Freud, die Psychoanalyse und die Folgen waren über die Jahre oft Themen auch der GEP-Rundbriefe. Nun kam der Wunsch auf, die umfänglichsten, jeweils spezielle Aspekte beleuchtenden Beiträge im deutschen INFC-Teil zusammenzustellen, um sie den speziell interessierten Lesern leichter und konzentrierter zugänglich zu machen. Freud spielt ja in alles Weitere von uns Behandelte hinein, ist vielfach Ursprung und Basis der von uns aufgezeigten Nöte. Der folgende Artikel stand erstmals in RB 1/10,3.
Warum Kritik an der Psychoanalyse? Eine kurzgefaßte Geschichte ihrer Wiedereinführung in Deutschland nach ’45 an Hand von Feststellungen anderer und persönlichen Erfahrungen
1 Immer wieder wird gefragt, warum wir über alle Schwierigkeiten hinaus, die die Kritik am Psychiatriemißbrauch, an dem der DDR in Sonderheit, an den Verbrechen des Sozialismus gar allgemein, über alle Maßen schon einbringt, auch noch Kritik an der Psychoanalyse üben, die doch selbst in psychiatriekritischen Kreisen heute als gute Alternative und in deutschsprachigen Ländern insgesamt als hehre Heilkunde gilt.[1] Ihre Zurückweisung müsse uns so doch nur noch größere Schwierigkeiten einbringen.
Die Antwort: Weil auf dem Gebiet ein Schwindel in den anderen greift – auch in der Psychoanalyse liegt Beugung der Wissenschaft mit fragwürdigen Folgen und damit Mißbrauch der Seelenheilkunde vor -, ist einem Schwindel und einem Mißbrauch nicht ohne den anderen zu wehren, ist jeglichem Mißbrauch des Fachs, jeglichem Schwindel auf dem Gebiet mit gleicher Entschiedenheit entgegenzutreten. Nicht von ungefähr hat es so die GEP in ihrer Satzung fixiert und hat es in der Auslegung ihrer Vereinsziele von 1994 nochmals bekräftigt (RB 2/94,8.5).
Fehlpraktiken hat es in der Seelenheilkunde gewiß auch ohne Freud genug gegeben, im braunen Terror weit Schlimmeres noch. Seit der russischen Revolution steht mit dem gar nicht so erfolglosen Trotzkyschen Versuch der Schaffung eines „neuen Sowjetmenschen“ (RB 1/08,4.4) die Psychoanalyse gar am Anfang des umfänglichsten politischen Mißbrauchs der Seelenheilkunde überhaupt. Mit der 68er Verquickung von Psychoanalyse und Marxismus hat sie das Denken auch in vielen westlichen Ländern geprägt, vielleicht auch hier einen „neuen Menschen“ schon hervorgebracht, einen, wie manche finden, „politisch (korrekt)“ unbekümmert-unkritischen, die verbreitete Verharmlosung besagter Verbrechen symptomatisch dafür. Nicht von ungefähr hat Karl Jaspers (1883-1969) dem Kommunismus, dem Nazismus (der Rassentheorie) und der Psychoanalyse einen ähnlich totalitären Charakter zuerkannt (s.u.). Es ist gewiß angemessen, auch der Analyse weiter kritische Aufmerksamkeit zu widmen. Auf Jaspers hat uns unser Mitgründer und langjähriger Ehrenpräsident Walter Ritter von Baeyer immer gewiesen.
2 In englischsprachigen Ländern ist die Psychoanalyse jetzt in freiem Fall. Hierzulande wird sie weiter gestützt. Erst Ende November 2009 machte in Berlin eine neue private „Hochschule“ als „International Psychoanalytic University – IPU“ auf,[2] offen für (aus dem Lager der Sozial-Pädagogen, Sozialarbeiter usw. kommende) „Quer-Einsteiger“ (RB 1/09,3.5). Gleichzeitig bestärkte der Vorsitzende der KBV Dr. Köhler die Freudianer, „ihre Bedeutung für die Versorgung (wessen?) in der Öffentlichkeit stärker zu vertreten“ und die „psychosomatischen Gebührenziffern … stärker zu benützen“ (DÄ 50/09), was unter gegebenen Bedingungen[3] fast einer Anstiftung zur Betrügerei gleichkommt. Sind doch die relevanten „Nachweise“ einer therapeutischen Wirkung der Analyse als Augenwischerei ausgewiesen (RB 2/03, 5.2). Schon Breuers und Freuds erster, als Behandlungserfolg ausgegebener Fall der Anna O. war ein Flop. Natürlich benützen viele Ärzte die fetten Ziffern gern und finden nichts dabei, den Schwindel damit weiter zu bestärken. KBV-Richtlinien gemäß (RB 2/07,5.4) erfinden sie Es-Ich-Überich-Konflikte als Ursache dieser oder jener „Störung“. Auch so läßt sich der Freudsche Geßler-Hut grüßen, der Psychoanalyse (1), Psychosomatik (2), Tiefenpsychologie (3) Reverenz erweisen, 2 und 3 in aller Regel gleich 1.
In etwa gleichzeitig waren Anfang der 70er der sowjetische Psychiatriemißbrauch, hierzulande aber die Psychiatrie-Reform und, in sie integriert, die Etablierung der Psychoanalyse in Gang gekommen. In gleicher Weise und gleichzeitig erhob ich so gegen sie Einspruch. Ausgiebig konnte ich diesen anfangs noch im Deutschen Ärzteblatt publizieren. Es befand sich damals[4] noch nicht in 68er Händen. Diesem meinem, unserem Vorgehen gegen Mißbräuche der Seelen(heil)kunde der verschiedenen Art begegneten von Anfang an von Seiten der Psychoanalytiker schärfster Widerstand, der gleiche Ausdruck entgeisterter Mißbilligung, still (mitunter auch laut) kochender Wut, wie ich ihn auch in der Mitgliederversammlung der DGPN 1972 in Wiesbaden erlebt hatte (RB 1/88, S. 60). Sie hatte ich aufgefordert – wer wagte es sonst? -, gegen den Mißbrauch des Fachs in der Sowjetunion vorstellig zu werden. Der Haß der Freudianer aber traf und trifft, wie häufig in Sekten, besonders Renegaten,[5] solche, die etwa ein Berufsleben lang Psychotherapie ausübten, gar „psychoanalytische Methoden benützten“ (Jaspers, s.u.), die die „psychosomatischen Gebührenziffern“ wie Freudschen Axiome jedoch mieden und damit dem aufgestellten Geßler-Hut den Gruß verweigerten.
Immer ad personam gingen die Angriffe der Freudianer und brachten anfängliche Mitstreiter von uns ab. Auch die Ärzte-Rabauken, die 1974 den Deutschen Ärztetag in Berlin und hier just die Psychiatrie-Debatte sprengten, rückten in ihrem vor der Kongreßhalle verteilten Pamphlet „Verkauft und verraten“ just die besagten, u.a. freud-kritische Publikationen (Fn 12) – an Brisanz kamen sie den GEP-Rundbriefen gleich – ins nicht mehr Diskutable, Habermas-scher „Ausgrenzung vom Diskurs“ entsprechend. Ihre 68er Positionen und Manieren fanden zunehmend freilich Anklang in der gesamten Gesellschaft, den Medien und auch bei der Union, geballt dann in der Psychiatrie-Enquête.
Was wir nach der Vereinsgründung 1977 unter von Baeyers Aegide als DVpMP und ab 1999 dann als GEP neben besagten Themen zum Psychiatriemißbrauch im Sozialismus vorbrachten, kam so bei der Ärzteschaft, ja der gesamten politischen Klasse nicht mehr an. Selbst die Opferverbände, [6] die doch den Opfern dienen sollten, wollten von diesem Mißbrauch in der DDR und seinen Opfern nichts mehr wissen. Primär folgen sie halt ihren Geldgebern, das heißt der Regierung.
3 Wie sich die Wandlung der Gesellschaft, mit ihr die Wandlung auch der Ärzteschaft und ihres Organs ins neomarxistisch-„politisch Korrekte“ abspielten, haben wir öfters schon beleuchtet. In den USA trug sich unter dem Einfluß der Psychoanalyse ja Ähnliches zu (RB1/ 08,3). Ihre (Wieder-)Etablierung nach 1945 in Deutschland mündete bei den 68ern und brachte die allgemeine Korruption im Land auf den Weg, den Verriß „sekundärer“, wenn nicht ganz primärer „Tugenden“ (Lafontaine), das Schönreden sexueller Übergriffe auf Minderjährige nicht zuletzt. DIE HOHE KUNST DER KORRUPTION, Hoffmann & Campe, 1989, pries der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, nach A. Mitscherlich Leiter des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt, beliebter Festredener der deutschen Ärzte. Natürlich kam Freud wie seinen Anhängern viel Menschliches entgegen. Angst in ihren vielfältigen Formen machte gewiß den größten Teil des „neurotischen Elends“ aus, dem abzuhelfen er billig versprach. Zwar half die Analyse gegen die Phobien, gegen krankhafte Angst, auch nicht,[7] weckte aber wenigstens Hoffnung, die sie bei ihrer langen bis unendlichen Dauer nie einlösen mußte. Mitunter halfen Spontanheilungen.
„Daß die Psychoanalyse in den ersten Jahren nach 1945 an der Heidelberger Universität Fuß fassen konnte“, sei, schreibt Bormuth[8], „das Verdienst“ Viktor von Weizsäckers und Alexander Mitscherlichs. Dieser, vor 1933 mit Ernst Jünger und Ernst Niekisch „national-revolutionär“ bewegt und von Hause aus gut betucht, war kritisch geworden, als er das NS-System ab 1933 selbst ungut zu spüren bekam, 1935 gar ein paar Monate Gestapo-Haft. Größtmöglichen Abstand hielt von Baeyer von ihm.
Von Weizsäcker, ursprünglich von seinem Kommilitonen Kronfeld für Freud erwärmt, besuchte diesen 1926 in Wien. Von ihm erlebte er für eine erste an ihn anlehnende Arbeit aber eher eine Abfuhr. So brach er 1933 den Kontakt zu Freud ab, erwähnte ihn bis 1945 nicht mehr, warf selbst eines seiner Bücher ins Nazi-Feuer und erklärte dafür den Antisemiten C.G. Jung zur „Säule der Psychotherapie“. 1941 erhielt er einen Lehrstuhl für Neurologie in Breslau, an dem, heißt es, ein Mitarbeiter Gehirne „euthanasierter“ Kinder sezierte. 1945 nach Heidelberg zurückgekehrt, stellte er sich, die Psychosomatik wieder aufnehmend, dafür „mit kompensatorischer Leidenschaft“ hinter „den „kulturkritischen Impetus der Psychoanalyse als notwendige ‚geistige Revolution’“. Mit Mitscherlich zusammen hängte er die Verbrechen der Nazi-Ärzte der naturwissenschaftlich geprägten Medizin an[9] und propagierte ihre „Befreiung“ „von der Bevormundung durch die Naturwissenschaft“.
In Die geistige Situation der Zeit – 1931 hatte Jaspers an der Rassentheorie, am Marxismus und eben an der Psychoanalyse ähnlich totalitäre Züge ausgemacht. Dem folgenden Terror entging er mit seiner jüdischen Frau nur knapp. Ihm, der als einer der wenigen überragenden Gelehrten des Landes vor dem aufziehenden Nazismus rechtzeitig gewarnt hatte, begegneten Mitscherlich und in seiner Begleitung von Weizsäcker als die wahren Antifaschisten.[10] Als sie ihre Absicht, mit der Einrichtung eines Instituts die freudsche Ideologie universitär zu etablieren, immer deutlicher hervorkehrten, widersetzte sich ihnen Jaspers immer heftiger (s. 3.4). Die Herren aber unterliefen seine und weitere Widerstände mit allerlei Tricks – verschleiernd firmierte ihr Institut erst etwa als „Abteilung für Allgemeine Therapie“ – und übertölpelten schließlich die gesamte Fakultät und bald das ganze Land. Unterstützung kam aus Berlin von den Resten des dortigen Göring-Instituts.[11] Besagte „Reform der Medizin“ aus dem Freudismus geht in ähnlicher Weise aber bis heute weiter – vgl. das jüngste Animieren von KBV-Boß Köhler (3.2). Ein großes Stück voran brachte sie vor allem die Psychiatrie-Enquête und ‑Reform der 70er Jahre. An Jaspers’ Warnungen ging das Land wie vor 1933 vorbei. Jaspers verließ es 1948 und legte bald darauf die deutsche Staatsbürgerschaft ab.
Von Weizsäckers Psychosomatik versprach eine „anthropologische Vollkommenheit“, die dem Trotzkyschen „neuen Sowjetmenschen“ kaum nachstand. „Psychotherapie organischer Krankheiten“ sollte, schrieb er, mit der „Neuproduktion eines Konfliktes auf gesellschaftlicher Ebene einhergehen … Ob Ehescheidung , politischer Umsturz oder religiöse Revolution – allemal wird der so Geheilte zum Gegner gewohnter Ordnung werden und sein Arzt von den Freunden und Nutznießern der gewohnten Ordnung mißbilligt werden… Die recht verstandene psychosomatische Medizin hat einen umstürzenden Charakter“ (Bormuth, S. 236.). Die Ärzteschaft mißbilligte sie freilich keineswegs. Sie wie die gesamte „politische Klasse“ unterstützten sie und die mit ihr einhergehende Kulturrevolution vielmehr nachdrücklich.[12] Ob die Ärzte draußen im Land ihr wirklich als Agenten des Wertewandels dienen wollten, wurden sie nie gefragt, wie ja auch der restlichen Bevölkerung der 68er Wertekanon vom Gender-Mainstreaming bis zur Milde für SED-Verbrecher eher übergestülpt wurde und wird. Die Ärzte wie viele andere taten nolens volens mit, wie ihnen eingetrichtert wurde.
Mit ihren Vorhaben aber kamen Mitscherlich & Co. voran vor allem, weil es in den USA Mächtige gab, die ähnlich kulturrevolutionär gestimmt waren (RB 1/ 08,3). Amerika ist eben auch das Land, in dem ein Herbert Marcuse wirkte, ein G. Brock Chisholm (RB 2/00, 3.3) bald zum ersten Generalsekretär der WHO avancierte, wo die Revolution der 68er ihren Ursprung nahm und Jahrzehnte zuvor bereits ein Schiff voller Geld in Richtung Petersburg ausgelaufen war, Trotzky an Bord, um mit Lenin zusammen die Oktoberrevolution zu veranstalten. Mitscherlich hatte ’45 offensichtlich ein Gespür dafür, was unter der Fahne der Freiheit jetzt anstand. Es waren jedenfalls aktuelle politische Klüngel,[13] die der Psychosomatik und mit ihr bald der 68er „Revolution“ zum Durchbruch verhalfen. Karl Jaspers, Hannah Arendt und viele andere immer noch dem hohen jüdisch-christlichen Menschenbild verhaftete Idealisten, nicht zuletzt auch von Baeyer und wir wurden kontinuierlich ausgebremst und ausgegrenzt. Die Entwicklung merkwürdig verschlafen haben unsere Kirchen.
4 Nur um nochmals ansichtig zu machen, wie deutsche Psychiater von Weltgeltung gegen Freud argumentierten, was speziell Jaspers dem hier behandelten Mitscherlich-von-Weizsäckerschen Vorgehen entgegensetzte und was die deutsche Ärzteschaft danach lässig vom Tisch wischte und bis heute ignoriert, einige Zitate (teilweise in RB 2/00, 3.3 schon wiedergegeben):
Emil Kraepelin[14] aus Dementia praecox and Paraphrenia (aus dem Englischen rückübersetzt):
„… Überall treffen wir den charakteristischen Grundzug der Freudschen Untersuchungsmethode, die Präsentation willkürlicher Annahmen und Konstruktionen als Fakten, die ohne Zögern zum Bau neuer und immer höher aufgetürmter Luftschlösser genommen werden, wie auch die Tendenz, von einzelnen Beobachtungen aus zu maßlosen Generalisierungen zu gelangen. Ich muß letztlich bekennen, daß ich beim besten Willen dem Gedankenfluß dieser ‚Meta-Psychiatrie’ nicht folgen kann…“
Aus Karl Jaspers’ Zur Kritik der Psychoanalyse[15]
„… Freud der überragende Kopf. Das Gewicht seines Wesens, die Radikalität, mit der er bis zum Absurden geht, sein Bezug auf die Krisis eines verlogenen Zeitalters, sein Stil und seine Eigenwilligkeit wirken stärker, als irgendeiner der Nachfolger es vermochte. … Es ist längst durch Kritiken gezeigt worden, was in seinen Schilderungen, Deutungen, Thesen Erkenntnisbedeutung hat, was pseudowissenschaftliches Verfahren, was in der Folge nicht etwa Fortschritt einer haltbaren Theorie, sondern bloßer Wandel der Einfälle des Autors ist. Freud nimmt nicht teil am Sinne moderner Wissenschaft. Er bewirkt mit seinen Entschleierungen selber neue Verschleierungen….
Heute gibt es innerlich unabhängige Psychotherapeuten, die den Menschen lieben und ihm helfen möchten. In je einmaliger persönlicher Gestalt tun sie vernünftig das Mögliche. Sie benutzen auch psychoanalytische Methoden, ohne ihnen zu verfallen. Sie organisieren und technisieren nicht, was für immer Sache der geschichtlichen Kommunikation einzelner Menschen bleibt. Sie sind naturwissenschaftlich klares Erkennen gewöhnt und haben es stets als die Grundlage aller Therapie gegenwärtig. Von ihnen soll hier nicht die Rede sein…
Die Weise der therapeutischen Wirkung (der Psychoanalyse) ist fragwürdig. Man weiß, daß alle psychotherapeutischen Verfahren in der Hand wirksamer Persönlichkeiten Erfolge haben, durch die Jahrtausende hindurch. Man sieht, daß psychoanalytische Verfahren ebensoviel Erfolge und Mißerfolge haben wie andere Methoden. Die Befriedigung mancher Patienten an der eingehenden Beschäftigung mit ihnen und ihrer gesamten Biographie ist nicht gut als Heilung zu bezeichnen. …Was hier Therapie heißt in der Unbestimmtheit und Beliebigkeit des Sinns von Heilung, ist an dem Worte eines namhaften Psychoanalytikers von 1933 zu erkennen: die größte psychotherapeutische Handlung sei die Wirkung Adolf Hitlers…“ – nach Bormuth (S.252) Ausspruch des Psychoanalytikers (Hans von) Hattingberg.
„Es erwächst (aus der Psychoanalyse) der Anspruch eines Totalwissens vom Menschen, von seiner eigentlichen Substanz, die noch vor der Scheidung in Leib und Seele liegt. Diese Totalisierung der Menschenauffassung ist wissenschaftlich unmöglich. Sie ist als Denkstruktur dem Totalitarismus in der historisch-soziologischen Auffassung analog. Sie beruht auf der Verwechslung von Erkennbarkeit und Freiheit. Freiheit, zum Gegenstand gemacht, ist nicht mehr Freiheit.
Krankheit wird zur Schuld. Was in begrenzten Bereichen ein möglicher Standpunkt gegenüber Krankheitserscheinungen ist – in keinem Falle ein ärztlicher Standpunkt – das wird mehr oder weniger deutlich auf alle Krankheiten ausgedehnt. Eine falsche und in ihren Folgen inhumane Philosophie verdirbt den Sinn und das Ethos ärztlichen Helfens.
Es entsteht, mehr oder weniger bewußt, eine Vorstellung von menschlicher Vollkommenheit, die Gesundheit genannt wird. Die Einheit des Menschen, die Einheit der Wissenschaft, die Einheit der Medizin werden pathetisch betont – aber gemeint als Unterwerfung unter die fragwürdigen Glaubensgehalte der schlechten, schwankenden, in verwirrenden dialektischen Kreisen unklar sich bewegenden Philosophie (Freuds)… Man fragt sich, ob die Psychoanalyse der Weg sei zur Reife… Oder ob hier nicht vielmehr durch verkehrten, bodenlosen Glauben, der sich fanatisch festhält, der Weg verlegt wird zum eigentlichen Menschsein…
Das medizinische Kleid für unmedizinische Anschauungen, das ärztlich-therapeutische Kleid für unärztliche Behandlungsmethoden im Umgang mit Leiden und Nöten schafft eine Verwirrung der Grundhaltung, die den Boden bereitet für eine Orthodoxie…
… Blickt man auf alle diese Erscheinungen… und sieht man dann, wie etwa auf dem Wiesbadener Internistenkongreß 1949 solche Dinge ernst genommen wurden, so kann man wohl in Staunen geraten.. Das Maß der Anerkennung in der Diskussion seitens der Nichtanalytiker, die Vorsicht, als ob etwas daran sein könne,[16] die Sorge, bei radikaler Verwerfung der Unwissenschaft als befangen zu gelten, zeigt, wie tief die Wirkung dieser Glaubensweisen geht. Es könnte hier, wo mit der Wissenschaft zugleich Freiheit und Menschlichkeit und der Ernst des Unbedingten bedroht sind, eine Reaktion zur notwendigen Selbstbesinnung führen…“
5 Von Weizsäcker, Mitscherlich (der ihn bald abhängte) und Co. bewiesen fraglos Geschick, Jaspers’ Widerständigkeit zu überwinden. An seinen Mahnungen ging Deutschland wieder vorbei,[17] ebenso an denen vieler anderer Freud-Kritiker, die sich bald, auf neue Entdeckungen Freudscher Flunkerei gestützt, zunehmend in aller Welt zu Wort meldeten. Hierzulande wurde derweil ausgegrenzt, wer an Freud nicht glaubte. Selbst für Opferverbände gilt heute als psychiatrisch nur oder doch besonders kompetent, wer wie die Damen Süß (2.2) und Ebbinghaus (2.1) dem Freudschen Aberwitz anhängt, am besten den 68ern rundheraus (RB 2/09,1). Diesen galt ja die DDR à priori als das bessere Deutschland.
1973, als die analytisch reichlich schon mitbestimmte Psychiatrie-Enquête, von der CDU/CSU angefordert, vom Bundestag in Gang gesetzt, schon fortgeschritten war und ihr Zwischenbericht bereits vorlag, toppte die damalige Bundesgesundheitsministerin Focke (SPD) das Unternehmen, indem sie der Enquête-Kommission noch einen Extra-Trupp von Analytikern aufsetzte. Deren Wortführer war jetzt Horst-Eberhard Richter, Mitscherlichs Nachfolger als Direktor des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt, SPD-Wahlkämpfer, Vormann des Freud-(Marx)ismus jetzt in Deutschland (s.o.).[18] Nicht zuletzt über dem psychoanalytischen Aufsatz geriet der anderthalb tausend DIN-A-seitige Enquête-Bericht 1975 in seiner sprachlichen Öde, seiner Verblasenheit und seiner politischen Verdrücktheit – über Institutsambulanzen verfolgte er breiteren staatlichen Zugriff auf das Fach, über die Psychotherapie Zugriff auf jedermann – zu einer neuen Peinlichkeit der deutschen Seelenheilkunde.
6 Immerhin war es ja die Zeit, in der jenseits des großen Teichs – davon erfuhren wir freilich erst später – ein ganz anderer Trend schon eingesetzt hatte. Zu Aufstieg und Fall Freuds in den USA standen in RB 1/08,3, stützend auf das Buch von E. Fuller Torrey FREUDIAN FRAUD, schon einige Ausführungen. Ein weiteres inzwischen erschienenes Buch verbreitert die Spur, das Buch des Psychiatrie-Professors an der McGill University in Montreal Joel Paris THE FALL OF AN ICON (University of Toronto Press, 2005). Es zeigt, wie in Nord-Amerika bereits in den 70er Jahren die Ablösung von Freud innerhalb der Psychiater-Zunft vorankam. Hierzulande erwärmten sich derweil die Seelen-Experten, die Ärzteschaft insgesamt, ja die gesamte „politische Klasse“, auch die Union für ihn (und Marx) erst richtig. Persönliche Erfahrungen einflechtend, führt Paris ein Beispiel an, das die unterschiedliche Aufnahme des „Freud-Marxismus“ in der der (Seelen-)Heilkunde beidseits des Atlantiks verdeutlicht.
Auf der Höhe der Revolte lud die McGill-Klinik Herbert Marcuse zur Diskussion, zu seiner fachlichen Unterstützung dazu noch den Psychiater „Robert“. Die Versammlung wurde von einer Gruppe Maoisten gestürmt, die die Diskussion mit Zwischenrufen störten. Marcuse klagte das Fach an, auf der Seite des „Establishments“ zu stehen. Der alt verdiente Klinikchef (Dr. Lehmann) hielt dagegen, die Revolutionäre versprächen nach der Revolution kommende Sahne, lieferten sie aber nie. Robert stand auf, rief: „Ich geb’ euch eine“ und spritzte Lehmann mit Sahne voll. Als ihn McGills Dekan zu stoppen versuchte, gab’s ihm „Robert“ ebenso. Marcuse verteidigte ihn. Die Maoisten brüllten und drohten, die Arbeiter-Klasse zum Aufruhr zu führen. Lehmann sorgte für Beruhigung, indem er einräumte, vielleicht ein falsches Wort gesagt zu haben. „Aber lassen Sie uns jetzt die Diskussion fortsetzen“ – wie’s dann auch geschah.
7 Als in Berlin 1974 ein ähnlicher Haufen in den Deutschen Ärztetag brach (RB 1/01,6.9), ließ die Ärztetagsleitung die eben laufende Psychiatrie-Diskussion – kurz war ich da noch zu Wort gekommen – in lauter Marschmusik untergehen und schloß sich in der Folge ohne viel Aufhebens den linken Chaoten an, die Psychotherapie, in der es Einfühlung und Offenheit braucht, der Freudschen Dogmatik überlassend, dafür andere jetzt ausgrenzend.
Paris schildert, wie die der Freud-(Marx)-Bewegung entsprungenen „Sozialpsychiater“ selbst in den USA eine Zeitlang die Oberhand gewannen und gar das National Institute for Mental Health (NIMH) vereinnahmten. „The hijacking of a national research centre to promote an agenda of social change seems incredible. The institution… reflected the ‚Zeitgeist’“ (weitere Zitate s. nachfolgenden Kasten). „Die“ Psychiater waren damals in aller Welt versessen, die deutschen zudem von „kompensatorischer Leidenschaft“ erfüllt, die Gesellschaft zu verändern und sie (zumindest rhetorisch) von all ihren Gebrechen zu heilen. „Psychis“, die Karriere machen wollten, waren damals allesamt „Sozialpsychiater“ – solche, denen die Psychiatrie der DDR auch heute noch als „positiv und bewahrenswert“ gilt (RB 1/09,2.7).[19] Neben Psychoanalytikern und Politikern waren sie die treibende Kraft hinter der Reform. Wer ein noch so dürftiges Papierchen zum Enquête-Bericht beitrug, hatte bereits das Ticket für einen psychiatrischen Chefarztposten in der Tasche. Das „unfreie System der Planwirtschaft“ legte da in seiner „Verkorkstheit“ (Philipp Rösler) im Gesundheitswesen los.
8 Effizienz-orientierte und damit Freud-kritische Psychiater lösten in Amerika derweil, so Paris, die lang auch dort dominierenden Freudianer ab.[20] Einige von ihnen wechselten gar selbst zur exakten Wissenschaft über und wurde auf deren Seite zu Pionieren wie etwa Aaron Beck. Zur Depression entwickelte er die (angeblich) effizienzerprobte Kognitive Therapie.[21] Wissenschaftler und Phantasten wirken demnach auch in der Neuen Welt heute noch neben einander. So gibt es auch dort erhebliche Reste von Freud-Gläubigkeit und –Geltung. Daß die angesehene amerikanische Ärzte-Zeitschrift JAMA kürzlich den Beitrag[22] zweier deutscher Psychologen, der die Wirksamkeit der „Tiefenpsychologie“ angeblich (!) ausweist, ist wohl symptomatisch. Der Paradigmenwechsel verlaufe insgesamt, so Paris, friedlich. Die Sache aber sei entschieden.
Ihr Sündenregister fliegt den Analytikern und den lange mitgelaufenen US-Psychiatern nun um die Ohren. Der Schriftsteller E. Dolnick[23] etwa erinnert, wie sie Eltern, in Sonderheit „schizophrenogenen“ Müttern kranker Kinder zu all ihrem Unglück auch noch die Schuld an deren Leiden aufluden. Dolnick wie Paris meinen beide halb entschuldigend jedoch, die Psychiater hätten es halt nicht besser gewußt.[24]
9 Auf die geschichtliche Entwicklung verweisen auch deutsche Psychiater jetzt gern, nachdem sie die Psychoanalyse über Jahrzehnte Platz greifen ließen. Sie stellen diese und solide Wissenschaft jetzt einmal nach und das nächste Mal neben einander, stellen erstere als zumindest historisch interessant, im Handumdrehen dann aber auch als therapeutisch relevant und somit ebenbürtig hin.[25] Sie geben den Schwindel damit immer noch als honorig-empfehlenswerte Therapie-Alternative aus, ja benützen den guten Ruf ärztlicher Wissenschaft, um Schwindel zu bestärken. Das Ergebnis ist, daß zur Anwendung kommende Psychotherapien zu drei Vierteln weiterhin freud-orientiert sind (RB 1/06,7.3).
Auch in Amerika aber lautet die Anklage nicht nur sanft auf historischen Irrtum, sondern rundweg auf Lüge und Betrügerei (Torrey, FREUDIAN FRAUD – 3.6). Uns steht in jedem Fall ein entschiedenes Urteil zu: Ohne daß unsere einschlägig über Jahre erhobenen Anklagen je geprüft worden wären, wurden und werden wir ausgegrenzt, die Freudsche Schwindelwissenschaft aber von obersten Ärztevertretern, KV-Boß Köhler u.a., weiter bestärkt, Hilfesuchende weiter verschaukelt, Zwangsbeiträge der Krankenversicherten, Millionen-, Milliardensummen in den Sand gesetzt und das ganze Land irregeführt.
- Es gibt auch solche, die unsere Kritik am Psychiatriemißbrauch und unsere Freud-Kritik gegen einander auszuspielen versuchen. Von Anfang an ließen es Gegner an Angriffen (und Unsinnigkeit ihrer „Argumente“) nicht fehlen. Wir bleiben die einzige Gruppe im Land, die den Mißbrauchsopfern über mehr als dreißig Jahre kompetent und selbstlos beigesprungen ist. Keine Unterstellung soll uns hindern, es weiter zu tun, wie es recht und sinnvoll ist.↵
- „University“ nennt man das Unternehmen hochstaplerisch, weil das deutsche Wort Universität doch für echte Universitäten steht. Auch das ein Trick, Adepten mit akademischen Aussichten zu locken und ihnen Geld abzuknöpfen, Studiengebühr € 32.000. DIE WELT vom 29.11.09 textete gleichwohl: „Die Psychoanalyse hat jetzt eine eigene Universität.“ Echte deutsche Professoren aber machen mit, Kächele etwa (RB 2/07, 6.1) und Freyberger (RB 2/09,7.2).↵
- In den Gebührenordnungen der Ärzte steht für jede erbrachte Leistung eine Ziffer und für diese dann ein Geldwert, für Freudsche Leistungen fraglichen Heil-Werts ein extra hoher Geldwert. Will ein Therapeut sie in Anspruch nehmen, muß sich nur zuvor in jedem Behandlungsfall in einem Gutachten als Anhänger der Freudschen Schwindellehre bekennen. Gegen alle Verlockungen ging ich selbst diesen Köder-Ziffern mein Berufsleben lang aus dem Weg.↵
- Gegen den Mißbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion nahm ich erstmals in DÄ 38/1972 Stellung (Replik an den damaligen Bonner Ordinarius Prof. G. Huber: „Soziale oder sozialisierte Psychiatrie?“). Gegen die Machart der Psychiatrie-Reform richtete sich insbesondere mein Beitrag „Achillesferse Psychiatrie oder: Der Countdown einer Sozialisierung“ in DÄ 50/1973. Der Beitrag Vom ’Fach’ und ‚Facharzt’ für Psychotherapie in DÄ 40/75 richtete sich gegen die weitere Etablierung des Psychoanalyse-Schwindels. Der linken Psycho-Szene widersprechend – eine andere gab’s damals nicht mehr -, lösten die Beiträge schon viel Empörung aus. Daß im April 1976 noch unser Aufruf zur Gründung unserer Vereinigung in einer ganzseitigen (6000 Mark teuren) Anzeige erscheinen konnte, müssen wir dem Blatt zugute halten. In DÄ 8/85 erschien als Titelgeschichte ein letzter großer Beitrag von mir: „Zeitenwende in der Medizin?“ (gekürzter Nachdruck in RB 4/99,5).↵
- In RB 1/09, Fn 61 berührte ich meine eigene tiefenpsychologische „Ausbildung“ 1964-66 in Berlin. Ein glückliches Schicksal, die Möglichkeit nämlich, meine fachärztliche (psychiatrisch-neurologische) Weiterbildung an der Univ.-Nervenklinik in München abschließen zu können, befreite mich aus ihr. Es dauerte aber noch länger, bis die irritierendsten freudschen Verbildungen abgestreift waren.↵
- DER STACHELDRAHT (für Freiheit, Recht und Demokratie!) 8/09 berichtete über den Kongreß der UOKG am 24.10. 09 und dabei über die Ausführungen der Psychiaterin Ebbinghaus. Daß ihr Leugnen des systematischen Psychiatriemißbrauchs von einer anderen Psychiaterin vor etwa hundert Zuhörern offen als Lüge markiert wurde (RB 2/09,2.1), unterschlug die Zeitschrift. Selbst Opfer-Organe glätten die Geschichte, spielen kommunistische Verfolgung herunter. Darüber sind innerhalb angesehener Opfervereine inzwischen Schlammschlachten aufgekommen.↵
- Die Psychiatrie hat die Angst, die „normale“ wie die krankhafte, die verbreitetste seelische „Störung“ unter den Menschen überhaupt (RB 1/05,3), lange nicht wahrgenommen. Die Soziale Phobie wurde erst in den 1970ern identifiziert und damit (verhaltens-) therapeutisch und medikamentös effektiv angehbar.↵
- Bormuth M., KARL JASPERS UND DIE PSYCHOANALYSE, frommann – holzboog, 2002 – s. auch RB 2/07, Fn32↵
- Fälle politischer Anpassung sind in der Familie mehrfach bekannt geworden.↵
- Infam genug unterstellte Mitscherlich in der Einführung in seine zehnbändige Freud-Studienausgabe, „daß jeder, der intellektuelle Einwände gegenüber der Psychoanalyse oder ihrer richtigen Auslegung hege, sich selbst fragen müsse, ob er nicht zuletzt nur antisemitischen Vorurteilen Folge leiste“, ungeachtet der Einwände auch vieler jüdischer Gelehrter, nicht erst der von Han Israels, RB 1/07, 5.1-2).↵
- Die Einrichtung des Deutschen Instituts für psychologische Forschung und Psychotherapie unter der Leitung des Hermann Göring-Vetters Matthias habe, so Bormuth (S. 171), zu bester Nazi-Zeit die (vordem) unterschiedlichen Schulen der Psychotherapie zusammengeführt und so ihre „professionelle Konsolidierung und Etablierung“ vorangebracht.↵
- Einzelne richtige Beobachtungen und Schlußfolgerungen einzelner Freudianer und Marxisten hellen ihre insgesamt negativen Bilanzen nicht auf. In noch so miesen Systemen sind mitunter auch nützliche Dinge entstanden – z.B. Autobahnen.↵
- Letztlich waren es das Geld der Rockefeller-Stiftung und „der politische Druck des Justizministers Carlo Schmid“, die 1950, schreibt Bormuth, zur Eröffnung der „FreudKlinik“ an der Heidelberger Universität führte.↵
- aus „Einführung in die Psychiatrische Klinik“ (1916): Zu Freud „läßt sich mit Bestimmtheit aussprechen, daß die Heilerfolge … in keiner Weise über das durch andere Suggestivverfahren Erreichbare hinausgehen.“↵
- Aus Rechenschaft und Ausblick Piper, München, 1951. – ähnliche Ausführungen u.a. in Jaspers’ „Kleinen Schule der Philosophie“ von 1964. Zeit seines wissenschaftlichen Lebens ist Jaspers der Pseudowissenschaft entgegengetreten, versuchte er dem Ungeist zu wehren.↵
- Schritt um Schritt hat die Ärzteschaft seit dem Kongreß, dem Anlaß der Philippika Jaspers’, alle „Vorsicht, als ob etwas daran sein könne“, fahren lassen. Aus vollen Zügen und ungehemmt gab sie der Schwindelwissenschaft bei.↵
- Für ihre Hilfe zu seinem Buch dankte Bormuth s.o.) u.a. der Österreichischen Karl Jaspers Gesellschaft. Auch diese freilich läßt von der Freud-Kritik ihres Namenspatrons, die diesem doch sein ganzes wissenschaftliches Leben lang ein erstrangiges Anliegen war, nichts mehr verlauten. Das heiße Eisen scheint auch ihr zu heiß zu sein.↵
- laut DÄ 19/08 ein weiterer „Pionier der Psychosomatik, Wegbereiter der psychoanalytischen Familientherapie, anerkannter Sozialphilosoph, Leitfigur der Friedensbewegung“ usw. usf., kurz: „ein unbequemer Vordenker“↵
- Über den psychiatrischen Universitätsbetrieb Bonns hat der deutsch-amerikanische „Sozialpsychiater“ Prof. Karl Koehler im Antipsychiatrieverlag ein Büchlein, eine Groteske herausgebracht: GUMPELMANN, 2004, von Zoten triefend.↵
- Bei Aufgabe der Psychoanalyse wird die Psychiatrie das Psychotherapeutische nie aufgeben (können). So viele Sünden ihr auch anhängen, wird sie weiter frequentiert bleiben. An wen sonst sollen sich die Kranken denn wenden?↵
- Das ist etwas anderes, als etwa großartige Forschungsarbeit zu leisten und, auf die Meriten gestützt, dann nach Art Eric Kandels wieder Freud-Kult zu betreiben.↵
- Leichsenring F, Rabung S. Effectiveness of long-term psychodynamic psychotherapy – a meta-analysis. JAMA 2008; 300:1551-65. Die Arbeit ist reichlich verschlüsselt und somit kaum überprüfbar. Sie suggeriert aber allein mit ihrem Erscheinen in der angesehenen JAMA Stimmigkeit. Daran ist de facto gar nichts. Im Beitrag „Zur Wirksamkeit der Psychotherapie“ haben wir in RB 2/02,5.2. die fehlende Stichhaltigkeit der bis dahin vorgelegten Effizienznachweise ausgebreitet. Selbst wenn nachträglich noch reelle Nachweise kämen, gilt unverändert, daß über Jahrzehnte den Behandlungen jede ernsthaft wissenschaftliche Grundlage abging, sie letztlich betrügerisch waren.↵
- Dolnick Edward, Madness on the Couch: Blaming the Victims in the Heydays of Psychoanalysis, Simon & Schuster, 1998.↵
- Auch moderne Freud-Nachfolger wie J. Bowlby, P. Fonagy u.a. verunsichern Kinder, Eltern und Gesellschaft wahrscheinlich mehr, als sie sie bestärken.↵
- so etwa Dr. Fric und Prof. Dr. med. Dipl.Psych. G. Laux in NeuroTransmitter 1/2010, in dem Beitrag „Mulitmodale Behandlungskonzepte für die „Sorgenkrankheit“. Andere versuchen derweil heimlich sich von Freud davonzustehlen (NPZ 1/10 etwa findet: Verhaltenstherapie nützt auch ohne Ursachenklärung.) Unter dem gleichen Etikett „Psychotherapie“ und immer zum gleichen Preis verkaufen die Herrschaften unterschiedlichste Inhalte, ihre Wirksamkeit nie näher diskutierend. Gern ziehen sie bei passender Gelegenheit aber Freud unter dem Ladentisch wieder hervor.↵