungen habe er es unterlassen, sich das Verhalten der Eltern genauer anzusehen. Tatsächlich ginge aber das Problem eigentlich von den Eltern aus. Hierzu legen die Vier nun nicht etwa empirische Studien und Beobachtungen vor, sondern beziehen sich – von jeglichem Verständnis der Originaltexte befreit – ganz auf diverse griechische Mythen-Bruchstücke, die die Abgründe von Elternfiguren belegen sollen. Das mythologische Material wird verfälscht und zurechtgebogen. Beispielsweise behaupten die Vier, dass Laios selbst als Kleinkind ausgesetzt worden sei, so, wie sein Sohn Ödipus. Dabei sind die antiken Quellen eindeutig: Danach ist Laios ziemlich genau 20 Jahre alt, als er von zwei Widersachern aus seiner Heimatstadt vertrieben wird. Oder: Der Vater von Iokaste habe sich das Leben genommen – das sei vermutlich ein Indiz dafür, dass er seiner Tochter sexualisierte Gewalt angetan habe. Dabei findet sich in den antiken Quellen nirgends ein Hinweis auf einen Inzest zwischen Iokaste und ihrem Vater. Und auch dessen Suizid ist freie Erfindung der Autoren, die – sich auf unzuverlässige moderne Quellen berufend – den Vater von Iokaste mit dessen gleichnamigen Enkelsohn verwechseln, der sich tatsächlich auf Geheiß eines Sehers das Leben genommen hatte. Derartig unbefangen werden also Schauergeschichten über Laios und Iokaste erfunden.

Die vier Autoren sind sich scheinbar gewiss, hier neue Abgründe der Menschheit enthüllen zu können, die die Welt erschüttern werden: Es seien nämlich an erster Stelle alle Eltern, die gegenüber allen ihren Kindern hetero- und homosexuelle Impulse entwickelten. Gleichzeitig wollten sie diese Kinder aber auch aus dem Weg räumen, weil sie sie als Rivalen zum jeweiligen Ehegatten empfinden würden. Und diese inzestuösen bzw. mörderischen Impulse würden sich nun auf die Kinder übertragen. Genauso hätten die Eltern diese Impulse zuvor von den Großeltern übertragen bekommen, diese wiederum von den Urgroßeltern usw. Die Kette muss wohl bis auf Adam und Eva zurückgehen, die diese Deformation wahrscheinlich direkt bei der Vertreibung aus dem Paradies mit auf den Weg bekommen hatten. Klinisch relevant sind jedoch nicht die elterlichen Haltungen, sondern lediglich die von dem Kind aufgenommenen „ödipalen“ Impulse und Komplexe.

Nachdem ich mich nun schon viele Jahre mit Freuds Theorie beschäftige, bin ich in letzter Zeit immer mehr überzeugt, dass Freud den Unsinn, den er von sich gegeben hat, selbst gar nicht wirklich geglaubt hat. Plausibler scheint mir, dass er ganz bewusst eine grandiose Lüge in die Welt gesetzt und ausgebaut hat.

[* Anmerkung: In: „Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge“ (1999) zeigt der Autor Han Israëls auf, wie Freud z.B. behauptet, er habe einen Morphiumsüchtigen durch Verabreichung von Kokain heilen können. Tatsächlich jedoch stellt er an seinem Beobachtungsobjekt, seinem Freund Ernst Fleischl von Marxow, fest, dass dieser von beiden Drogen immer größere Mengen konsumiert und daran zugrunde geht. Er stirbt mit nur 45 Jahren. Freud besitzt die Frechheit, für diese katastrophale Fehlbehandlung in mehreren Fachaufsätzen zu werben und sie sogar gegen den deutlichen Widerspruch eines Drogenexperten zu verteidigen! Anmerkung Ende *]

Mit seiner Lüge vom „Ödipuskomplex“ dient er sich den Mächtigen dieser Welt an, denen sein Opfer-Beschuldigungs-Konzept bestens in den Kram passen muss. Und so glaube ich auch nicht wirklich, dass das Autoren-Quartett für wahr halten kann, was es da in die Welt setzt, sondern dass es – zur Bewahrung der alten psychoanalytischen Ideologie – dem Freudschen Lügengebäude skrupellos ein weiteres Stockwerk obenauf setzt. Grotesk verzerrt werden die Eltern erstmals ausdrücklich mit ins Spiel gebracht. (Dies ist tatsächlich eine Neuerung gegenüber dem alten Freud.) Aber am Ende bleibt der Freudsche Unsinn – unter dem Deckmäntelchen der scheinbaren Revision – in Reinform erhalten: Es bleibt bei der sadistischen Theorie, die die kindlichen Opfer von Gewalt zu den eigentlichen Tätern erklärt (vgl. Kernberg). Und selbst, wenn mit dem Umweg über die Pauschalbeschuldigung der Eltern die ganze Theorie immer aberwitziger wird, Kritik daran wird die Autoren nicht anfechten: Man hat ja innerhalb der psychoanalytischen Glaubensgemeinschaft bereits jahrzehntelange Erfahrung damit, den Widerspruch kritischer Geister gegen die monströsen geist- und sinnlosen Unterstellungen der Psychoanalyse an sich abprallen zu lassen.

Und wie geht das psychotherapeutische Fußvolk mit diesem Jahrhundertwerk von Zepf u.a. um? Im Mitteilungsblatt der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes wird es ausführlich rezensiert, und zwar von Dr. Petra Schuhler, leitender Psychologin in der Klinik Münchwies (FORUM 55; 10/2014, S. 24ff): vier Seiten voller unkritischer und verständnisloser Lobeshymnen.

Je mehr ich mich mit psychoanalytischen Wirklichkeitsverdrehungen und Lügen beschäftige, desto mehr halte ich bewusste Verdummung und dreiste Behauptung von offenkundig Unwahrem für ein Phänomen, das in der heutigen Zeit in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geradezu zur Gewohnheit wird. Freud ist ein Wegbereiter der Lüge im Bereich von Psychologie und Psychiatrie geworden. Seine Neffe Edward Bernays hat sich ganz offen als Lügenexperte den Unternehmen und der Politik angedient. Das, was früher „Propaganda“ genannt wurde, hat er als „PR“ (= „Public Relations“) verharmlost. Ob Politikern oder Unternehmern: gerne hat er ihnen geholfen, mit bewussten Inszenierungen und Lügen die Bevölkerung zu manipulieren.

Lügen, Lügen, Lügen“ – so trompetete der republikanische US-Präsidentschaftskandidat über Anschuldigungen seiner Person in der Presse, und lenkte damit für einen Moment von höchster Stelle aus die Aufmerksamkeit auf Unehrlichkeit in der öffentlichen Berichterstattung. Mag Herr Trump alles daran setzen, um der Wahrheit über sich selbst zu ihrem Recht zu verhelfen. Möge er aber auch so wahrheitsliebend sein, dass er sich generell gegen Lügen verwahrt. Wollte er sich tatsächlich ganz generell zum Anwalt der Wahrhaftigkeit machen, dann könnte er – aus meiner Sicht – z.B. bei den folgenden Anlässen ansetzen:

– Eine schon ältere Lüge besagt, dass es Lee Harvey Oswald war, der John F. Kennedy erschossen hat. Das ist eindeutig widerlegt durch z.B. den Zapruder-Film, der festhält, wie Kennedy von vorne seinen tödlichen Kopfschuss erhält. (https://www.youtube.com/watch?v=iU83R7rpXQY, bzw. https://www.youtube.com/watch?v=tU7uryubPIA). Wenn Oswald überhaupt geschossen haben sollte (was nicht feststeht), dann kann er Kennedy nur von hinten getroffen haben. Wer ermittelt endlich einmal die wahren Täter und ihre Hintermänner?

– Die „Brutkastenlüge“ (vgl. http://www.gegenfrage.com/brutkastenluege/ ) führte zum Irak-Krieg des Jahres 1990 mit tödlichen Folgen für zigtausende von Menschen. Wer zieht diejenigen zur Verantwortung, die diese Inszenierung bestellt und umgesetzt hatten?

– Die Lüge von den Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins begründete den zweiten Irakkrieg im Jahr 2003 (vgl. http://www.upi-institut.de/irakkrieg.htm). Wann werden diejenigen, die diese Lüge in die Welt gesetzt und wider besseres Wissen propagiert haben, endlich zur Rechenschaft gezogen?

– Der ehemalige bundesrepublikanische Verteidigungsminister Rudolph Scharping begründete den Kriegseintritt der Bundeswehr gegen das ehemalige Jugoslawien am 24.03.1999 ebenfalls mit einer Lüge über das (angebliche) Massaker von Rogovo (ARD, Monitor: „Es begann mit einer Lüge“: https://www.youtube.com/watch?v=MYcRjHX50og). Wer trägt dazu bei, die ganzen Kriegshetzer und -propagandisten der damaligen Zeit nachträglich für ihre tödlichen Verbrechen zu belangen?

– Die „Rußlungen-Lüge“ behauptet, dass in der Lunge von Uwe Mundlos Ruß zu finden war, so dass er als derjenige gilt, der Uwe Böhnhardt erschoss, dann Feuer im Campingwagen des NSU-Trios legte, bevor er sich selbst erschoss (vgl. https://sicherungsblog.wordpress.com/2014/05/). Dass sich weder in der Lunge des einen, noch in der des anderen Uwe irgendwelcher Ruß befand, lässt auch die offizielle Darstellung dieses Geschehens als Lüge erkennen. Wer ermittelt endlich die wahren Hintergründe zum Tod von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos? Wer ermittelt die Hintergründe der Morde, die den Sündenböcken des NSU-Trios in die Schuhe geschoben werden?

– Selbst beim letzten Attentat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt gibt es ernstzunehmende Hinweise auf groteske Lügen (z.B. https://www.youtube.com/watch?v=rjEWmwS99vw). War Anis Amri tatsächlich so kooperativ, dass er folgsam offizielle Dokumente hinterlassen hat, die seine eindeutige Identifizierung ermöglichten? Warum wurden diese Papiere erst viele Stunden nach dem angeblichen Anschlag im „Tatfahrzeug“ entdeckt? Wie soll dieser Anschlag tatsächlich abgelaufen sein? War am Ende alles nur eine Inszenierung, quasi makaberes Straßentheater, um die gutgläubige Bevölkerung einmal mehr in Angst und Schrecken zu versetzen und sich der eigenen Täuschungsfähigkeit einmal mehr zu versichern und sie zu trainieren?

Und die Liste der Lügen und Intrigen ließe sich sehr, sehr umfangreich ergänzen.

Das groteske Lügengebäude von Freud beleidigt schon seit über einhundert Jahren den menschlichen Geist und die menschliche Seele. Sein Neffe Edward Bernays hat das Lügen für Politik und Wirtschaft systematisiert und kultiviert. Wie lange lassen wir uns noch gefallen, auf so vielen Ebenen getäuscht und verwirrt zu werden? Wie laut und deutlich muss derartigem Betrug noch widersprochen werden, bis wir endlich wahrhaftige Aufklärung durchsetzen?

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